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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Märzheft
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Donath, Adolph; Bode, Wilhelm von [Gefeierte Pers.]: Wilhelm von Bode
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0299

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LÜitbctrri üon Bode f

von

Adolpb üoticLtb

Y\/ilhelm von Bode ist tot. Am 1. März 1929 ist der
v * große Museumsorganisator und Kunstforscher
sanft entschlafen. Was sein Name für das Museurn an
sich bedeutet, für die Kunstforschung, der er neue Ge-
biete erschlossen hat, für das private Sammelwesen und
den Kunstmarkt, ist im „Kunstwanderer“ gewürdigt
worden, als der Unvergessene am 10. Dezember 1925
seinen 80. Geburtstag beging. Die Darstellungen unserer
Festschrift von 1925 werden jetzt nach dem Able'ben des
genialen Mannes an dieser Stelle noch von Persönlich-
keiten der Kunstwissenschaft ergänzt werden.

Heute möchten wir bloß den M e n s c h e n Bode
zeichnen und seine langjähri'gen Beziehungen zum
„Kunstwanderer“. Denn der „Kunstwanderer“
war die Stätte, an der Bode für seine Ideen gekämpft
hat, an der er offen aussprach, wie es ihrn ums Herz
gewesen ist. Der Niedersachse Bode war ja als
Mensch von einer Ungezwungenheit sondergleichen.
Keine Überheblichkeit war in ihm, keine Unbescheiden-
heit. Er ließ den andern reden und sagte dann, so wie
er auch schrieb, frei von der Leber weg, seine Meinung.
So ist er schon in der „Kaiserzeit“ gewesen und so gab
er sich auch nach der Revolution. Und dabei schien
es ihm gleichgültig, wer vor ihm stand, der junge
Museumsbeamte oder der Herr Minister.

Er wußte auch den Widerspruch zu schätzen, doch
er wertete ihn nur, wenn er iiberzeugt war, daß die
„Opposition“ aus ernster Überzeugung kam. Witterte

er aber Intrigen, dann focht er mit erstaunlicher Zähig-
keit gegen dic Absichten sciner Feinde an. Immer frei-
lich bloß in jenen Fällen, wo es sich um seine Museen
handelte. Um seine eigene Person kehrte er sich da
nicht zum mindesten. Bode kannte iiberhaupt nicht den
Egoismus. Gewiß, er wußte genau, welche Arbeit er
gelcistet hatte, aber immer ging es ihm um den Zweck,
für den sie getan worden war, irnmer war es dic Kunst
und immer waren es die Museen, für die er gelebt hat.
Und niemals dachte er, indem er für sie wirkte, an per-
sönliche Bereichcrung.

Ich hatte das Glück, Bode schon vor fast einem
Vierteljahrhundert kennengelernt zu haben, und ich bin
ihm unendlich dankbar, daß er schon damals dem jun-
gcn Kunstbeflissenen jede Förderung versprach. Er
empfahl mich den Sammlern, deren Kunstbesitz ich
studieren wollte, machte mich, als er mich mancher Prü-
fung unterzog, auf Irrtümer aufmerksam und freute sich
wieder, wenn mein „Spürsinn“ die richtigen Wege fand.
Als ihm eines Tages Fritz Gans in Frankfurt am Main,
an den er meinethalben geschrieben hatte, mitteilte, ich
sei nicht „von der Art der Leute, die hereinzufallen
pflegen“, lachte Bode aus vollem Herzen.

Als ich Wilhelm von Bode im Jahre 1919 von mei-
nen Anregungen zur Gründung einer Kunstzeitsehrift
erzählte, schien er zunächst sehr skeptisch. Es war ja
die schlimmste Zeit, in der man einen „neuen Typ“
einer Kunstzeitschrift schaffen konnte. Ueber den

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