Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Juliheft
DOI Artikel:
Hajos, Elisabeth M.: Berliner Architektur und Architekten von heute
DOI Artikel:
Hirschberg, Leopold: Seltsames vom Goethe "letzter Hand": mit Abbildungen vier unbekannter Kupfer Schwinds
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0503

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Europa vermitteln, wenn es sich auf sich selbst besinnt
und sich solidarisch verkettet, w.enn es Maß hält, Idee
und Gehirn, Geist und Verstand zum Ausgleicli bringt“.

Das Problem der modernen Architektur hat Mendel-
solm erfaßt, wie nur wenige außer ihm. Er, der Wortc
sagen k'onnte wie „Das I iaus ist kein unbeteiligter Zu-
schauer der sausenden Autos, des hin- und herflutenden
Verkehrs, sondern es ist zum aufnehmenden, mitwirken-
den Bewegungselement geworden“, lebt in weitgehend-
sten Perspektiven, ist durchdrungen von der neuen Be-
deutung des Einzelbaues im gesamten Stadtorganismus,
überhaupt im gesamten, aus hundert Komponenten
resultierten modernen Leben.

Wie bei wenigen Architekten bieten seine Skizzen,
erste Entwürfe zu den Bauten, einen genußvollen und
lehrreichen Einblick iu das Schaffen. Mit herrlichem
Schwung ballen sich diese Form- und Raumimprovisa-
tionen, klären sich allmählich und führen zu weiten,
jeder Sentimentalität baren Gebiiden.

Im Einsteinturm in Potsdam, einer grandiosen
Betonplastik, klingen vielleicht noch ringende Formen
der sterbenden Sezession nach. Aber in den nächsten
Werken schon verliert sich das Gcknetete, Vegetabi-
lische, die Formen erscheinen gefestigt, sind architek-
tonischer geworden. Der Umbau des Mosse-FIauses
zeigt sclion viele Züge, die ihn von nun an beherrschen:
den dominanten horizontalen Schwung, riesenhafte
Glasflächen, messerscharfe, klare Gliederung. Zahl-
reiclie ausgeführte und projektierte Industrie-Anlagen
und Warenhäuser deuten die weitere Entwicklung an,
immer mehr gesteigerte Einfachheit, Reduktion der
Formen auf das Notwendigste. Die Bauten in der
Cicerostraße lassen, trotz der teilweise improvisierten,
kulissenhaften Wirkung, die künstlerischen Möglich-
keiten seines Wesens, seiner Entwicklung ahnen.

Viele neue Bauprojekte, darunter das demnächst
am Potsdamer Piatz zur Ausführung kommende Waren-
hochhaus, werden zweifellos den Stempel seiner Kunst
dern zukünftigen Stadtbild vermitteln.

Seltfames vom Qoetbe „tetEtet? fiand“

]Mit Abbildungcn viec unbekanntßt? Kupfct? Scbtüinds

üon

teopold Hit’Ccf)bevg

Jn den hundert Jahren, die seit dem Erscheinen der
* „Ausgabe 1 e t z t c r H a n d“ C.oethes liunmehr
in die Länder gegangen sind, hätte man von Sammlern
und B'ibliophilen — die Philologen mögen ausscheiden,
wenn sie es verantworten kömieu! — erwarten dürfen,
diese in so Vieler Besitz befindlichen Ausgaben aufs
genaueste studiert und beschrieben zu finden. Daß dies
nicht der Fall ist, lehrte zunächst der kürzlich von nür
gemachte und veröffentlichte („Die Literatur“ 1927,
Heft 11) Fund einer als „Ausgabe letzter Hand“ betitel-
ten fünfbändigen Quartausgabe v o n 1837,
die sich als der Pariser Tetot freres-Druck von 1836
mit Gotta-Titelblättern herausstellte.

Nun aber fischte ich auf einer meiner Reisen aus
einer bedeutenden Sortiment-Buchhandlung, die neben-
bei das süße „moderne“ Antiquariat pflegt, einen
s e c h z 1 g b ä n d i g e n G r o ß - 0 k t a v - G o e t h e
a u f S c h r e i b p a p i e r m i t 57 K u p f e r n1),
der uns vieles Kopfzerbrechen, aber aucli große Freude
verursachte. Unter „uns“ verstehe ich meine beiden
Berater, denen ich gleich hier danken kann: Herrn
Prof. Dr. O 11 o P n i o w e r , den bekannten Goethc-
forscher, und Herrn Antiquar Thomas Graf, einen
ungewöhnlich guten Kenner der Graphik.

Obbesagtes Exemplar enthält (in Band 1—25)

Ü Natürlioh auch mit Muscutus „Imhiallts- und Namens-
verzeiehniß“.

25 Titel-Kupfer, die nahezu u n b e k a n n t ge-
blieben sind und damit den zweifellos schon vorhande-
nen „Kupfer“-Wirrwarr der Ausgabe nocli 'Jer-
größern. Sie sind — zum Unterschied von den gewöhn-
lichcn — unbetitelt, und das in ihnen Dargestellte
muß gedeutet werden. Um endlich einmal Ordnung in
Angaben zu bringen, die meistens über die Bezeichnung
„Mit Kupfern“, irn besten Fall „Mit Kupfern von Ram-
berg und Andern“ oder Aehnliches nicht hinausgehen,
halte ich es für erforderlich, ein bibliographisch
g e n a u e s Verzeichnis a 11 e s Vorhande-
n e n zu geben.

Die Titel-Kupfer zu beiden Ausgaben, der in Groß-
oktav und Duodez2), wurden den Bänden entweder so-
fort in der Broschur beigeheftet (wie in meinem Exem-
plar der Duodez-Ausgabe) oder in einem besonderen
Heftchen mit einem eigneti Titcl (s. Abb. 1) ausgegeben.
Zu diesen 40 Titel-Kupfern traten dann nocli 15 weitere
zu Band 41—55 (bezw. 1—15 der „Nachgelassenen
Werke“). Daß sie fiir die Ausgaben vorgesehen
waren, lehrt die überall vorhandene Band-Nor m.3)

2) Mein „Duod'ez“-ExempIar (mit 60 Kupfern, wovon später)
befindet sich in der unbeschnittenen Original-Broscltuir und ist mit
seiner durchschnittlichen Größe 15 : 10 wohl als „Oktav“ zu be-
zeichnen. Das Duodez-Format ist meist ein Erzeugnis des Buch-
binders.

3) Wie liederlich und in fast jed'em Bande anders diese ange-
fertigt ist, wird die Bibliographie lehren.

497
 
Annotationen