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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Oktoberheft
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Die Deutsche Albrecht-Dürer Stiftung / Aus dem nordischen Kunstleben / Oesterreichische Ausstellung in Prag / Deutsche Kunst in Warschau / Londoner Kunstschau
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Hartlaub, Gustav Friedrich: Düsseldorf und die junge Kraft
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0089

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Der amerikanische Kunsthändler Leonard Sessler jr. er-
zählte kurz vor seiner Abreise nach den Vereinigten Staaten, daß
sein Vater und er in diesem Jahre über 20 Millionen Mark in Europa
für Ankauf von Kunstgegenständen und Büchern verausgabt haben.
Auf dieser letzten dreiwöchentlichen Tour erstand Herr Sessler jr.
Stiche und Radierungen von Dürer und Rembrandt einerseits, wie
auch moderne englische Jagdbilder andererseits, für die drüben eine
starke Nachfrage herrscht.

Ein hochinteressanter Bericht ist von dem im Vorjahre zur
Untersuchung der Bedürfnisse der nationalen Museen eingesetzten
Aussclmß verfaßt worden. Ueberall liaben die Kommissionsmitglie-
der Beengung, Ueberfüllung und unwürdige Behausang der wunder-
vollen Schätze des Landes vorgefunden. Vom Britischen
Museum an bis zur National-Bibliothek von Schottland herrscht
ein Mangel an Raum, der nach den Worten des Ausschusses „zu
beklagenswerten Verhältnissen“ geführt hat und für den unbedingt
Abhilfe getroffen werden muß. Es wird vorgeschlagen, für Erwei-
terungsbauten rund 14 Millionen Mk. in das Einanzbudget aufzuneh-
men, die für obigen Zweck vorgemerkt werden sollen, deren Ver-
ausgabung aber sich naturgemäß über eine ganze Rei.he von Jaliren
erstrecken würde. „Unsere nationalen Museen und Galerien“, heißt
es im Befund, „sind das Aschenbrödel unter allen sozialen Anstalten,
die ihren Unterhalt hauptsächlich durcli private Unterstützung tuid
Stiftungen fristen“. Glücklicherweise ist in der rcichen Schicht des
Volkes fiir die englische Kunst ein starker Sinti für das Wohl der
Museen vorhanden, die testamentarisch uud aucli zu Lebzeiten der
Stifter ausgiebigst bedacht werden, sonst sähe es recht dürftig
damit aus.

Der Verkauf eines van Dyck nach Amerika für 200 000
Markt läßt eine alte Geschichte auferstehen. Vor dreißig Jahren
entdeckte man in der römisch-katholischen Kirche zu Wapping Old
Stairs, eines der ärmsten Stadteile Londons am Themsehafen, das
Bild einer Kreuzabnahme, das mari Rubens zuschrieb. Verschiedene
AiiKebote wurden aibgesohlagen, bis drückende Not die Gemeinde
bewegte, das sehr schöne Bild an eine Galerie abzutreten, die n.un
die Ausreise nach den Vereinigten Staaten ermögljcht liat. In-
zwischen liaben die Experten den vermeintlichen Rubens als einen
echten van Dyck festgestellt, der wohl im 18. Jahrhundert, wo
Wapping eiri bekanntes Schmugglernest war und im regen Verkehr
mit der flämischen Küste stand, mit so manch anderem bei Naclit
und Nebel an der Themse landete.

Das einzige handschrif tiiclie Exemplar von Edgar Alian
Poe’s weltberühmtem Gedicht „Der Rabe“, i. J. 1845 verfaßt,
ist in New York fiir das Britische Museum zu einem Preise von etwa
400 000 Mark angekauft worden. Die Urschrift selbst, für das er
10 Dollar von einem Jouirnal erhielt, wurde, nachdem das Gedicht
erschienen war, vernichtet. Die obige Niederschrift widmete Poe
einem Freunde, Dr. Whitaker, in dessen Familie sie bis vor wentgen
Monaten verblieb. Die jetzige Besitzerin, Frau Whitaker, durch die
liohen Preise auf dem Büchermarkt verlockt, wandte sich an einen
Buchhändler in Philadeiphia, der seinerseits sich mit dem
New Yorker Aufkäufer seltener Bücher, Thomas Madigan, im Ver-
bindung setzte mit dem obigen Ergebnis. Der Name des direkten
Käufers, der das Exemplar nach London weiterleiten will, wird vor-
läufig geheimgehalten.

Dä(Tcldocf und dtc i'unge Kun{L

FRITZSCHE

CHINA

Keramiken / Porzellane / Teppiche
Kleinkunst etc.

BERLIN W 8, WILHELMSTRASSE 49
TELEFON: ZENTRUM JJ89

fKunsi- und Klnticjuifäienßandlung

lTJl. ofafomon

Qegründet 1834-

Onüaber: GugenSakomon

beeidigter Sachverständiger bei dem jfmtsgericht ])resden

Ce/ephon; /■£ 222 ‘Dresden, cfcßfoßstr. 26 Üelephon : /4 222

Düsseldorf und Nürnberg, diese beiden Städte haben
im Somrner 1928 mit großer organisatorischer Anstrengung den
Versuch unternommen, uns eine vollständige Uebersicht über die
deutsche Malerei und Plastiik zu vermitteln, wie sie sich heute dar-
bietet. Der Versuch war auf alle Fälle lohnend und interessant.
Erstens hat sich das Bild des künstlerischen Schaffens im letzten
Jahrzehnt bemerkenswert verändert und eine ganze Rei.he starker
Bewegungen dringt vor,. von denen die Oeffentlichkeit nooh michts
weiß. Zweitens muß immer wieder alles gctan werden, um in einer
Zeit des stärksten wirtschaftlichen Egoismus und entsprechend star-
ker kultureller Gleichgültigkeit der Besitzenden fiir die empor-
drängende Kunstjugend zu werben und ilir Absatzmöglichkeiten zu

GEMÄLDE ALTER MEISTER

BERLIN W 9

Friedrich Ebertstr. 1

I. Etage Ecke LennAstr.

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