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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Septemberheft
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Landau, Dora: Feuerwerk und Waffenkunst im 17. und 18. Jahrhundert
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Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0050

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Eine Fontäne in Gestalt eines Schiffes. wohl anjteregt durch die
berühmte „Barcaccia“ des Pletro Bernlni in Rom, die h628 vo'Uendet
wurde, begüßt 1725 Max Emanuel von Bayern in Müncheni Einie
Kuriosität ist auch der Tafelschmuck aus Porzellan, der als Garten
mit echten Springbrunnen auf dem Tische aufgebaut war.

Die Feuerwerke sind die gleichen, die heute noch veranstaltet
werden. Niirnberg scheint im Zentrum der Herstellung gewesen
zu sein, da einige Stiche auf einem Blatt sowohl Tagesbilder der
Aufstellung, wie die nächtliohe Abfeuerung, ganz ohne festlichen
Anlaß vereinen, auch sind die Meister genannt, Die Motiive der den
Feuerwerken unterlegten Theaterstiicke werden entweder der
Mythologiie entnommen, wie „Die rachsüchtige iMedea“ und „Herku-
les im Kampf mit dem Zerberus“ oder es sind Allegorien zur Ver-
herrliclnmg des Herrschers. Oft dargestellt wird die Schmiede des
Vulkan dm feuerspeienden Berge. Von Lokalinteresse ist ein
ailegorisches Feuerwerk aus dem Jahre 1595, das zu Ehren
Christians IV. von Dänemark auf dem Schloßplatz in Berlin brannte.

Finden wir unter den Etwürfen für Fontänen Künstlernamen
wie Lorenzo Bernini oder Charles Lebrun, so sind die Bläne der
Feuerwerke teils anonym, teils stammen sie von den maitres de
plaisir des Hofes. Lodovfco Burnacini, der geniale Theaterarchitekt
Leopolds I., fst der Arrangeur der geschmackvollen Illumination zum
Geburtstag seines Herrn und die Einnahme von Mahon wird 1756
mit einem Feuerwerk gefeiert, als dessen Erfinder ein Maler zeich-
net und dcr „controleur des fetes“.

Die allen Kunstgattungen des Barock und Rokoko eigene
souveräne Unterwerfung und v-irtuose Verwendung jeden Materials
bezwingt auch Feuer und Wasser, die ungeformten Elemente. Das
Wasser muß steigen und fallen als Strahl und Welle und die Irratio-
nalität des Feuers wird sichtbare Form,

Dr. Dora Landau.

JHeue Kundb(id)ci?.

Ernst Michalski, Joscph Christiani. Ein Beitrag zum
Begriff des deutschen Rokoko. Verlag Schlüter
& Co„ Leipzig.

Auf Gru-nd gewi'ssenhafter archivalischer Forschungen wird
das urkundlich gesicherte Werk des bisher wenig bekannten
schwäbischen Rokokobildhauers Joseph Christian aus Riedlingen
erstmalig zusammengestellt. Es ergibt zusammen mit den durch
genaue stilkritische Untersuchung dem Meister zu’geschriebenen
Arbeiten ein kiinstlerisches Oeuvre, das weder an Umfang noch an
Qualität hinter dem der bekannten bayerischen Zeitgenossen
zurücksteht. Die Tätigkeit Joseph Christians erstreckt sich au.f
Holz- und Steinplastik, das Hervorragendste leistet er im Holzrelief.
Er war zwischen 1734 und 1777 in Mochental, Ehnigen, Priefalten,
Unterwachnigen, Riedlingen, Ottobeuren, Unlingen und Grüningen
tätig. Der Verfasser des Buches Iegt Wert darauf, durch Hinweise
auf verwandte Arbeiteni des italiienischen und deutschen 17. bezw.
18. Jahrhunderts ünd durch zusammenfassende Betrachtung be-
stimmter Entwicklungslinien limmer einen größeren kunsthistorischen
Zusammenhang zu wahren. Er setzt sich auf Grund der Arbeiten
seines Meisters mit dem Begriff des deutschen Rokoko auseinander
und gelangt dabei zu einigen vorzüglichen Formulierungeni. Das
Buch da-rf dadurch ein tiber die Monographie des Johann Christian
hinausgehendes Interesse beanspruchen. Gute Abbildungen sämt-
lic-her Werke des Künstlers iiberzeugen von seiner Bedeutung.

I r e n e K u n z e .

*

Justus Bier, Tilmann Riemenschneäder. Die frühen
Werke. Dr. Bruno Filser Verlag, Augsburg.

Als erster Band einer von Richard Sedlmaier herausgegebenen
Reilie „Kunst in Franken“ erscheint ein Werk über Riemensclmei-

der. das, in drei Teilen geplant, zunächst die Anfänge bringt:
Lebensgeschichte und die Werke der Zeitspanne von 1490—1500.
Verfas-ser ist Justus Bier, ein Schüler Wölfflins, der durch ver-
scihiedene Arbeiten über Nürnbergische Kunst bereits bekannt ge-
worden ist. Ohne sich zunächst auf das umfangreiche Schrifttum
über Riemenschneider näher einzulassen, führt Bier die größeren
Arbeiten des Meisters vor, soweit sie durch Urkunden beglaubigt
sind, wobei auch die beigefügten Urkunden selbst eine wertvolle
Bereicherung fiir die Forschung bedeuten. Die Reihe beginnt mit
dem Münnerstadter Altar von 4490, dessen versprengte Teile plau-
sibel zu dem ursprünglichen Gesamtbild rekonstnuiert, inhaltMch
auisführlich erklärt und sodann stilistisch uns gedeutet werden.
Das Ganze eine Arbeit für sich, die die besten Grundlagen für eine
Erkenntnis von Stil und Wesen dieses Spätgotikers abgeben. Wei-
terhin werden die berühmten Figuren Adams und Evas behandelt,
die schöne Madonna in Neumünster und drei Grabmäler: das des
Ritters Eberhard von Grumbach in Rimpar, das des Fürstbischofs
Rudolf von Schaumberg im Dom und das des Ritters und Marschalls
Konrad von Schaumberg ln der Marienkapelle zu Würzburg.

Ein besonderer Wert der Arbeit liegt in den reichlich bei-
gegebenen Abbildungen und Tafeln, wobei besonderes Augenmerk
auf „richtige“ Aufnahmen gelegt wurde. Die Schulung durch
Wölfflin — auf dessen Aufsatz „Wie man Skulpturen aufneihmen
soll“ (Zeitschrift für bildende Kunst 1915) wird ausdrücklich hin-
gewiesen — und langjähriges seibständiges Photographieren hat den
Blick des Verfassers für Feinheiten der Lichtführung und dergl.
geschärft. „FaJsche“ Aufnahmen sind als Geigenbeispiele eingestreut,
so daß auf solcheni Aufnahmen basierende Irrtümer der Zuschrei-
bung oder Datierung in der älteren Forschung erklärlich werden.
Dem mit soviel Liebe und Umsicht begonnenen Werk des jungen
Gelehrten erwünscht man sicli bald und würdige Fortsetzung.

P. O. R.



Professor Dr. Friedrich B eh n, Altgermanische Kunst.

Mit 40 Bildtafeln. J. F. Lehmanns Verlag, Miinchen.

Das Verdienst dieser Veröffentlichung liegt darin, daß hier
— meines Wissens zum ersten Male — aus dem reichen Schatze
der altgermanischen Kunst eine Auswahl geboten wird, die geeig-
net ist, auch weiteren Kreisen die Leistung und Bedeutung dieser
Kunstgruppe zu vergegenwärtigen. Gerade jetzt, wo die Probleme
der altgermanischen Kunst die Forschung intensiv zu beschäftigen
beginnen (es sei nur an Strzygowskis anfechtbares, aber jedenfalls
der Aufmerksamkeit sehr würdiges Buch iiber den Norden um das
Jahr 1000 erinnert), wird eine solche Veröffentlichung vielen will-
kommen sein. Die Auswahl des Bildstoffes zeugt von der Sach-
kunde des Herausgebers; nur scheint mir, daß die beiden Ietzten
Tafeln, die die Torhalle von Lorsah und das Theoderieh-Grabmal
wiedergeben, eine Verunklärung des Themas in sich schließen, da
in diesen Denkniälern die germanische Kunst bereits in Wechsel-
wiirkung zu südlichens und östlichen Einflüssen, getreten ist; es wäre
wohl glücklicher gewesen, wenn statt ihrer etwa einer der höohst
merkwiirdigen Tierkopfpfosten des Osebergfundes, der Jellingestein
oder eine Stabkirche Aufnahme gefunden hätten. Die sorgfältige
Ausführung des Bildteils verdient eine besondere Hervorhebung.

A. Dr.

*

Die bekannte wohlfeile Volksausgabe der Briefe Vincent van
Goghs erscheint soeben im 25.-28. Taüsend im Verlag Bruno
C a s s i r e r , Berlin. Die Sammlung enthält die ischönsten Briefe
van Goghs an seinen Bruder Theo und seinen Freund E. Bernhard,
ferner 13 Abbildungen nach Werken van Goghs.

Der „Kunstwanoerer “ uiird in der ganzen Uieii geieseni

Redaktionsschluß für das L/2. Oktoberheft 29. September. — — Redaktionsschluß für das 1./2. Novemberheft 28. Oktober.

Herausgeber und verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneborg. —• Verlag „Der Kunstwanderer , G. m. b. H., Berlin.
Rcdaktion: Bcrlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW 68.

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