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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Aprilheft
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Hellwag, Fritz: Der Holzbildhauer, sein Stoff und sein Werk: zu den Arbeiten von Otto Hitzberger
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Lutz, Friedrich A.: Noch etwas von den Ikonen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0367

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Die wichtigste Voraussetzung liegt aber in der
Person des Schaffenden, und weil sie leider so oft fehlt,
haben wir, im Vergleich zu anderen Schaffensgebieten,
so außerordentlich wenig gute Holzbildhauer. Den
meisten fehlt die unerläßliche „pantheistische“ Veran-
lagung, die das Schöpfungswerk der Natur achtet und
im gleichen 'Geist umformt. Otto Hitzberger ist
einer der wenigen, die hier aus innerer Berufung
schaffen. Seine künstlerisch fein durchdachten figür-
lichen Gestalten, seine oft überzarten Frauengebilde
sind mit riihrend inniger Sinnlichkeit geformt; sie tra-
gen eine Naturseele in sich, die ganz eins geworden ist

mit der äußeren Erscheinung, durch deren, oft in zalil-
losen kleinen Schnittflächen reflektierende, oft groß-
schnittig geglättete Oberschicht wirklich warmes Leben
atmct. Hier ist dieser naive Künstler am größten; stär-
ker noch als in Gedankensymbolik, die ihm freilich oft
gut gelang. Vor dem herrlichen Material bleibt er stets
der achtungsvolle Techniker, auch wenn er aus meter-
hohen Stämmen unmittelbar, freihändig und mit bedeu-
tender physischer Anstrengung eine Christusfigur her-
ausmeißelt; dann wird er, stoffverwandt, zum visionä-
ren Mystiker. Möchte er im Großstadtgetriebe seine
künstlerische Unschuld sich bewahren.

JHocb ettoas üon den tkonen.

üon p. A. L u 12.

Es war zu jener Nachkriegszeit, als eine Reise nach Rußland
noch eine nicht alltägliche Unternehmung darstellte und1 Cook noch
nicht wie heute wiederum alles dazu Notwendige besorgte. Ich
hatte in der Vorzeit deutsch-russischer Annäherung in Berlin die
erste Nachkriegsausstellung moderner russiischer Kunst veranstaltet,
in einern großen Maßstabe, und damit russischen Künstlern einen
Weg geöffnet, der wie sie sich ausdriickten „vom Keller zum Par-
terre“ führte. Dieser Unternebmung war die Einladung zu ver-

danken, nach Moskau und Petersburg zu kommen, um dort ati Ort
und Stelle russische Kunst und russische Künstler kennen zu lernen.

Man kennt aus tausend Beriichten alle Zustände in der Ent-
wicklung des neuen Rußland, aber heute erst und zwar mit seiner
soeben in Berlin eröffneten Ausstellung von Denkmälern altrussi-
scher Malerei macht dieses Rußland selbst darauf aufmerksam, daß
es auch Dinge beherbergt, die außer einer neuen Staatsform, Wirt-
schaftsprogramm und technischen Problemen das Interesse Europas

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