Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Juniheft
DOI Artikel:
Gläser, Artur; Schneider-Kainer, Lene: Ostasiatische Kunst: Ausstellung Lene Schneider-Kainer in Magdeburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0452

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Oßaßattßbe Kuriff

Aus(!el(ung tene Scbnetdec s Kainet? in Jvtagdeburg

dou

Aütut? ötäfcü

/ur gleichen Zeit als Berlin durch die große China-

Ausstellung in der Aakademie der Künste das
Interesse der in- und ausländischen Kunstfreunde und
Sammler gefangen hielt, eröffnete die Museumsgesell-
schaft Magdeburg imdortigen Kaiser-Friedrich-Museum
eine mit viel Sorgfalt und Geschick vor'bereitete Aus-
steliung ostasiatischer Kunst, die inbezug auf Eigenart
und Anspruch mehr als bemerkenswert sich erwies.
Lene Schneider-Kainer zeigte Oelgemälde und
Aquarelle, die auf ihrer mehrjährigen Reise durch Per-
sien, Indien, Klein-Tibet, Siam und China entstanden
sind. Zugleich stellte sie sich als Sammlerin von Rang
vor durch eine stattliche Reihe von alten Kunstwerken,
die sie auf ihrer Asienfahrt entdeckte und erwarb. Das
Ganze war wohl gedacht als eine Art Bericht, den die
Künstlerin ihren Magdeburger Freunden iiber Erlebnis
und Ertrag der Reise erstattete, für breitcre Kreise als
eine lebendige Vemittlung grundlegender Eindrücke von
asiatischer Kunst und Kultur.

Man hatte gut daran getan, die Anordnung a'ler
Stücke der Malerin selbst zu iiberlassen. So gab sich
das Gesamtbild wohldurchdacht und planvoll auf den
ersten Blick, das Einzelne mit unmittelbarem Anteil und
sicherem Geschmack durchgefiihrt. Im Kupferstich-
kabinett waren an 100 Kostiimaquarelle iibersichtlich
untergebracht; 14 große Aquarelle landschaftlichen und
figürlichen Inhalts hingen im Nebensaal der Ausstellung.
Im Hauptsaal war dem Reiseweg entsprechend jedes
der Länder mit ein bis zwei Vitrinen vertreten, in denen
Arbeiten aus den letzten Jahrtausenden in zuriickhalten-
der Beispielhaftigkeit aufgestellt waren. In der jewei-
ligen Nische dahinter fanden Oelbilder Platz, die Dar-
stellungen aus der Gegenwart des betreffenden Landes
zeigten. Trotz solcher klaren Uebersicht des Gesamten
fühlte der Betrachter doch unermüdet den Anreiz des
Selbstenfdeckens, fand er sich unbewußt getragen von
der heimlichen Harmonie, die in dcr vornehmen Ab-
stimmung aller Teile zueinander und zum Ganzen
obwaltete.

In kluger Beschränkung auf das wertvoll Wenige
wurde auf Keramik gauz verzichtet und der Klein-
plastik der Vorrang gewährt. Dennoch setzten Güte
und Mannigfaltigkeit des Gezeigten in Erstaunen. Immer
wieder mußte man Eifer und Blick der Künstlerin be-
wundern, der es gelang, in so kurzer Zeit solche guten
Stücke beisammen zu bringen. Gerät und Schmuck in
Süber und Bronze — Aexte, Stichblätter, Beschläge,
Spiegel, Spangen, Schnallen — wiesen klassische Form
und Durchführung auf in bezeichnender Einswerdung
von Zweck, Stoff und Schmückung. Gleich liohem An-
spruche wurden Elfenbeinschnitzereien aus Siam, Japati
und China gerecht, zum Teil von beträchtlichem Selten-

heitswert. Die chinesischen Kakemonos verrieten in
ihrer Walil den erprobten und doch unbefangenen Blick
der Malerin. Neben tausendjährigen Fresken fand vor
allein ein Wandteppich in chinesischer Tusche ungeteilte
Aufmerksamkeit: statt des Pinsels sind zu seiner Her-
stellung nur Finger und Nägel der Hand benutzt worden.

Aus der Reihe der Großplastiken ragten hervor:
eiu steinerner Buddha aus der Tang-Zeit, ein gelackter
und vergoldeter siamesischer Bronzekopf von vorzüg-
licher Arbeit und ein Steinkopf, um das Jahr 1000 herum
entstanden, der ein hervorragendes Beispiel für den
hellenischen Einfluß darste'lt; ferner Holzplastiken aus

Steinkopf mit Bemalung, China, Sungperiode

446
 
Annotationen