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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Maiheft
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Demmler, Theodor: Bode und die deutsche Kunst
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Rosenthal, S.; Rubens, Peter Paul: Zwei unbekannte Rubens-Skizzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0400

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res als das Absonderliche in ihnen sah. Bode wußte
selbst in Perioden, die ihm an sich fremd waren, wie im
18. Jahrhundert, Stiicke einzigartigen Wertes zu ent-
decken und festzuhalten: die kleinen Tonmodelle
von Ignaz Günther, die er sich 1903 als Zugabe schen-
ken ließ, sind heute, wo sie den Mittelpunkt einer erlese-
nen Rokokosammlung bilden, etwas im Handel fast Un-
erreichbares geworden. Was schadet es, daß deutsches
Rokoko noch immer der großen Menge fernsteht, daß
es noch nicht von der Gunst einer Modeströmung
emporgetragen worden ist? Diese Zeit wird früh

genug kommen, und dann wird die Berliner Barock-
sammlung wie ein selbstverständlicher ßesitz gewür-
digt und ausgebeutet werden.

Bode hat die Vollendung des Deutschen Museums
nicht erlebt. Wir aber wissen, das unsere Sammlung
deutscher Kunst, der er Ziel und Inhalt, Ergebnisse und
Probleme schuf, eine Tat ist, die den Dank der Nation
verdient, ein Denkmal niclit nur fiir die Kunst des deut-
schen Volkes, sondcrn auch fiir ihren uuermiidlichen,
weitschauenden, Werte schaffenden Vorkämpfer und
Sammler.

Joseph und seine Briidei
Maleremail von LimoKes
Mitte 16. Jahrh,
Werkstatt Fierrt Rymond

Ausstellung

bei

Margraf & Co., Berlin

Htoet unbekannte RubenscSkiEsen

oon

S. Rofentbal — JMoskau

I m einen runden Tisch sitzen Christus uud die zwölf
Apostel. Christus, die Augen geu Himmel
wendend, segnet das Brot. Judas ist itn Vordergrund
sitzend dargestellt, iu dreiviertel Wendung zum Be-
schauer, das Kinn in die auf den Tisch gestützte Rechte
gelegt. Rcchts auf einem flüchtig skizzierten Betpult
ein offenes Gebetbuch und eine brennende Kerze. In
der Tiefe cin Portal mit Giebe'l und Säulen und ein Vor-
liang. Auf dcm Tisch stehen ein halb mit Wein gefüll-
tcr Becher und cine brennende Kerze. Im Vorderg'rund
rechts cine Schale und zwei goldene Krüge.

Die Skizze (Durchm. 46X41 cm EIoIz) ist in flüssi-
ger Manier auf weißem Kreidegruud gemalt. Auf der
mit brauner Farbe nur flüchtig angegebenen Zeichnung
sind nur einige Apostelköpfe farbig gemalt, als Farben-
akkord treten der rote Mantel Christi, der gelbe Mantel
Judas und sein blaues Hemd hervor. Die brennende
Kerze wirft einen Widcrschein auf die Wange des

Johannes und die Gesichter der hinter ihm sitzenden
Apostel. Obwohl die Skizze fast als Grisaille betrach-
tet werden kann, ist die farbige Abkürzung von einer
erstaunlichen Wirkungskraft.

Die hier veröffentlichte Skizze von Rubens ging im
Jahre 1924 aus der Sammlung dcr Eremitage in Lenin-
grad1) in diejenigc dcs Moskauer Museums der schönen
Künste iiber. Es ist ein Entwurf zu dem großen Altar-
bild in der Brera, Mailand2), welches von Rubens
Schülern ausgeführt und nur stellenweise vom Meister
selbst übermalt wurde. Die Predellen zu diesem Altar.
die Fußwaschung und den Palmsonntag darstellend, be-
finden sich jetzt im Museum von Dijon3).

*) Katalog d. Eremitage Nr. 544 abgebildet „Starje Gody“
1909, Seite 14.

2) Oldenbourg, Rubens, Klass. d. Kunst, 1921, S. 203.

3) Oldenbourg, ibidem S. 222, 223.

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