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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Septemberheft
DOI Artikel:
Waldmann, Emil; Uli, Julius: Plastiken von Julius Uli
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0031

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Plafftken oon lutius Utt

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6mi( lüatdmann — Büemßn

x eit einägen Jahren sah man hie und da auf Ausstel-
^ lungen, auch in der Berliner Akademie am Pariser
Platz, Skulpturen dieses jungen Bildhauers, Porträt-
köpfe und Statuetten, die durc'h die Lebendigkeit ihres
Ausdrucks und durch Sicherheit, allerdings eine völlig
unroutinierte Sicherheit der Arbeit auffielen und Gutes
ankündigten. Einige größere in letzter Zeit entstandene

naler Schwere gJeichmäßig rund, das Gegenteil von ver-
hinderten Reliefs. Die Dicke des Volu-mens, mit der die
Gesamtform in der Luft steht, bestimmt das Auf und Ab
der Modellierung im Einzelnen, das Maß von Kugeligkeit
einer Brust, eines Bauches, die schwellende Röhren-
haftigkeit eines Beines oder eines Armes, die pralle
Wucht eines Schenkefs. Und dieser Grad von Wölbung

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Sitzendes Mädchen
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Arbeiten rechtfertigen diese Erwartungen. Wer
plastisch sehen kann, bemerkt auch an den Abbildungen,
daß hier ein Talent von besonderer Empfindung und
starkem plastischen Gefühl atn Werk ist, und daß dieser
Künstler einen eigenen Weg geht. Das Ideal der runden
Fülle, das ihm vorschwebt, erschöpft sich nicht in der
Wahl der schweren Modelle mit ihren gedrungenen und
manchmal erschreckenden Formen. Dies wäre nur eine
Aeußerlichkeit, nieht belangvoller und nicht belangloser
a!s das Modeideal der knabenhaften Schfankheit, das
auch dem weiblichen Körper gegenüber herrscht und zu
aglaiahafter Feinheit verführt. Sondern dieses Ideal be-
stimmt den plastischen Stil der Arbeit. Die Figuren sind
rund von allen Seiten, wirklich in voller dreidimensio-

führt den Zug des Modellierholzes auch an den Gelenken
und Scharnieren des Körpers, an den Kanten utid Ecken
des Schädels. So ist alles aus einem Guß, weil die An-
schauung vom wirklichen Leben und nicht von Stil und
Kuuststil ausgeht. Natürfich hat sich diese Anschauung
ursprüngfich an der Bewunderung Maiffols genährt. Es
gibt ke'in besseres Vorbild, an dem man, ideefl gespro-
clien, heute lernen kann, wenn man sich über die ent-
scheidenden Fr-agen des bifdhauerischen Schaffens klar
werden will. Und der Kopf des „Sitzenden Mädchens“
sieht aus wie eine Huldigung und wie ein Dank an
Maillol. Aber sein Handwerk hat Jüliius Uti an ganz an-
deren Steflen gelernt: in Berlin, eine Z'e-it lang bei
Klimsch, und auch Gerstels ausgezeichnetes Können hat

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