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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Juliheft
DOI Artikel:
Ludwig XVII. / Neuerwerbungen des Thüringer Museums / Zur Jubiläums-Ausstellung des Rostocker Kunstvereins / Londoner Kunstschau / Kunstausstellungen / Sir John Everett Millais und die englische Kunstrenaissance / Neues Museum in Rom / Neues vom Kunstantiquariat / Neue Kusntbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0523

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tudiüig XVII.

Im Juniheft des „Kunstwanderers“ findet sich auf Seite 451
die Besprechung einer Büste unbekannter Autorschaft, die
Ludwig XVII. darstellen soll. Auf S. 450 ist sie abgebildet. Sie
besteht aus dem Hauptteil in Biskuit und dem Sockel, o'ffenbar aus
dunklem Marmor.

Wenige Tage, bevor mir das Heft zuging, zog eine Terrakotta-
biiste bei mir ein, die Anifang Juni samt dem iibrigen kiinstlerisch-
dokumentarischen Nachlaß meines iin Januar 1929 verstorbenen
Freundes, des ursprünglichen Architekten, späteren Malers Albert
Trachsel (geb. 1863) an mich gebracht hatte. Trachsel maß ihr er-
heblichen Wert bei, künstäerischen als igeschichtlichen, ohne indessen
Genaueres über ihren Autor zu wissen,. Wie den größten Teil sei-
ner europäischen, afrikanischen, indischen und chinesisch-japani-
sclien, rneist kleinen, aber in guter Zeit (etwa 1885—1900) in Paris
erworbenen Kunstgegenständen, liatte er auch diesen aus reiner
Freude erstanden und durcli die schwersten Jahre „durchgehalten“.
Die Büste ist, genau wie die dcr Sammlung Lecliner-Prag, die
Ludwigs XVII.

Wie meine Photographie zeiigt, ist die Uebereinstimmung der
beiden Werke, was den Kopf anlangt, vollständig, der Ausdruck
genau derselbe, höchstens daß die Falten über der Brust eine leichte
Aenderung, hüben oder drüben, aufweisen.

Meine Büste aber, wie schon gesagt und wie es aus der Wie-
dergabe ersichtlich ist, besteht durchaus aus harter Terrakotta.
Gesamthöhe 35% cm, Sockelhöhe knapp 11 cm. Am Sockel ist
vorn eine Kartusche lässig hinmodelliert, die den Namen
„Louis XVII.“ trägt, welcher bei dem Prager Exemplar fehlt. Da-
gegen felilen an meinem Stück die zwei verschlungenen „L“.

Wie verhalten sich nun die beiden Stücke zueinander? Ein
Genfer Bildhauer, den ich befragt habe, hält dafür, daß meine
Büste nichts anderes als der ursprüngliche, in einer ihm nicht genau
bekannten Erde modellierte und dann gebrannte Prototyp sei, nacli
dessen Muster die Prager und vielleicht noch andere Büsten teil-
weise in edlerem Material hergestellt worden seien. Die Vermu-
tung ist, wenn nicht gewiß, so doch einleuchtend.

Wo ich dem verdienten Eigentümer der Prager Büste wider-
sprechen muß, dem ich für die Mitteilung seines Besitzes verbunden
bin, das ist au'f dem heikelen Boden der Datienung und des ört-
lichen Ursprungs. Die Datierung kann unmöglich zutreffen. Wenn
wir die bekannte Theorie vom Fortleben Ludwigs XVII. unter an-
derem Namen ausschalten, so sehr sie gerade heute wieder auf-
bliilit, so schreibt Ploetz, dessen „Auszug aus der alten, mittleren
und neueren Geschichte“ ich nach dem Exemplar meiner Gymna-
sialzeit zitiere, afif Seite 338 der 10, Auflage: 1795. 8. Juni. Tod
des schändiich mißhandelten zehnjährigen Dauphins (Ludwig XVII.)
im Temple“. Die Büste stellt unstreitig einen etwa 8 bis 10 Jahre
alten Knaben dar (der sehr wohl die Leiden des Thronfolgers er-
lebt haben könnte), kann also unmöglich „um 1788“ entstanden sein,
sondern friihestens 1793.

Ich hatte bisher weder Zeit noch Gelegenheit, den verschie-
denen Fragen näher nachzugehen, welche die Büsten in Prag und
Genf aufwerfen. Gewiß ist, daß man es mit dem Werk eines nicht
eben großen, aber feinen Meisters zu tun hat, mit einem Werke
außerdem, das vielleicht einen Lichtstrahl in das finstere Chaos
werfen kann, welches um die Persönlichkeit des Dargestellten waltet.

Johannes Widmer - Genf.

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