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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Juliheft
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Ludwig XVII. / Neuerwerbungen des Thüringer Museums / Zur Jubiläums-Ausstellung des Rostocker Kunstvereins / Londoner Kunstschau / Kunstausstellungen / Sir John Everett Millais und die englische Kunstrenaissance / Neues Museum in Rom / Neues vom Kunstantiquariat / Neue Kusntbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0524

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Die JSeucciüet?bungcn des Ibümnget? jvtufeums.

In diesem Jahre kann das Thüringische Museum sein dreißi'g-
jähriges Bestehen feiern. Im Jahre 1899, auf Veranlassung des
Wiederherstellers der Wartburg, Carl Alexanders, und einiger kunst-
sinniger Eisenacher Herren gegründet, ist es heute zu einer großen
Sammlung angewachsen, die zweitausend Jahre thiiringischer Kul-
turgeschichte an hinterlassenen Objekten darstellt. Ein wahres
Heimatmuseum, das besonders jetzt wieder in den Vordergrund
des Interesses getreten ist, da, um endlich in das Stadtschloß am
Markte einzuzichen, bereits lange Zeit zwischen der Stadt Eisenach
und dem Thüringer Museum Verhandlungen schweben. Bereits
seit dem Jahre 1919, als der Staat das Schloß aus großherzoglichem
Besitz übernahm, iibergab man dem Museum Marstall, Seitentrakt
und Saalbau zur freien Verfügung. Der Umstand aber, daß im
Pferdestai! die Pferde der Reichswehrmaschinengewehrabtlg. unter-
gebracht waren, machte die Verlegung des Thüringer Museums da-
dals unmöglich. Unterdessen ist aber ein neuer Pferdestall ge-
baut worden und der saalartige Marstall steht leer. Als der Staat
Thiiringen der Stadt Eisenach das Schloß verkaufte, wurde im Kauf-
vcrtrag eine Klausel vorgesehen, daß die städtischen Behörden
obengenannte Bauteile ,bis zu einem bestimmten Termin zu räu-
men liätten, um dem Thüringer Museum Platz zu machen,.

In diesern Somtner ist nun der Zeitpunkt gekommen, wo sich
der Umzug von der Dominikanerkirche nacli dent Schlosse voll-
ziehen wird. Und fiir dieses sozusagen neue Museum speziell hat
der Kurator des Thüringer Mtiseums, William Stelljes, mit seltenem
Finderglück in den letzten Monaten ganze Kollektionen und Gruppen
von kunstgewerblichen Arbeiten Thüringer Provenienz zusammen-
gestellt.

Ein bisher wenig erforschtes Gebiet ist die Produktion von
Thüringer Giashütten, die sich allenthalben auf und am Rennstieg
vom frtihen Mittelalter bis auf unsere Tage erhoben. Gerade heute
hat die wissenschaftliche Forschung sich der Erzeugnisse dieses
edien, grünen Waldglases angenommen, haben namhafte Gelehrte,
wie Pazaurek und Felix Pischel sich bemüht, die Grundlagen der
Glashiitten archivalisch festzulegen, nach ihren, Produkten zu fahn-
den. So wird die großartige Sammlung, die jetzt Ieider ohne die
geeigneten Vitrinen itn Museum steht, berechtigtes Aufsehen erre-
gen. Sie schließt eine fühlbare Lücke ab, denn gerade Glas ist
seltener wie die keramischen Produkte. Stelljes hat Gläser aus

der Renaissancezeit, große hohe Passgläser, grünschimmernde
Römer gesammelt. Auch alle die Spielereien, die unsere Ahnen
zu ihrer Kurzweil erfanden, wie Sturzgläser, Vexiergläser, die
manche Heiterkeit erregten. Dazu gesellen sich kleine zierliche
Weinkännchen aus der Spätrenaissancezeit ,und ein Schnapshund.
Die veredelten Gläser, wo die Glasritzer ihre Künste zeigten, wo
ganze Figurenszenen in die Deckelschale hereingeschliffen wurden,
sie bilden ein schirnmerndes Bild von den Herrlichkeiten, die in den
niedrigen Häuschen der Thüringerwald-Dörfer geschaffen worden
sind. Dieses unbekannte Gebiet erschließt sich jetzt dem Be-
schauer in prägnanten Beispielen, die aus drei Jahrhunderten stam-
men. Aber nicht nur in der Glasfabrikation, sondern auch in der
HersteMung von Fayencen hat Thüringen ganz Hervorragendes
geleistet, ja, man kann die drei Fabriken Schwarzburg, Dorotheen-
täl bei Arnstadt, Abtsbessingen bei Sondershausen und Rudolstadt
mit zu den großartigsten Manufakturen zählen, die jemals auf deut-
schem Boden entstanden sind. Um geringen Tagelohn arbeiteten
hier kunstreiche Arbeiter für kleine Duodezfürsten jene schimmern-
den Wunderwerke, von denen auch einige bezeichnende Stücke in
unser Thüringer Museum gekommen sind. Aus Walzenkrügen, die
init Wappen und Sprüchen bemalt waren, mit zinnernem Deckel und
zinnernem Fuß trank der Thüringer seinen Gerstensaft. Pracht-
voiles Geschirr, mächtige Teller mit Blaumalerei verzierte die fürst-
lichen Tafeln. Aber auch die frommen Dietisten von Neuditendorf
ließen sich religiöse Darstellungen malen. Jene Passionsdarstellun-
gen der Erfurter Fabrik bilden sowohl durch ihre Größe als auch
durch ilire technische Feinheiten ein Meisterstück. Die Fayence
wurde bald im Laufe des 18. Jahrhunderts vom Porzellan abge-
löst Vielleicht ist nirgendwo das Thüringer Porzellan so reich-
haltig vertreten, wie in Eisenach. Die Eisenacher Sammlung ist
sicher die größte, die nicht nur vom künstlerischen, sondern auch
vom kulturgeschichtlichen Standpunkt sammelt. Nicht nur Figuren,
Luxusgeschirr, das für die fürstliche Tafel bestimmt war, nein, auch
die Kaffeetasse des armen Mannes, die Butterdose der Bürgers-
frau, die Geschenktasse zur silberen Hochzeit, sie alle weist das
Thüringer Museum auf, damit ein geschlossenes Bild der Porzellan-
kultur Thüringens gebend. Zweifellos war die Porzellanfabrik
von Vo'lkstedt bei Hildburghausen die künstlerisch am höch-
sten stehende. Hier haben nach Ansicht von Dir. Stelljes Modeileure

VICTORIA zu BERLIN

AL.LGEMEINE VERSICHERUNGS-ACITEN-GESELLSCHAF'L

Bilanz für das Geschäftsjalir 1928.

A k t i v a

Reichsmark

P as s i v a

Reichsmark

Forderungen an die Aktionäre für noch nicht ein-


Grundkapital.

5.000.000

gezahltes Aktienkapital ......

L500.00Ü

Gesetzlicher Reservefonds.

1.200.000

Grundbesitz..

15.519.646

Prämienreserven und Ueberträge ....

112.043.926

Hypotheken.

64.742.532

Schadenreserven.

2.212.037

Wertpapiere.

24.877.503

Gewinnreserven.

15.960.008

Darlehen an Versicherte.

9.359.632

Verwaltungskostenriicklage.

1.877.290

Beteiligungen an anderen Versicherungsunterneh-


Sonstige Reserven.

30.104.309

mungen .

655.538

Guthaben von Banken u. a.

3.296.469

Guthaben bei Banken u. a..

18.197.179

Aufwertungsreserve.

151.327.000

Außenstände bei Agenten.

9.253.212

Sonstiges.

5.247.878

Teilprämien, fällig 1929 .

16.038.764

Ueberschuß .

10.103.405

Rückständige Zinsen und Mieten ....

3.257.647



Bare Kasse und Postscheckguthaben

123.278

--


Aufwertungsfonds.

151.327.000

_--


Sonstiges.

23.520.391

______""


| 338.372.322


338.372.322

Aus dem Ueberschuß wurden den mit Gewinnanteil Versicherten der Lebensversicherungs-Abteilungen RM 9.458.978 zugewiesen; es
beträgt die Dividende in der Abteilung der größeren Lebensversicherungen für die Versicherungen

nach dem alten und dem Bm Gewinnnplan .... 3V4% (gegen 3Vs% und 3% in den Vorjahren)

nach dem Gewinnplan Bo/n.2,6% (gegen 2,5% und 2,4% in den Vorjahren)

von der bedingungsgemäßen Summe der gezahlten gewinnberechtigten Prämien und in der Lebensversicherung ohne Untersuchung
(OU) 27% der Jahresprämie (gegen 26% und 25% in den Vorjahren).

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