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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Juliheft
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Tietze, Hans: Das Ende der Sammlung Figdor
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Landau, Dora: Die Jahrhundert-Ausstellung Berliner Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0521

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Silber tmd sonstigem Hausrat, dessen Zusammen'brimgung Jahr-
zeh.nte emsigen Suehens gekostet hat.

Untcr den Einzelstücken stehen jene voran, d.ie vor drei Jah-
ren Glanznummern der Ausstelliuing „Gotik in Oesterreich“ gewesen
waren: das Porträt des Jobst Seyfried von Rueland Frweauf, etaes
der Hauptwerkc deutscher Bildniskunst des 15. Jahrhunderts, die
vicr Tafeln miit der Oswaldlegende, das Votivbild der Famdlie Herz-
hieimer urn 1450 mit dem wuniderbar gepunzten Goldgrund, und zwe'i
Glasgeimälde des 14. Jahrhunderts aus Maria Strassengel, d'ann —
von Skulpturen — die Salzburger knieende Maria oder Heilige und
der Tirolische Heilige König aus Atzwang; von späteren Werken
G.. R. Don.ners Bleiistatuette eines eta Böckchen tragenden Satyrs
und der „Christiuis a.n der Martersäule“ von Adriaen de Vries, der
bei Lobositz aus der Erde gegraben woiden ist und der Tradition
nach zu der Beute gehört, d.ie diie Schweden 1648 aus der Prager
Kunstkammer fortschleppten. Einzigartige Stiicke sind weiter die
gotischen Möbel des 15. Jahrhunderts, die einst zur Einrichtung des
Schlosses Annaberg in Tirol gehörten uin.d der große Sakrisiteä-
sChrank aus' Feldkirch in Kärnten, dem sich aus der Renaissance
die reiche Kassettendecke von 1518 (ebenfalls aus Fefdkirch) und
die Prachttür aus Schloß Lustal in Krain anschließen. Alle diiese ge-

hören zu den berühmtesten und durch ihre Erhaltung vollkommen-
sten Denkmälern älterer deutscher Möbelkunst; besonders die goti-
schen dürften in öffentlichen wie in privaten Sammlungen der Welt
ihresgleichen nicht finden.

Die einwandfreie Provenienz und die wunderbare Er.h.altung
verleihen ja allen Stücken aus der Sammlung Figdor — aucli deneir,
die nun verkauft werden diirfen — den besonderen Wert; ein halbes
Jahrhundert wiuirde nicht nur erworben, sondern auch gesiebt, was
minder gut schien oder an dessen Echtheit 'irgend eta Zweifel auf-
tauchte, wurde erbarmiungslos ausigeschieden, so daß der verblic-
bene Rest die strengste und beste beglaubigte Auslese darstellt,
die es namentlich auf kunstgewerblichem Gebiet heute gibt. Fiir
manche Zweige bietet sie den großen Museen der Welt dic letzte
Möglichkeit; man darf erwarten, daß diese Figdor-Auktionen in
den nächsten Jahren die großen Ereignisse des Weltmarktes sein
werden.

Das vcrarmte Wien, d.as dabei als Käufer keine große Rolle
wiird spielen können, wird sich darnit trösten können, in der Dr.
Albert Figdor-Stiftung ein kostbarcs Denkmal dfcser beriihmten
Sammlung zu behalten.

Dte labt^bundevt s Aus(lel(ung ßet?linet? Kunß.

üon Doca Landau.

Iim Juniheft des „Kimstwaiidercrs“ crschiien ein Teil des
Kataloigvorwortes von Professor G. J. K e r n über die Ziele -die-
ser Ausstellung, die sich miit Erfolg bemüht, die hundertjälirige Wirk-
samkeit des ebemaligen „Berliniischen Künstlervereins“, nach ilirn
des lieute noch bestehenden „Vereins Berltaer Kiinstler“ und in
beiden die Entwicklun-g der Berliner Kunst zwiscben 1829 un.d 1929
darzustellen. Gleichfalls im Katalog giibt Max Osborn die Ge-
schiehte des Vereins Berliner Küns-tler.

Der Berlinische Künstlerverein entstand 1814 mnter der Aegide
des Architekten Catel und1 zehn Jahre später verband sich die
revolutionäre Künstlerjugend zum „Verein der jüngeren Künstler
Berliins“, dem bereits der junge Menzel angehörte. Ende der
drelißiger Jahre aber war der Verein von der Bildfläche verschwun-
den, u.m 1841 unte demselben Titel wieder a'ufzuerstehen und bis
heute am Leben zu bleiben. Wann der Namc „Verein Berliner
Künstler“ aufkam, ist nicht meihr festzustellen. Mit der Zeit
schlossen sich ihm alle Kiinstlcrverbände an und sclion in den sieb-
ziiger Jahren konnte eine „Permanente Kunstausstellung“ eröffnet
werden; eine Tat von Bedeuitiunig in dieser Zeit, die nur sehr selteu
Kunstausstellungen sah. 18-85 wurde ihr der Gl-aspalast am Lehrter
Bahnhof zur Verfügung gestellt und 1898 ging man endlich an den
Bau eines 'eigeneni Heitnes in der Bellevuestraße. Heute steht m-an,
naoh dem Verkauf diieses Hauses, voll Plänen am Beginn neuer
Unternehmungen, Osborn .schildert humorvoll das gesellschaftliehe
Leben des Vereins, die lu.stilgen Feste, von denen Festschriften und
-Karten zeugen, dercn Zeichner die größten Natnen tragen, Die

Staatliche K u n s tbib l i o t h e k stellt eben eine ganze An-
zahl dieser reizvollen Gelegenheitswerkchen aus. Die Jahrh'tmdert-
ausstellung aber läßt sehen, wieviel ernste und wertvolle Arbeit
in diesen Jahren geleistet wurde.

Die 'Hauptmeister der deutschen Malerei am Beginn des 19.
Jahrhunderts waren Norddeutsche. Aber niclit Berlin wurde das
KunstZentmm, scndem München, wo Cornelius und Scihnorr mit
ihren vielen Schiilern arbeiteten und König Ludwig I. freigebig für
monumentale Aufträge so-rgte. Daneben wurde in Diisseldorf unter
dcr starken Persönlichkeit Schadows die Genre- -uind Landschafts-
rnalerei gepflegt und in so bürgerlichen Bahnen bewegte sich auch
das Kunstleben Berlins, bfs Cornelius, 1840 an die Berliner Akade-
rnie berufen, die im römischen Nazarenerkrcis wurzelnde Monumen-
talmalerei auch hier übte. Nicht betroffen von dieser Strömung
wurden die Maler des V. B. K„ und nuir sehr wenige der aus-
gestellten Bilder, wie etwa die „Romanzensänger“ von Dählimg
tragen Züge der nazarenischen Richtung. Sonst sind es zum Teil
idealisierende Darstellungen aus dem bürgerlichen und bäuerlichen
Le'ben, zutn Teil ausgezeichnete Landschaften und Tierstudien, die
das Sittenbild in der Mchrzalil an Giite weit übertreffen, Einer der
besten dieser Landschafter ist Carl Blechen, dem, sowie einigen an-
deren, ein ganzer Raum gewidmet ist, wodurch seine Persönlich-
ke.it und Eigenart sich aufs lebhafteste mitteilen. Vielfältig sind
seine Landschaften: romantisch, in schweren, satten Farben w-ie die
Rütae von Tharandt oder die Pochmiihle und dann die Bilder aus
Italien, heil, zartfarbiig, viel Ocker lieben Blaugrün und Rostrot,

GALERIE /AATTHIESEN

BERL1NW9, B E LLEVU ESTRA55 E 14

ALTE /AEISTER I/APR E5SION ISTEN

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