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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Januarheft
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Zimmermann, Ernst: Nachdekorierung von chinesischem Porzellan in Europa
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Nassauer, Karla: Zur Ausstellung chinesischer Kunst in der Preußischen Akademie der Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0213

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sien denken — war dies fast schon zwei Jahrhunderte
vorher erfolgt. Doch freilich wohl aus ganz anderen
Gründen. Hier wollte man anscheinend die Stiicke nicht
nur farbig bereichern, vielmehr das an sich schon hier
so geschätzte Porzellan noch wertvoller gestalten. So
fügte man ihm Hdel- und Halbedelsteine ein, wie man
dies hier auch bei Arbeiten in Metall, Gestein, Gias und
dergl. getan hat. Sie sind freilich später vielfach ihres
Wertes halber wieder ausgebrochen worden. Ein
großer und abwechslungsreicher Bestand von derarti-
gen Stücken befindet sich unter den der Schatzkammer
entnommenen Porzellanen der Porzellansamrnlung des
Serai in Konstantinopel. Bei uns kommen sie nur
ganz selten Vor. Zwei winzige Stücke besitzt die
Dresdner Sammlung, ein größeres das Britische
Museum4). Diese Dekorierung erfolgte jedoch fast
ausschließlich schon in der Mingzeit, wie die
Marken eines der Stücke der Dresdener sowie
einer ganzen Beilie der Konstantinopeler Sammlung zei-
gen, spätestens seit der Zeit des Kaisers Kia-Tsing

,) Abgebildet in Hobsons Fiihrer durch das ostasiatische Por-
zellan im Britischen Museum.

(1522—1566). Die Hauptmasse jedocli gehört crsicht-
lich dcm Ende dieser Zeit an. Uebcrdekoriert hat man
auch liier wieder alles, was sich überdekorieren ließ:
unbemaltes weißes, nur in Kobaltblau bemaltes, sowie
farbig glasiertes Porzellan, doch auch wiederum allein
chinesisches, sowie auch nur kleinere Stücke: Tassen,
kleinere flache und tiefe Schalen und dergl. Auch
hat man dabei mehrfach Stücke zusammengesetzt, da-
bei auch ganz verschieden in China dekorierte. Die
Steine wurden stets rhythmisch über die Flächen
oder auch nur über die Ränder verteilt, dabei mehrfach
durch Golddraht mit einander verbundcn oder noch
kleine Bereicherungen in Lackgold hinzugefügt. Im
Allgemeinen machen aucli alle diese Stücke keinen er-
freulichen Eindruck. Steine und Porzellan gehen nie
gut zusammen. Sie wirken auch in ihrer Größe in ihren
plumpen Kästen zu schwer. Bei einigen reicher deko-
rierten Stücken jedoch hat man durch feinere, rhyth-
mische Verteilung doch bessere Wirkungen crreicht.
Doch kann man wolil froli sein, daß diese Verzierungs-
art nicht zu uns gelangt ist. Daß man später Böttger-
steinzeug bei uns mit böhmischen Granaten soWie Tür-
kisen besetzt hat, ist wohl ganz unabhängig hiervon er-
folgt. Auch ist dies viel feiner durchgeführt worden.

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Kaüla JHassauet?

|ie zentralc und eigentlich beherrschende Kunst
Ostasiens ist die chinesische. Nicht nur, weil sie
die älteste (ihre frühesten Zeugnisse reichen bekanntlich
bis zum 2. Jahrtausend v. Chr. zurück), sondern auch
weil sie die ursprüngliche, im höchsten Sinne schöpfe-
rische und darum richtunggebende Kunst der ostasiati-
schen Völker gewesen ist.

Aus diesem Grunde hat d'ie Ausstellung chinesischer
Kunst, die am 12. Januar in den ihr von der Preußischen
Akademie der Künste zur Verfügung gestellten Räu-
men eröffnet wurde, ihre große Berechtigung. Und
mehr als das: sie wird fiir alle Freunde Chinas einem
langgehegten Bedürfnis entsprechen, sie wird ihren
Wunsch, endlich einmal einen vollständigen Ueberblick
über das gesamte Gebict chinesischer Kunst zu be-
sitzen, befriedigen. Geschieht es doch überhaupt zum
ersten Mal, daß eine sowohl im wissenschaftlichen, wie
auch im künstlerischen Sinne ernsthaftesten Ansprüchen
gerecht werdende Ausstellung stattfindet, die nur
chinesische Kunst und chinesisches Kunst-
gewerbe enthält. Allzulange ist es noch nicht her, daß
die Interessenten chinesischer Kunst hauptsächlich an

den leicht spielerischen Produkten des 18. und 19. Jahr-
hunderts, an späten Porzellanen, Cloissones, Elfenbein-
arbeiten, Jadeschnitzereien, von Europa beeinflußten
und zum Teil direkt für Europa gearbeiteten Erzeug-
nissen Gefallen fanden.

Durch die Ausgrabungen, gleichviel ob sie aus
archäologischem Eorschungsinteresse unternommen
wurden, ob sie von geschäftstüchtigen Händlern- in spe-
kulativer Absicht geschahen, oder ob sie durch die fort-
schreitende Zivilisation und die wirtschaftliche
Erschließung des Landes sich anläßlich technischer
Bauten etc. ergaben, hat man überaus wertvolle Funde
von Kunstwerken dcr ältesten Zeit gemacht und hat
diese frühen, in ihrer Echtheit so eindringlichen und
künstlerisch überzeugenden Stiicke entsprechend zu
würdigen und auch zu werten gewußt. Zu werten —
denn die Preise, die für diese Kunstwerke gezahlt wer-
den, sind solche, wie man sie auf dem Kunstmarkt sonst
nur noch für die exquisitesten Schätze bietet. Diese
Dokumente frühester chinesischer Kultur, die in den
letzten Jahrzehnten in großem Maße in in- und auslän-
dischen Sammlungen zusammengetragen worden sind,

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