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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Septemberheft
DOI Artikel:
Kunst auf der Leipziger Messe / Aus der Kunstwelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen
DOI Artikel:
Schmidt, Paul Ferdinand: Wesentliche Literatur über das moderne Bauen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0048

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pt?ankfuct a. O.

Städtische Kunsth’alle: Käthe K o 11 w i' t z -

Ausstellung (vorbereitet von H. Sagert & Co., Berlin).

feankfuct a. ]vt.

Im graphiischen Kabinett der Kunsthandlung Heinrich T r i 11 -
I e r ist in diesem Monat eine Sammlung wertvoller Handzeich-
nungen alter deutscher, italienischer, französischer und nieder-
ländischer Meister ausgestellt. Es sind u. a. Albrecht Dürer,
Domenico Tiepolo, Frangois Boucher, J. Dusart, van Goyen, Adrian
van Ostade mit charakteristischen Arbeiten vertreten.

Stcttin.

Stadtmuseum Stettin: In der graphisohen Samni-
lung z. Zt.: Der niederdeutsche Kupferstich des 16. und 17. Jahrh.
In den Ausstellungsräumen ab Mitte Oktober: Das moderne
Aquarell.

nelle Art; ein Glaube, den jeder Trip zu Neubauten leider unwider-
leglich zu schanden macht. Es scheint, daß die „Dummheit dcr
Guten unergründlich“ sei, wie schon Nietzsche ifeststellen mußte,
und daß es noch rechte Weile hat, bis sich das absolut Notwendige
— das konstruktiv wirtschaftlich und ästheti'sch Zwingende des
Funktionalismus — bis zu den maßgeblichen Auftraggebern herum-
gesprochen haben wird.

Die beiden Bücher von Hilbersheimer, von einem Mit-
schaffenden geschrieben, der rn vorderster Reihe steht, leider aber
noch viel zu wenig Beachtung findet mit der strengen Unbedingtheit
seiner großen Raumform, sind wertvoll, vor allem durch ihr aus-
giebiges und glänzend gewähltes Material, das auch sehr viel Risse
und Entwiirfe enthält. Die „Internationale Baukunst“ bringt nach
einer knappen Einleitung überhiaupt nur Abbildungen. Seine „Groß-
stadt-Architektur“ behandelt alle einschlägigen Probleme — die
so gut wie identisch sind mit den Problemen gegenwärtigcr Bau-
kunst schlechthin — in einem großen Sinn und mit außerordentlicher
Sachkenntnis.

Das kieine Büchlein von Behrendt ist als Einführung fiir

Muirhead Bone, Ayr Prison. Orig.-Radierung
Oktober-Auktion bei Prestel in Frankfurt a. M.

IDefentlicbe Utecatuü übet? das
modetme Bauen.

In der jüngsten Zeit sind eine Reihe ausgezeichnet geschriebe-
ner, trefflich unterrichtender und illustrierter Bücher über die
funktionelle Architektur erschienen, die in mehr als einer Richtimg
das gut gemeinte aber nicht zureichende Werk von P 1 a t z (Propy-
läen-Verlag) ergänzen und verbessein. Es sind dies: von W a 11 e r
Curt Behrendt „Der Sieg des neuen Baustils“ (Wedekind
& Co., Stuttgart), von L. Hiiberseimer „Großstadt-Architek-
tur“ und „Internationale neue Baukunst“ (J. Hoffmann, Stuttgart)
und S. Giedion „Bauen in Frankreich — in Eisen — in Eisen-
beton“ (Klinkhardt & Biermann, Leipzig).

Was diese Bücher eint und sie allesamt brauchbar macht, ist
das tiefdringende Verständnis ihrer Autoren für die Nöte und Prob-
leme unserer heutigen Baukunst. Daraus ergibt sich nicht nur die
selbstverständliche Bejahung der neuen Raumgestaltung, des sog.
Funktiönalismus, und die Ablehnung jeder überkommenen Atrappen-
schablone von Fassadenmacherei, sondern auch diie Fähigkeit, das
Wesentliche an dieser Baukunst klar und präzise herauszuschälen
und überzeugend darzustellen. Wenn man diese Bücher zum Maß-
stab nimmt, möchte man glauben, daß es heute keine anderen
Möglichkeiten mehr gäbe, zu bauen, als auif sachliche und funktio-

Laien gedacht und in diesem Sinn fa'ßlich, ja faszinierend geschrie-
ben und entsprechend bebildert. Wer sich über Sinn und Erfolg
ues Funktionalismius schnell und anregend nnterrichten will, wird
zu diesem Werkchen greifen.

Das bedeutendste und wissenschaftlich nachhaltigste ist
G i e d i o n s Buch mit seinem nicht eben glücklichen Titel. Die
Rolle der Franzosen als Bahnbrecher auch auf diesem Gebiet ist
unbestritten; ihr Debut auf dem Glatteise der nachhaltigen Praxis
aber durch unselige Verhältnisse so mißraten, daß Frankreich heute
beinahe an ietzter Stel.le im Ausbau des Funktionalismus rangiert,
weil reaktionäre Kräfte das Land selber am Ausbau seiner gran-
diosen Erfindungen hindern. Giedions großes Verdienst ist dic
Sorgfalt, mit der er dem Entstehen des Eisen- und Eisenbetonbaus
— auf dem unsere ganze Architektur in Gegenwart und Zukunft
aufbaut — im 19. Jahrhundert nachgeht und den Primat der Franzo-
sen aiuf allen Gebieten feststellt, mit der er den Bahnbrechern des
eiigentlichen Funktionalismus: P e r r e t, Garnier und 'L e
Corbusier ihren Rang eindeutig, auch Wright und den Hollän-
dern gegenüber, stabilisiert. Das alles auf Grund intensivsten, oft
äußerst schwierigen Quellenstudiums in Frankreich und mit den
Belegen vielfältiger, aus entlegenen Archiven gegrabener Abbildun-
gen. Es ist das große Standardwerk der Entstehung des modernen
Stils, das er hier gegeben hat, soweit es den wichtigsten, den fran-
zösisehen Anteil betrifft. Und da zweifellos die Sacharchitektur den

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