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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Novemberheft
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Aus dem nordischen Kunstleben / Londoner Kunstschau
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Eckstein, Hans: Max Beckmann: zu einer Ausstellung seiner Gemälde im Graphischen Kabinett zu München
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0135

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Ellis & Smith kauften Lelys Katharine Dering (3200 Mark), wie auch
Knellers Edward Roper (9400 Mark).

*

Sit? pt?ank Dicksec f

Einen schweren Verlust hat das englisohe Kunstleben in dcm
Ableben des 74jähri@en Präsidenten der Royai Academy, Sir Frank
Dicksee, erlitten. Aus einer bekannten Malerfamiiie stammend
— sowolil Vater wie Onkei stellten in der Akademie aus — schluig
er früh die Laufbahn ein, die ihn zu dem höchstiem Ruhm führte,
den die englische Kunstwelt zu vergeben hat. Als er als
24jähriger sein erstes Bild in der Akademie hängen sah, wurde er

bereits drei Jahre später Angehöriger dieses Verbandes, um nach
zehn Jahren vollwertiges Mitglied zu werden. Inzwischen malte
er aus Mythologie und Geschiohte, sträubte sich jedooh Iange, bevor
er zium Porträt überging. Von seinen Gemälden wurden seine
„Zwei Kronen“ von der Natüon erworben,. Eine Madonna mit Kind
erstand die Königin von England vor kurzem. Sir Frank Dicksee
war ein ausgesprochener Gegner d-er modernen Kiunstrichtung und
einer der hartnäckigsten Bekämpfer Epsteins. Er machte aus dieser
Einstellung kein Hehl und fand in der Masse d-er britischen Künstier-
schar eifrige Unterstützung. Als Nachfolger wird vermutlich Sir
William Llewellyn gewählt werden, obwohl auch andere Anwärter
eine starke Anhängerschaft aufweisen.

Max Beckmanti.

Eu ctnct? Aus(icUung fcmct? Qcmäldc im Qt?apbt(cbcn Kabinctt 2u Jvtüncbcn.

Üon jians eck(tcin

Beckmanns Kunst tärgt ganz dais Gesicht der Gegenwart in
ihrer heiilosen Zerspaltenheit, dlie jeder von uns mit marterndien
Zweifeln am Bestande alles bisher Gültigen, ja schließlich an allem
Sein überhaupt qualvoll erlebt. Doch nicht in dem Sinne ist sie
Dokument der Zeit, daß sie (wie das Werk Pablo Picassos etwa)
das Kurvenbild der geistigen Strömungen unserer Zeitwende mit
seismograpliischer Treue verzeichnet. Dazu ist Beckmann zu selir
Bekenner und sein Schaffen zu entschiedene wilientliche Formung
eines letzlich ethisch bestimmten Weltbildies.

Beckmann liat seinem reichen Talentc die Flucht zum schönen
Schein oder zur weltabgewandten Metaphys:k versagt. Mit barter
Hand hat er das Leben gepackt, die rüde Gebä.rde gegenwärtigen
Lebens mit einer versinnbildlichenden Kraft gestaltet, wie sie nur
dem Zentrum des Daseins, dem Menschlichen, nie bloßem Artisten-

tum erwachsen kann. Aus dumpfem Erleiden h.i ■ sich dieser zu
einer geradezu heroischen 111 u s i o n s 1 o s g k e i t“ ernpor-
gerungen, die zu jener programmatischen „neiu n Sachlichkeit“ in
der Malerei in einem Gegensatze steht, der ilie ganze Sinnlosigkeit
dieses Schlagwortes blitzartig erhellt. Seinr. Bilder sind schwer-
wuchtende Hiebe gegen die Fratze der Zeit. Sie enthüllen das Ant-
litz des mechanisierten, chaotisierten Mensriien dieser Wende, seine
verzweiflungsvolile Vereinzelung, das srotesk zerspellte Mosaik
moderner Gesellschaft, in der von IndiVidium zu 'lndiv.idium nichts
mehr strömt, die grauenhafte Häßlic'ikeit, das maßlo'S Peinigende
cines Daseins in Elend, Geilheit, Veräreclien und Narrheit.

Es gibt hier keine laue Aneikennumr Diese Kunst fordert
Auseinandersetzung. Aber auch w-r sie haßt, dem wird nicht ent-
gclien, daß dics ind.ividuell Becktiännfsche symptomatisch ist für

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