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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1. 2. Dezemberheft
DOI Artikel:
Mackowsky, Hans: Ein neu entdecktes Bildnis Friedrichs des Großen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0155

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/V us New York kam in diesen Tagen die etwas ge-
*■ räuschvölt verbreitete Nachricht, daB dort ein
bisher unbekanntes Bildnis Friedrichs des Großen ent-
deckt worden sei. Der Kunsthändler Karl Loevenich,
der es aus einem Stapel alter Ahnenbildnisse bei seinem
Koüegen Albert Rosenthal hervorgezogen hatte, ge-
langte nach sorgfältiger Reinigung und Wiederherstel-
lung des Originales zu der Ansicht, daß ihm ein seltener
Fund gegliickt sei. Er kanr zu dem Schluß, sein Bild
stelle das erste, bisher als verschollen geltende Biidnis
des Königs von der Hand Anton Graff’s dar. Er bericf
sicli dabei auf folgenden, ebenfalls erst kiirzlich bekannt
gewordenen Brief des mit Graff nah befreundeten
Kupferstechers J. F. Bause än Friedrich Nicolai, dessen
Original G. F. Foerster in Berlin besitzt und den ich
hier nochmals zum Abdruck bringe, obwohl ihn
Friedrich Volz in seinem 1926 erschienenen Buche
„Friedrich der Große im Bilde seiner Zeit“ bereits ver-
öffentlicht hat.

Leipzig d. 23 Aug 1786.

Werthgeschätzter Freund
Ich bin Willens itzt das Portrait des Königs von
Graff gemahlt auf praen. in Kupfer zu stechen,
und nehme mir hiermit die Freyheit Jlinen einige
Avertissements zu übersenden, mit Bitte, daß Sie
selbiges bekannt machen. Weil ich nicht eher
als zur Oster Meße das Gcld nach geendigter
Arbeit mir aus'bitte, so könnte man aucli
subscribieren, wie Sie solches für schicklicher

halten. Das Gemählde besitzt der Preuß. Ge-
sandtc in Dreßden, er und jeder der es gesehen,
halten es vor besonders ähnlich. H. Graff mahlte
es vor 5 Jahren, als er in Berlin war, ging alle
Tage auf die Parade, marquirte sicli den Monar-
chen, wozu man ihm Gelegenheit schaffte ihn
recht nahe selien zu können, und ging jederzeit
gleich in sein Logis um sein Bild auszumahlen.
Verzeihen Sie mir den Auftrag den ich mir unter
nehme, ich wiinsche lhneu wohl zu leben, und
bin mit Wahrer Hochachtung

lhr

gauz ergebenster Freund u. Diener
.] F Bause

Der Sticli erschien wirklich 1787 und reproduzicrt
das seit langer Zeit und so auch gegenwärtig im Sterbe-
zimmer von Sanssouci aufgehängte Bildnis des Königs
vcn Anton Graff. Physiognomisch hcrrscht übcr diese
1 larstellung Einstimmigkcit.

Durchaus mit I'Jecht urteilte Paul Seidel,
„daß das Bild sehr wenig von dem feinen individuali-
sierenden Naturstudium hat, das die Bildnisse Graffs
auszuzeicnhen pflegt. Möglicherweise, fährt er fort,
liegt der Grund hierfür auch darin, daß das Bild in
Sanssouci eine Atelierwiederholung ist und ein besseres
Exemplar vielleicht aus Privatbesitz auftaucht.“
(Hohenzollern-Jahrbuch 1897, S. 111.) Dies hat sich
nun bis jetzt nicht ereignet, und wir werden zeigen, daß
auch das in New York entdeckte Bildnis unmöglich das

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