Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Augustheft
DOI Artikel:
Rohde, Alfred: Ein Königsberger Silberschild aus der Sigmaringer Sammlung
DOI Artikel:
Suhle, Arthur: Ein neuer Medaillenschautisch im Münzkabinett Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0547

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
mannschaft und des Königsberger Handels verknüpft.
Hr hat Aufstieg und Abstieg im Altstädtischen Junker-
hof mit erlebt, thronte dann im Kneiphöfschen Junker-
liof, übcrdauerte d'ie Auflösung der Zünfte, überdauerte
dic schweren Erschütterungen der Franzosenzeit, in
der die Königsberger Kaufmannschaft 1807 12 Millionen
Francen Kontribution in Wechseln garantieren mußte.
Auch in den folgenden Jahrzehnten, in denen die Ueber-
nahme der Hafenanstalten von Pillau und Königsberg
sowie die Fahrrinne durch das Haff für die Kaufmann-
schaft cine schwere Belastung bedeutete. wurde das
Silber und mit ihm unser Schild nicht angegriffen, bis

dann die ncue finanzielle Erschüttcrung von 1848 dazu
zwang, ihn zu opfern. In dieser Stunde fand der Schild
einen Leidensgefährten. Die Madonna, die auf ihm
thront, trägt heute in der linken Hand eine weiße Rose
mit einem goldenen Knöspchen und diese Rose war das
Symbol des Kneiphöfschen Rosenwinkels, das ursprüng-
lich zu dem heute noch nicht wieder festgestellten
Rosenschild5) gehörtc und sich erst 1848 mit dem
Hölkenschild vereinigte.6)

5) Abb. Boetticher a. a. O. Abb. 227.

e) Dic Photograpliien zu den Abbildungen dieses Aufsatze«
stellte Dr. v. Lorck-Königsberg her.

6tn neuev MedaUlenfcbautifcb im jvtünskabtnett Beüttn

oori

At’tbttt? Sublc

jas Staatliche Münzkabinett in Berlin hat kürzlich
einen neuen Medaillenschautisch aufgestellt; die-
ser enthält 1. in der Mitte eine Gedächtnisausstellung auf
Exzellenz von Bode, 2. links eine Ausstellung von Wer-
ken des vcrstorbenen Frankfurter Medailleurs Kowar-
zik, 3. rechts eine Ausstellung von Werken des frühe-
ren Medailleurs an der Staatlichen Münze. des jetzt in
Frankenhausen am Kyffhäuser lebenden Sturm, der
kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte.

In der Bode-Gedächtnisausstellung, die das Miinz-
kabinett zu Ehren des Verstorbenen veranstaltet, sind
aüe Medaillen bezw. Plaketten auf Bode zusammen-
gestellt, die sich im Besitze des Kabinetts befinden. Die
älteste ist die bekannte kleine Plakette von Hildebrand,
dic 1907 entstanden ist. Zu oberst liegt dann cine von
Thorak, dessen Büste auf Bodc vom Kaiser-Friedrich-
Museum angekauft ist. Es folgt eine große, erst
1929 entstandene runde Plakette von Loewental;
neben ihr — ebenfalls von ihm — eine kleine Medaille,
deren Modell er 1927 negativ in Stein gesclmitten hat.
Darunter liegt einc von Oppler (1926), die eine schöne,
aber im Verhältnis zum Brustbild zu große Sclirift zeigt.
Zuletzt eine Plakette Dauterts auf Bode vom Jahre 1927.

Wenden wir uns nun zu den Werken von Joseph
Kowarzik. Er wurde am 1. März 1860 in Wien geboren.
Durch den Tod seines Vaters schon früh gezwungen,
sich sein Brot zu verdienen, arbeitete er zunächst als
Handwerker, und zwar als praktischer Graveur und
Ziseleur. Das war für ihn von großer Bedcutung, da
einer, der mit dem Metall selbst umzugehen gelernt
hatte, auch ein besondcrs feines Gefühl fiir die Voraus-
setzungen ciner Medaille besitzen mußte. Erst später
konntc er an der Unterrichtsanstalt des österreichischen
Museums bei den Medailleuren Stephan Schwarz, dcr
ihm das Modellieren und Treiben beibrachte, und dem
älteren Tautenhayn die Medaillenkunst erlcrnen. Diese
ließen ihn sich auch an größeren kunstgewerblichen

Arbeiten beteiligen. Nach Beendigung seiner Studien
hielt er sich längere 2äfff in Italien und in Frankreich
auf; seine Eindrückc gerade in diesem Lande sollten für
sein späteres Schaffen bedeutsam sein. Von 1889 bis
1893 ging er nochmals bei dem Wiener Bildhauer
Edmund I lellmer in die Schule, um sich aucli als Groß-
plastiker auszubilden. 1893 berief man ihn als Facli-
lehrer der Zisileurklasse an die Kunstgewerbeschule in
Frankfurt a. Main. Diese Stellung aber gab er schon
1897 auf, um sich ganz seinem Künstlerberuf widmen
zu können und war nur nocli einmal als Lehrer tätig,
nämlich an der Bildhauerklasse am Städelschen Kunst-
institut. Am 13. März 1911 starb er in Cannes.

Kowarziks Lebenswerk ist kein einheitliches. Drei
teilweise völlig voneinander unterschiedene Stile sind
bei ihm zu bemerken: Zunächst überwiegt bei ihm der
Einfluß der Wiener Schule, dann steht er stark unter
französischem Einfluß, um sclüießlich seine eigene Art
zu finden. Der Aufschwung der modernen Medaille
gegen das letzte Drittel des 19. Jahrh. hin geht von
Frankreich aus, und zwar sind Chaplain und Roty die
fiihrenden Künstler. Fast gleichzeitig entwickelt sicli
auch in Wien die Medaillenkunst zu neuer Blüte,
allerdings unter dem Vorbilde französischer Werke.
Wenn auch der Einfluß der Franzosen auf die Wiener
Medaille nicht zu verkennen ist, so ist es doch die Eigen-
art des Wieners, sich in die feinsten Einzelhciten und
Charakterzüge eines Kopfes zu vertiefen, d. h. also
realistisch zu arbeiten, wodurch dic Medaille ihr beson-
deres Gepräge erhält, ganz im Gegensatz zur fran-
zösischen Kunst, die vielleicht schöpferischer, bestimmt
aber poetischer ist. Rein äußerlich ist ein Unterschied
der Dargestcllten gegeben, der in den Typen beider
Länder liegt.

Die ältesten Medaillen Kowarziks zeigen deut-
lich den Stil der Wiener Kunst, besondcrs der von
Scharff, Tautenhayn und Schwarz. Es sind die Schau-

541
 
Annotationen