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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Novemberheft
DOI Artikel:
Peter, Kurt von: Ein Streifzug durch das Bautzener Museum
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0116

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[ jas Bautzener Stadtmuseum, Provinzialmuseum der
Sächsischen Oberlausitz, das aus den Stiftungen
Roesger, Stieber, Weigang hervorgegangen ist, und in
seiner jetzigen Gestalt in den Jahren 1910—1912 von
Göhre und Görling erbaut wurde, macht derzeit, ins-
besondere infolge der Raumnot, eine schwere Entwick-
lungskrise durch. Man erwägt, die alte Bautzener
Kaserne, die 1842—44 nach dem Entwurf Gottfried Sem-
pers entstanden ist, zu einem Haus der Lausitz umzu-

gestalten und in ihr die naturwissenschaftlichen, vor-
geschichtlichen und volkskundlichen Sammlungen auf-
zustellen; eine Secession, durch die die Einheitlichkeit
des bestehenden Bautzener Museuins aufgehoben würde;
die Ansicht des Stadtmuseumsdirektors Dr. Biehl geht
dahin. daß es wünschenswert wäre, das eine oder das
andere der anliegenden Häuser, die sich zum größeren
4 eil in städtischem Eigentum befinden, zur Behebung der
vordringlichsten Museumsraumnöte zu verwenden.

Im Kellergeschoß befinden sich die naturwissen-
schaftlichen und vorgeschichtlichen Sammlungen, die
dem Haus von Anbeginn den Charakter eines Heimat-
museums geben, dann folgt im Erdgeschoß das Stieber-

oder Altertumsmuseum mit einer Reihe von Stilzimmern,
den Hausrat der einzelnen Zeiten wirkungsvoll aufzei-
gend. Der Renaissanceraum fesselt besonders, der zwei
Bilder aus der Werkstatt des sächsischen Malers Lukas
Granach besitzt, ein in Tempera auf Karton wundervoll
ausgeführter Studienkopf mit der Aufschrift „Prancesco
Comes . . (der Rest ist unleserlich), und ein in Oel auf
Holz gemaltes Bild „Venus und Amor“ von 1526; beide
Bilder sind woh'l als Arbeiten des jüngeren Lukas

Cranach anzusehen, der in der Werkstatt seines viel-
beschäftigten Vaters zu Wittenberg tätig war. Es liegt
nahe anzunehmen, daß der „Comes“ mit den in letzter
Zeit vielgenannten Cranachskizzen in Reirns zusammen-
hängt. (Vergl. u. a. Henri Clouzot, „Les Cranachs et le
Holbein de Reims“.)

Im ersten Obergeschoß befindet sich dann die Stadt-
geschichtliche Abteilung, in der u. a. die Stadtbilder
untergebracht sind, unter denen eine große Ansicht aus
der Zeit um 1600 und ein paar Bilder mit Darstellungen
der großen Stadtbrände von 1634 (?) und 1686 hervor-
ragen. Das Ratszimmer beherbergt vor allem den
städtischen Ratssilberschatz, und dann folgen in einer

Kittlitzer Altar, Hauptansicht (um 1500) vermutlich Bautzener oder
Kamenzer Bildschnitzer, Stadtmuseum Bautzen

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