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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Februarheft
DOI Artikel:
Erdmann, Kurt: Neuerwerbungen der Staatlichen Museen zu Berlin auf dem Gebiete persischer Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0258

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|jie kürzlich im Kaiser-Friedrich-Museum eröffnete
Ausstelluns persischer Keramik aus den Beständen
der Islamischen Kunstabteilung: der Staatlichen Museen
zu Berlin, auf die bcreits in dieser Zeitschrift hingewie-
sen wurde, gibt den Anlaß, auf einige wichtige Neu-
erwerbungen der Abteilung auf dem Gebiete persischer
Keramik aufmerksatn zu machen.

Auf der am 13. Dezember 1927 bei Cassirer-
Helbing erfolgten Versteigerung der Sammlung Oskar

Abb. 1. Qießgefäß in der Form eines sitzenden Löwen
Pcrsien, Raghes 13. Jahrli. Islamische Kunstabteilung, Berlin

Skaller erwarb das Museum, abgesehen von der impor-
tanten Sultanabad-Schüssel mit der Darstellung zweier
sitzender Figuren, die vom Besitzer geschenkt wurde
und hinreichend bekannt sein dürfte, so daß von einer
Publikation an dieser Stelle abgese-hen werden kann,
ein Gießgefäß in dcr Form eines sitzenden Löwen
(Abb. 1), das in verschiedener Hinsicht bemerkenswert
ist. Diese Gießgefäße in Tierform, von denen nur eine
kleine Anzahl bekannt ist, gelien offenbar zusammen mit
den verwandten ,,Bad-Raspeln“ auf Bronzevorbilder
zurück, wie sie die chinesische Kunst zum Beispiel be-
reits in frühester Zeit kennt. Auf der anderen Seite

entsprechen sie, was die Form und die vermutliche Art
ihrer Verwendung anlangt, wcitgehend den mittelalter-
iichen Aquamanilen, ohne daß die Zusammenhänge
zwischen den beiden verwandten Formen bisher geklärt
wären. Das vorliegende Gefäß allerdings dürfte schwer-
lich jemals praktisch als Gießgefäß benutzt worden sein,
da dic blaue Glasur in den oberen Einguß gelaufen ist
und diesen verstopft hat; immerhin ist es ja leicht mög-
lich, daß derartige Fehicr sicli bei dcr Glasierung er-

Abb. 2. Schale auf Tierfüßen
Persien, Raghes, sogenannte Minai-Ware, 13. Jahrhundert
Islamische Kunstabteilung, Berlin

Abb 3. Tauschierte Bronzeschale auf Tierfüßen
Islamische Kunstabteilung, Berlin

gaben und daß sie bei einer Ingebrauchnahme des Ge-
fäßes korrigiert wurden. Auch in technischer Hinsicht
bedeutet das neuerworbene Stück eine besondere Sel-
tenheit und somit eine begrüßenswerte Bereicherung
der Sammlung. Es zeigt nämlich eine Bemalung in
metallisch glänzendem Goldlüster über einer tiefen dun-
kelblauen Glasur, wie sie sicli bei vielen Gefäßen aus
Raghes findet. Der Goldlüster hat dabei auf dem blauen
Grunde eine grünliche Färbung angenommen. Diese
Gattung persischer Keramik — eine ähnliche findet sich
aucli bei Gefäßen aus Raqqa, also im syrischen Kunst-
kreis — kommt in intakten Gefäßen selten vor und war

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