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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI issue:
1./2. Maiheft
DOI article:
Rosenthal, S.; Rubens, Peter Paul: Zwei unbekannte Rubens-Skizzen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0401

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Dic Moskauer Skizze gehört vie'lleicht noch zu den
Friihwerken von Rubens und ist wohl um 1620 entstan-
den. Der Komposition fehit wie so manchen Früh-
werken Rubens eine konstruktive Gliederung, die durch
einc Ueberfüllung der Bildfläche mit Figuren ersetzt
wird. Hier soll auf die frühere4) falsche Datierung des
großen Mailändcr Altarbildes hingewiesen werden, das
zn seiner Zeit in der Kirche des hciligen Romoualts in
Mecheln sich befand. Wie aus dem Archiv diescr Kirdic

wird durch die Moskauer Skizze zu diesem Altar völlig
bestätigt.

Es wäre interessant, drei Rubens-Bilder zu verglei-
chen, die das cinheitliche Tliema des Abendmahls bc-
handeln. Die „Jünger von Emmaus“ aus der Sammlung
des Herzogs Alba iu Madrfd'O weisen noch aus-
gesprochene Züge des Caravaggioeioflusses auf. ln
diesem 1610 gemalten Bilde beherrschen die Figuren
noch völlig den Raum; auch die Modellierung hat an

P. P. Ruibens, Abendmahl

Kunstwerke aus Lcningrader Museen und Schlössern
Versteigerung am 4. und 5. Juni bei Rud. Lepke, Berldn

zu ersehen ist, wurde dieses Altarbild im jaiire 1632
von Mademoiselle Catherine Lescuyer dieser Kirche ge-
stiftet und Rubens wurden dafür 1000 Fl. bezahlt. Auf
Grund dieser Stiftung wurde friiher das Mailänder Bild
auf 1630—34 datiert. Doch wie schon Oldenbourg5) er-
wähnte, weist die stilistische Analyse auf eine bedeu-
tend frühere Flerkunft. Oldenbourg datiert das Mai-
läuder Bi'ld spätestens 1620 und diese friiherc Daticrung

sicli etwas Statuarisches. lu der Moskauer Skizze ist
Rubcns Geist zu seiner Entwicklung gekommen: dafür
spricht der physiognomische Reichtum der Skizze, das
Schweigende und Fließende des Gewandstils, dic kon-
struktiv ganz freie und in den Farben so bedlngte Kom-
position. Der Raum, in dem das Abendmahl der hier
publizierten Skizze stattfindet, erinnert an eine Kapellc
in römischem Stil; doch sind die Wände ganz nalie ge-
rückt, so daß die 13 dargestellten Personen auf einen

*) M. Rooses, Rubens, 1905, S. 540.
s) Oldenbourg, ibidem S. 203.

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“) Oldenbourg, ibidem S. 38.
 
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