„Ia, dann mußt du morgen vorsprechen", sagte der Kaufmann, der
zu den Kunden gehen mußte.
„Du mnßt mir versprechen, morgen wiederznkommen", rief er noch
einmal. Er hatte jetzt große Lust, den Burschen zu bekommen.
„Ia, ich komme wieder", antwortete Törres; aber als er aus dem
halbdunklen Laden heraustrat, war er fest entschlossen, nie wieder hierher--
zukommen.
Ietzt wollte er gerade darauf losgehen, entweder bei Brandt oder bei
Knudsen. Er hatte wohl gemerkt, daß der alte Krämer ihn haben wollte,
und weniger als Wohnung und Essen konnten sie ihm doch nicht bieten.
War er erst sicher drin, so würde er schon für sich selbst sorgen.
Mit großer Hast fand er sich aus den kleinen Straßen heraus. Aber
als er um die Ecke Brandt gegenüber bog, war alles verändert.
In der Zwischenzeit war das Gas angezündet worden, und von den
großen Fenstern ergoß sich ein Lichtglanz, den Törres nirgends als am
Himmel für möglich gehalten hatte. Zwischen all den hellen und leichten
Stoffen, die ausgestellt waren, schimmerten einige glückliche Gestalten,
die am Ladentisch standen oder auf Leitern zwischen den in den Regalen
aufgestapelten Waren hinaufstiegen, undeutlich durch — gerade wie die
Engel in Iakobs Traum kamen sie ihm vor.
Ohne einen Blick auf Eornelius Knudsens Fenster zu werfen, das
noch nicht einmal beleuchtet war, ging er mutig, wenn auch mit klopfendem
Herzen, in den Laden hinein.
Er fragte nach dem „Herrn selbst", und eine Dame von der Bedienung,
die eben mit einigen Kunden beschäftigt war, öffnete ihm den Laden--
tisch. Sie hielt ihn für einen Boten. Törres ging den Weg, den die
Dame ihm mit der Hand zeigte, erfüllt und betäubt von allem, was er
sah, vom Geruch und vom Licht hier in dieser Welt, von der er ge--
träumt hatte.
Die Tür zum Kontpr stand offen. Törres ging hinein. Ein dicker
Mann mit dem Hut auf dem Kopf stand unter der Gaslampe nnd las
einen Brief. Törres fing an: ob hier Platz für einen Burschen wäre?
Ärgerlich wandte der Mann sich um, aber als er Törres erblickte,
schlug er mit der Hand aus nnd rief:
„Das ist doch des Teufels! Da ist der Vursche ja schon wieder!"
Törres war im Handumdrehen wieder draußen. Es war der Dicke
von gestern, sein Feind. Er lief durch den Laden hinaus nnd atmete
erst auf, als er in der schmalen Straße vor Cornelius Knudsen stand,
wo es einsam und dunkel war.
Ietzt war sein Mut fast zu Ende und der Tag bald vorbei. In der
teuern Stadt Nachtquartier für Geld zu suchen, sollte sein letzter Aus-
weg sein. Er war fest entschlossen, gleich etwas zn finden, wenn es
auch eine noch so schlecht bezahlte Stellung wäre. Sollte er wieder
zum Krämer hinuntergehen?
Ein paarmal ging er auf und ab und dachte an den dicken Mann;
das war also der reiche Brandt. Es konnte lange dauern, bis er in
der Lage war, sich an einem solchen Kerl zu rächen. Inzwischen stand
er da und starrte in Knudsens Fenster.
Plötzlich faßte er Mut, ging die Treppq hinauf und in den Laden
hinein.
Kunstwart XXI, 2s
zu den Kunden gehen mußte.
„Du mnßt mir versprechen, morgen wiederznkommen", rief er noch
einmal. Er hatte jetzt große Lust, den Burschen zu bekommen.
„Ia, ich komme wieder", antwortete Törres; aber als er aus dem
halbdunklen Laden heraustrat, war er fest entschlossen, nie wieder hierher--
zukommen.
Ietzt wollte er gerade darauf losgehen, entweder bei Brandt oder bei
Knudsen. Er hatte wohl gemerkt, daß der alte Krämer ihn haben wollte,
und weniger als Wohnung und Essen konnten sie ihm doch nicht bieten.
War er erst sicher drin, so würde er schon für sich selbst sorgen.
Mit großer Hast fand er sich aus den kleinen Straßen heraus. Aber
als er um die Ecke Brandt gegenüber bog, war alles verändert.
In der Zwischenzeit war das Gas angezündet worden, und von den
großen Fenstern ergoß sich ein Lichtglanz, den Törres nirgends als am
Himmel für möglich gehalten hatte. Zwischen all den hellen und leichten
Stoffen, die ausgestellt waren, schimmerten einige glückliche Gestalten,
die am Ladentisch standen oder auf Leitern zwischen den in den Regalen
aufgestapelten Waren hinaufstiegen, undeutlich durch — gerade wie die
Engel in Iakobs Traum kamen sie ihm vor.
Ohne einen Blick auf Eornelius Knudsens Fenster zu werfen, das
noch nicht einmal beleuchtet war, ging er mutig, wenn auch mit klopfendem
Herzen, in den Laden hinein.
Er fragte nach dem „Herrn selbst", und eine Dame von der Bedienung,
die eben mit einigen Kunden beschäftigt war, öffnete ihm den Laden--
tisch. Sie hielt ihn für einen Boten. Törres ging den Weg, den die
Dame ihm mit der Hand zeigte, erfüllt und betäubt von allem, was er
sah, vom Geruch und vom Licht hier in dieser Welt, von der er ge--
träumt hatte.
Die Tür zum Kontpr stand offen. Törres ging hinein. Ein dicker
Mann mit dem Hut auf dem Kopf stand unter der Gaslampe nnd las
einen Brief. Törres fing an: ob hier Platz für einen Burschen wäre?
Ärgerlich wandte der Mann sich um, aber als er Törres erblickte,
schlug er mit der Hand aus nnd rief:
„Das ist doch des Teufels! Da ist der Vursche ja schon wieder!"
Törres war im Handumdrehen wieder draußen. Es war der Dicke
von gestern, sein Feind. Er lief durch den Laden hinaus nnd atmete
erst auf, als er in der schmalen Straße vor Cornelius Knudsen stand,
wo es einsam und dunkel war.
Ietzt war sein Mut fast zu Ende und der Tag bald vorbei. In der
teuern Stadt Nachtquartier für Geld zu suchen, sollte sein letzter Aus-
weg sein. Er war fest entschlossen, gleich etwas zn finden, wenn es
auch eine noch so schlecht bezahlte Stellung wäre. Sollte er wieder
zum Krämer hinuntergehen?
Ein paarmal ging er auf und ab und dachte an den dicken Mann;
das war also der reiche Brandt. Es konnte lange dauern, bis er in
der Lage war, sich an einem solchen Kerl zu rächen. Inzwischen stand
er da und starrte in Knudsens Fenster.
Plötzlich faßte er Mut, ging die Treppq hinauf und in den Laden
hinein.
Kunstwart XXI, 2s