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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 21,4.1908

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Heft 24 (Zweites Septemberheft 1908)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7707#0475

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deren Principalen auch deren
respec. Factoren zu vernehmen ge-
habt, wie sie kein eintziges Exem-
plare von diesem Impreßo hinter
sich hätten, auch solche, wenn einige
dererselben anhero kommen sollten,
sogleich zurücksenden, keineswegs
aber dahier verbreiten wollten.

Und dieses hat pflichtgemäßig
und unterthänig berichten sollen.

Franckfurth, den 23 Maij 1779.

Heinrich Bcrnhard Geiler
Stadtcanzelist."

I°I

Diese beiden Dokumente hier ent-

standen also zu einer Zeit, da
nicht nur ein Lessing schon lange
wirkte, da ein Herder schon längst
eine gefeierte Größe war und da
Goethes Stern schon strahlend über
Weimar stand. Schillers „Räuber"
wareu auch schon da. Und zwei
Iahre später kamen bei einem der-
selben Frankfurter Buchhändler, die
hier so gehorsam waren, eben die
„Räuber" zuerst im Druck heraus.
Wenn es uns in dcr Gegenwart
zu langsam geht, tut's da nicht gut,
bei solchen Erinnerungen einmal
im Vorübergchn cinzutreten?

Unsre Bilder und Noten

as fcine Bildnis von Goethes Mutter, das wir diesem Hefte
>—M^vorsetzen, gehört im Original der Frau Heuser-Nicolovius in Köln.

Es ist wohl das beste aller erhaltenen Bildnisse dicser herrlichen
Frau — und boch wissen wir nicht, von wem es gemalt ist.

Noch zwei weitere Bilder, die dem oder jenem vielleicht auch als
kleine „Reiseandcnken" willkommen sein werden, stellen wir hier mit dcm
Bild aus dem Riesengebirge zu bestimmtem Zwecke zusammen.

Der Steindruck nach Ernst Müller-Vernburgs Winterbild aus
dem Riesengebirge ist die Verklcinerung nach einem großen Blatte aus
einer der unter Mitwirkung des Dürerbundes herausgegebcnen Scheffer-
schen „Landschaftsmappen". Wir dürfen auf den Rundschaubeitrag über
diese Mappen verweisen, den das heutige Heft bringt. Wir wollen
an diesem einfachen Beispiele anschaulich zeigen, wie vorzüglich ein
Maler, wenn es ihm nicht an erster Stelle um Farben-Studien zu
tun ist, das Eharakteristische eines Landschaftsbildes „fassen" kann. Die
Ansichtspostkarte aus dem Riesengebirge möcht ich sehen, die so ins
Riesengcbirge „versctzte", wie Müller-Bernburgs Bild, ich meine, nicht
auf einen „Punkt", sondern in den traulichen Verkehr mit der Landschaft.

Richard Teschner versetzt uns an einen besternten „Punkt",
die alte Prager Brücke ist ja berühmt genug. Aber welche Photographie
könnte den „Kopf" dieser Brücke so im Leben zeigen, zugleich im
Leben von Schatten und Licht vor dem Wolkenspiele droben überm
Hradschin und im Leben des Menschengetriebes drunten unter den seg-
nenden Heiligen?

Das Küstenbild von I. V. Cissarz ist von Föhr. „Eigentliche"
Nordseeküste sicht auf den friesischen Inseln anders aus, es ist Watten-
küste, was in der Fcrne schwimmt, könnte eine Hallig sein. Cissarz,
den die meistcn nur als Buchschmuckkünstler kennen, ist einer der feinsten
Küsten- und Meermaler, die wir haben. Hier zeigt sich in der Ordnung
der Massen und Linien wohl der Komponist, der mit dem Bilde als
solchem ein Sich-Bewegen abwägt, aber jeden Kenncr jener Gegendcu

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Kunstwart XXI, 2H
 
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