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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 39,2.1926

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Heft 9 (Juniheft)
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Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.8000#0195
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Der Dunkenturm

Von D. Luschnat
/T^teiler Funkenturm im Saatenfelde
^^Reckt sein Stahlgerippe hock> empor,
Daß er ringshin Wichtigkeiten melde
Jn beliebig ausgestreutem Chor.

Also sticht er, spitzig, stolz und böse,
Sorgsam ausgefügteS Spielorgan
Für das dnmpfe Menfchenwortgetöse,

Jn die urgeborne Wolkenbahn.

Wolken aber lassen sich nicht stören,
Schwimmen ihm vorüber, langsamleis.
Zögert irgendeine, um zu hören,

Was der Spitzlittg zu erzählen weiß,

Skößt der Wind, daß sie sich nicht vergesse
Und ihr Wolkentum verloren sei,

Wenn der Menfchenworte krause Blässe
Sie durchdringt mit falfcher Narretei.

Auszählung
Von W. v. Grumbkow
s^rieg, Leid und Leben zählten aus drei Kreise,
^Drin ich mit andern Menfchenkindern stand.
Erst hob der Krieg die fchwere Hand
Und teilte Püste aus nach seiner Weise.

Bum, bum, bum:

Du bist stumm.

Ritz, ratz, rot:

Du bist tot.

Wer da? halt!

Du bist kalt.

Trab, trab, trab:

Du ins Grab!

Kein Gefchrei:

Bist vorbei.

Brand und Braus:

Du bist aus.

Aus der Reih:

Du bist frei!

So ausgezählt ging ich — wie nie besonnt —
Krank und doch dankbar auö der Todesfront.
Und wieder stand mit andern ich im Kreise,

Da hob das Leid die Hand und tippte leise:
Dir den Kranz,

Dir den Glanz,

Dir's Gewand,

Dir den Tand.

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