Heimatschutz und Heimatpflege, Heimatgestaltung und
Heimatpolitik
uf unserm Wege vom lallenden Kind empor zum Meuschtum sördern
I uns gütige und hemmen uns fühllose Mächte. Zu den stärksten
^^uuter den gütigen gehört die, für die wir das wundervolle Wort
Heimat haben. Heimat — die wie alles Lebendige unausdenkbare Fülle
des Lebenden und Lebenprägenden, das uns sichtbar, hörbar, tastbar, fühl-
bar, willenerweckend und sehnsuchtbestimmeud umgibt. Vom Spielraum
des Kindes — vom Treppengeländer, darauf wir fröhliche Unternehmungen
erprobten, über die Steine und Grasbüschel der Straße bis zu dem Strom,
dessen Rauschen nahe beim Vaterhause erklang, und bis zu dem Marktplatz,
wo wir der ersten Menschennpenge gewahr wurden. Von der Mundart der
tzausgenossen, von Gestalt, Geist und Gemüt der Eltern bis zum Kreis der
„Bekanuten", in deren steter Gemeinschaft wir wuchsen. Vom Granit der
Häuser bis zum Gebäck in den Kuchenläden. Vom braunen oder rötlichen
Erdboden der nahen Felder bis zum gewohnten Regen, bis zu Osk- oder
Westwind, Schnee oder sternhellem Winterhimmel — alles empfunden als
eines und einiges, verwoben tief hinein in ein empfänglich-werdendes,
liebevoll umfaugendes Inn'enleben, unmerklich kraft seiner besonderen Art
und Verbundenheit eben dies Iunenleben mitgestaltend, das ist „Heimat".
Wohl dem, der in geliebter Heimat aufwuchs und au ihr die Schwingen des
Gedankeus, des Gefühls erprobte. Erwacht zur Kritik, gereift zu immer
weiterer Schau, den Blick gerichtet auf immer größere Fülle von Mensch-
lichem in Zeit und Raum, wird ihm die Heimat vielleicht nichtzurehr Trost
und Zuflucht, doch gewiß lebendiges Sinnbild menschlicher Gemeinschaft
sein, wie sie in sich verkettet und verwoben dahinlebtz schau- undi gre-ifbare
Gebilde aus sich heraussetzt, einem Boden sich anvertraut, ihn bearbeitet und
vou ihm empfängt, ein Klima unwissend doch nicht unbeeinflußt erlebt, an
ihrer Stelle haftend sich entwickelt und sich einfügt in weitere Gebilde.
Ideale und Gewohuheiten, Triebfedern und Ausdruckformen des Wesens,
wir wissen, daß wir sie nicht allein, doch a u ch von der Heimat empfangen,
die unser erster Lebenskreis und damit Mitbilduerin unserer „Lebensan-
Augustheft ts^t (XXXIV, tt)
257
Heimatpolitik
uf unserm Wege vom lallenden Kind empor zum Meuschtum sördern
I uns gütige und hemmen uns fühllose Mächte. Zu den stärksten
^^uuter den gütigen gehört die, für die wir das wundervolle Wort
Heimat haben. Heimat — die wie alles Lebendige unausdenkbare Fülle
des Lebenden und Lebenprägenden, das uns sichtbar, hörbar, tastbar, fühl-
bar, willenerweckend und sehnsuchtbestimmeud umgibt. Vom Spielraum
des Kindes — vom Treppengeländer, darauf wir fröhliche Unternehmungen
erprobten, über die Steine und Grasbüschel der Straße bis zu dem Strom,
dessen Rauschen nahe beim Vaterhause erklang, und bis zu dem Marktplatz,
wo wir der ersten Menschennpenge gewahr wurden. Von der Mundart der
tzausgenossen, von Gestalt, Geist und Gemüt der Eltern bis zum Kreis der
„Bekanuten", in deren steter Gemeinschaft wir wuchsen. Vom Granit der
Häuser bis zum Gebäck in den Kuchenläden. Vom braunen oder rötlichen
Erdboden der nahen Felder bis zum gewohnten Regen, bis zu Osk- oder
Westwind, Schnee oder sternhellem Winterhimmel — alles empfunden als
eines und einiges, verwoben tief hinein in ein empfänglich-werdendes,
liebevoll umfaugendes Inn'enleben, unmerklich kraft seiner besonderen Art
und Verbundenheit eben dies Iunenleben mitgestaltend, das ist „Heimat".
Wohl dem, der in geliebter Heimat aufwuchs und au ihr die Schwingen des
Gedankeus, des Gefühls erprobte. Erwacht zur Kritik, gereift zu immer
weiterer Schau, den Blick gerichtet auf immer größere Fülle von Mensch-
lichem in Zeit und Raum, wird ihm die Heimat vielleicht nichtzurehr Trost
und Zuflucht, doch gewiß lebendiges Sinnbild menschlicher Gemeinschaft
sein, wie sie in sich verkettet und verwoben dahinlebtz schau- undi gre-ifbare
Gebilde aus sich heraussetzt, einem Boden sich anvertraut, ihn bearbeitet und
vou ihm empfängt, ein Klima unwissend doch nicht unbeeinflußt erlebt, an
ihrer Stelle haftend sich entwickelt und sich einfügt in weitere Gebilde.
Ideale und Gewohuheiten, Triebfedern und Ausdruckformen des Wesens,
wir wissen, daß wir sie nicht allein, doch a u ch von der Heimat empfangen,
die unser erster Lebenskreis und damit Mitbilduerin unserer „Lebensan-
Augustheft ts^t (XXXIV, tt)
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