Zum Dante-Jubiläum
in historisch gestimmtes Zeitalter feiert die Iubiläen zahlreicher als
E^ es frühere Zeiten getan haben und entnimmt die Gegenstänide seiner
Feiern nicht mehr bloß den großen Gedenktagen der politischen und
der heiligen Geschichte. In seinem KalenLer stehen, wie in dem der Mensch»
heitsreligion August Comtes, auch die Heldeu des Geistes, wobei man es
mit der Heldenhaftigkeit nicht immer allzu genau nimmt. Dazu kommt,
daß das literarische und verlegerische Gewerbe solche Gelegenheiten gerne
benützt, um den Zeitungen neuen Stoff zuzuführen und dem Publikum aller-
hand größere und kleinere Schriften anzubieten.
Wieweit das Dante-Iubiläum dieses Iahres mehr aus solchen Gewöh-
nungen und Bedürsnissen oder mehr aus einer wirklichen inneren Ergriffenheit
durch den gewaltigen Dichter und Menschen hervorgegangen ist, wird man
erst später sagen können. Vielleicht hat die Furchtbarkeit der Zeit, die so
vieles mit einem Schlage hat veralten lassen, ein tieferes Gefühl für die
Größe dieses an der Schwelle der modernen Welt stehenden Mannes geweckt
und vielleicht erwächst dann Laraus auch eine tiefere und dauernde Wir-
kung. Iedenfalls ist es seit dem Lutherjubiläum, das der große Krieg mit
seinem Weltgeräusche zugedeckt hat, das erste große internationale Iubiläum,
an dem die europäische Welt sich zu ihrem gemeinsamen Besitz zurückfinden
kann oder könnte, wenn nicht derimmernoch sortgehende Weltkrieg allzuvieles
auch jetzt verdeckte oder doch durch Nebengeräusche störte. Man wird es
dabei als eine sinnvolle Fügung betrachten dürfen, daß dem Iubiläum
des großen protestantischen Heros dasjenige des nrittelalterlichen Gläubigen
und Humanisten folgt, der in seiner Weise nicht miüder groß ist und der
gerade diejenigen Reiche des Geistes beleuchtet, die bei dem spezifisch religiösen
Genie in den Schatten traten: Der Gedanks der großen Welt- und Mensch-
Heitsgemeinschaft und die enge Verknüpfung des Christlichen mit der gesamten
europäischen Geistesgeschichte.
Wl
Septemverheft tPt (XXXIV, 12)
in historisch gestimmtes Zeitalter feiert die Iubiläen zahlreicher als
E^ es frühere Zeiten getan haben und entnimmt die Gegenstänide seiner
Feiern nicht mehr bloß den großen Gedenktagen der politischen und
der heiligen Geschichte. In seinem KalenLer stehen, wie in dem der Mensch»
heitsreligion August Comtes, auch die Heldeu des Geistes, wobei man es
mit der Heldenhaftigkeit nicht immer allzu genau nimmt. Dazu kommt,
daß das literarische und verlegerische Gewerbe solche Gelegenheiten gerne
benützt, um den Zeitungen neuen Stoff zuzuführen und dem Publikum aller-
hand größere und kleinere Schriften anzubieten.
Wieweit das Dante-Iubiläum dieses Iahres mehr aus solchen Gewöh-
nungen und Bedürsnissen oder mehr aus einer wirklichen inneren Ergriffenheit
durch den gewaltigen Dichter und Menschen hervorgegangen ist, wird man
erst später sagen können. Vielleicht hat die Furchtbarkeit der Zeit, die so
vieles mit einem Schlage hat veralten lassen, ein tieferes Gefühl für die
Größe dieses an der Schwelle der modernen Welt stehenden Mannes geweckt
und vielleicht erwächst dann Laraus auch eine tiefere und dauernde Wir-
kung. Iedenfalls ist es seit dem Lutherjubiläum, das der große Krieg mit
seinem Weltgeräusche zugedeckt hat, das erste große internationale Iubiläum,
an dem die europäische Welt sich zu ihrem gemeinsamen Besitz zurückfinden
kann oder könnte, wenn nicht derimmernoch sortgehende Weltkrieg allzuvieles
auch jetzt verdeckte oder doch durch Nebengeräusche störte. Man wird es
dabei als eine sinnvolle Fügung betrachten dürfen, daß dem Iubiläum
des großen protestantischen Heros dasjenige des nrittelalterlichen Gläubigen
und Humanisten folgt, der in seiner Weise nicht miüder groß ist und der
gerade diejenigen Reiche des Geistes beleuchtet, die bei dem spezifisch religiösen
Genie in den Schatten traten: Der Gedanks der großen Welt- und Mensch-
Heitsgemeinschaft und die enge Verknüpfung des Christlichen mit der gesamten
europäischen Geistesgeschichte.
Wl
Septemverheft tPt (XXXIV, 12)