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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0203
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Poetische Nachklänge.

183

II.

Fünf Jahre später, nachdem die Revolutionsstürme über Europa
hingebraust waren nnd eine trübselige Stille sich über Deutschland ge-
lagert hatte, sührte mich ein Familienereignis aus dem Schwarzwald,
wo ich auf dem Lande praktizierte, nach Heidelberg. Die Jünglinge,
mit denen ich hier einst goldene Tage verlebte, hatte das Schicksal nach
allen Richtungen zerstreut. Wie Scheffel irrte ich verlassen durch die
Straßen, umschwebt von den Bildern der Vergangenheit. Heimgekehrt
nach dem Schwarzwald wurde mir der Praxisgaul, der mich durch
Feld und Wald trug, zum Pegasus, und auf dem Sattel des treuen
Tieres schmiedete ich das folgende Gedicht, womit ich das Buch der
Burscheuzeit abschließe.

Brsuch in Heidrlberg 1850.

An des Neckars trauten Ufern
Schmückten wir uns heitre Hallen,

Bei des OauäsaiiE Klängen
Ließen wir die Schläger schallen.

Einsam jüngst in Sommertagen
Ging ich wieder durch die Straßen,

Wo wir einst als flotte Söhne
An der Mnsen Tische saßen.

Wo sind, die mich froh begrüßten,

Jener Brnder traute Scharen,

Wenn ich nach den Ferien wieder
Bin zum Thor herein gefahren?

Ach, so manche fern der Heimat
Sind verbannt in fremden Landen; —

Werd' ich je sie wiedersehen,

Die so nahe mir gestanden?

Andre muß ich klüger preisen
Die daheim nach Glücke trachten
Und es schon zn Amt und Würden,

Ja sogar Familie brachten.
 
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