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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0204

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184

Poetische Nachklänge.

Jhrer keinem doch von allen
Jst der große Wnrf gelungen,

Keiner hat mit gleichem Schweiße
Einen Ganl wie ich errungen.

Einen faulen Ganl, auf dem er,

Mit den scharfen Sporen treibend,
Reitet zu den kranken Bauern,
Dichtend und Rezepte schreibend.

Dennoch wnrd' ich gerne meinen
Gaul und meine Lieder geben,

Dürft' ich von den frohen Tagen
Einen einmal noch erleben.

An des Neckars trauten Ufern
Schmückten wir uns heitre Hallen,
Doch die Kränze, die wir wanden,
Sind verdorrt und abgesallen.

Einsam wandl' ich, ungegrüßet, —
Ach! das sind jetzt andre Zeiten,
Kam zu uns ein alter Bnrsche,
Durft er uicht vcrlassen schreiten.

Eifrig liefen wir zusammen,

Solchen werten Gast zu ehren,

Unsre Humpen, unsre Hörner
Mußt' er bis zur Neige leeren.

Anf der Hirschgaß blut'ger Stätte
Mußt' ihn unsre Kunst entzücken,
Und zuletzt uoch mit Rappieren
Hieben wir ihn fast zu Stücken.

Ja, ich gäbe Ganl und Lieder,
Könnt' es sich noch einmal fügen,
Daß sie mich zu Boden tränken
Und mir brav das Fcll zerschlügen.
 
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