DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.8804#0031
Dampf dahinter macken? Wozu zahlt
man denn seine Steuern?!"
Er ging an den Schreibtisch und füllte
ein Formular aus, das er vom Block abriß.
„Die Todesanzeige für die Polizei.
Wenn di se verdammte Schreiberei nicht
war! Vielleicht geben Sie den Zettel unten
ab, wenn sie nachher Vorbeigehen. Na, ent-
schuldigen Sie mich, ich nruß jetzt Fett aus-
lassen. Wenn man die Gesellen nicht beauf-
sichtigt, schleppen sie einem das beste weg."
KARL
Zwölf Jahre wandre ich von Stell' zu Stelle,
Verdächtig wie ein Zigeuner.
Das ist die achtundzwanzigste Pölle
Wie lang ich bleib, iveiß keiner.
Zwölf Jahre hock' ich in einem Loch
Neben der finsteren Küche,
Wo ich Kartoffeln und Suppe koch
Zn den gleichen Spülichtgerüchen.
Ewig die gleiche, unfrisierte Madame
Mit dem silbernen Lorgnon,
Die kreischt nach den Sckuhen oder dem
And immer der Perr Sohn, sKamm.
Er schenkte mir zum Abschied ein Paar
Posenträger aus Menschenhaut. An der
Tür musterte er mich nochmals wehmütig:
„Schade, schade. Sie hätten das Zeug
zu einem vorzüglichen Noastbeef. Aber
die deutsche Presse ist ja leider unver-
daulich . . ." Mich, von Lindendecken.
Ausreden lassen
Zwei Bekannte treffen sich auf der Straße,
nachdem sie sich monatelang nicht gesehen
Der besoffen in meine Pöhle schwankt.
Wat willste dagegen machen?
Zweimal bin ich danach erkrankt
Lind dreimal in die Wochen.
Das eine lebt noch in nem Peim,
Kostet pro Monat fünfzehn Emm,
Der Vater ist irgendeln dickes Schwein —
And wenn ich mir mal neu Löffel klemm.
Weil sie schreiben, das Kind braucht Schuh,
Nimmt die Madam das Lorgnon
Lind ich pack meinen Pappkarton
And geh auf ne andre zu.
haben. Der eine hat sich inzwischen einen
Vollbart wachsen lassen. Da saat der
Bekannte ohne Vollbart ganz unvermittelt
zu dem mit Vollbart: „Ich finde. Sie
sehen aus wie Apoll . .
Der zweite fährt ihm dazwischen: „Ach,
bitte, nur keine Komplimente, ja!"
Der erste: „Lassen Sie mich doch ge-
fälligst ausreden. Ich meine. Sie sehen
aus wie a polnischer Zud'!"
*
Zwölf Jahre wandre ich vonStelle zu Stelle —
Wozu, das weiß kein Aas.
Der hat die Wurscht... ich Hab die Pelle,
Das ist mein Fraß.
Lind wenn mich auch die Finger jucken —
Ich werde alt.
So will ichs doch herunterschlucken.
Denn draußen ist es kalt.
And viele haben nicht mal eine Bleibe,
Pier reanets nicht herein,
Pätt ich jetff noch ein ganzes Pemd am Leibe,
Dann könnt ich wieder glücklich sein.
OTTEN: I> iA $ TRAMPEL
Zm deutschnationalen Parteibureau
Zeichnung von L. Abeking
,Lilfe, Pilfe, Einbrecher, Mörder!" — Wat denn? Wir wollten uns man bloß als Zeusen
jejen Ebaten sor die zweere Instanz meiden!"
27
man denn seine Steuern?!"
Er ging an den Schreibtisch und füllte
ein Formular aus, das er vom Block abriß.
„Die Todesanzeige für die Polizei.
Wenn di se verdammte Schreiberei nicht
war! Vielleicht geben Sie den Zettel unten
ab, wenn sie nachher Vorbeigehen. Na, ent-
schuldigen Sie mich, ich nruß jetzt Fett aus-
lassen. Wenn man die Gesellen nicht beauf-
sichtigt, schleppen sie einem das beste weg."
KARL
Zwölf Jahre wandre ich von Stell' zu Stelle,
Verdächtig wie ein Zigeuner.
Das ist die achtundzwanzigste Pölle
Wie lang ich bleib, iveiß keiner.
Zwölf Jahre hock' ich in einem Loch
Neben der finsteren Küche,
Wo ich Kartoffeln und Suppe koch
Zn den gleichen Spülichtgerüchen.
Ewig die gleiche, unfrisierte Madame
Mit dem silbernen Lorgnon,
Die kreischt nach den Sckuhen oder dem
And immer der Perr Sohn, sKamm.
Er schenkte mir zum Abschied ein Paar
Posenträger aus Menschenhaut. An der
Tür musterte er mich nochmals wehmütig:
„Schade, schade. Sie hätten das Zeug
zu einem vorzüglichen Noastbeef. Aber
die deutsche Presse ist ja leider unver-
daulich . . ." Mich, von Lindendecken.
Ausreden lassen
Zwei Bekannte treffen sich auf der Straße,
nachdem sie sich monatelang nicht gesehen
Der besoffen in meine Pöhle schwankt.
Wat willste dagegen machen?
Zweimal bin ich danach erkrankt
Lind dreimal in die Wochen.
Das eine lebt noch in nem Peim,
Kostet pro Monat fünfzehn Emm,
Der Vater ist irgendeln dickes Schwein —
And wenn ich mir mal neu Löffel klemm.
Weil sie schreiben, das Kind braucht Schuh,
Nimmt die Madam das Lorgnon
Lind ich pack meinen Pappkarton
And geh auf ne andre zu.
haben. Der eine hat sich inzwischen einen
Vollbart wachsen lassen. Da saat der
Bekannte ohne Vollbart ganz unvermittelt
zu dem mit Vollbart: „Ich finde. Sie
sehen aus wie Apoll . .
Der zweite fährt ihm dazwischen: „Ach,
bitte, nur keine Komplimente, ja!"
Der erste: „Lassen Sie mich doch ge-
fälligst ausreden. Ich meine. Sie sehen
aus wie a polnischer Zud'!"
*
Zwölf Jahre wandre ich vonStelle zu Stelle —
Wozu, das weiß kein Aas.
Der hat die Wurscht... ich Hab die Pelle,
Das ist mein Fraß.
Lind wenn mich auch die Finger jucken —
Ich werde alt.
So will ichs doch herunterschlucken.
Denn draußen ist es kalt.
And viele haben nicht mal eine Bleibe,
Pier reanets nicht herein,
Pätt ich jetff noch ein ganzes Pemd am Leibe,
Dann könnt ich wieder glücklich sein.
OTTEN: I> iA $ TRAMPEL
Zm deutschnationalen Parteibureau
Zeichnung von L. Abeking
,Lilfe, Pilfe, Einbrecher, Mörder!" — Wat denn? Wir wollten uns man bloß als Zeusen
jejen Ebaten sor die zweere Instanz meiden!"
27