Zeichnung von
Karl Holh
Die Frage öes Sicherheilspaktes
Er hat's gesagt!
Stammtisch Hindenburg. Oberlehrer
Galle, Major a. D. Hähnchen, Metz-
germeifter Karwunke und andere Echt-
deutsche.
Oberlehrer Galle (lieft aus der Zeitung
vor): „Reichstag und Reichspräsident ge-
hören zusammen, denn sie sind beide unmittel-
bar aus den Wahlen des deutschen Volkes
hervorgegangen."
Major a. D. Hähnchen: „Hahaha,
unser Hindenburch und die Quaffelbrüder ge-
hören zusammen, hahaha!"
Metzgermeister Karwunke: „Wer von
die Mostrichbande hat denn den Quatsch ver-
zapft?"
Galle: Der Reichstagspräsident Loebe,
glaube ich."
Hähnchen: Nicht Loebe - Loeb! Itzig
Loeb!" (Lachen, ,,Heil"rufe.)
Galle (liest weiter vor): „Aus dieser ge-
meinsamen Grundlage allein leiten sie ihre
Machtvollkommenheit her."
(Brüllendes Gelächter am ganzen Stamm-
tisch.)
Karwunke: Reichstag — Machtvoll-
kommenheit — zum Piepen!
Hähnchen: Jetzt haben wir die Macht-
vollkommenheit.
Galle (weiterlesend): „Beide erst bilden
di« Verkörperung der Volkesouveränität .
(Das weitere geht in Hohngelächter unter.)
Hähnchen (kreischt): „Volkssouveränität
— das war einmal — jetzt ist Adel und Mi-
litär wieder Souverän!" (Kommandierend)
Knochen zusammen!
(Alle stehen stramm.)
Galle (der infolgedeffen weiterlesen
kann): „Das ist der tiefe Sinn (Rülpser) der
Verfaffung, auf die ich . . ." (er stockt betre-
ten) . . . ja, meine Herren, hier steht tat-
sächlich: „auf die ich mich soeben durch mein
Manneswort verpflichtet habe." (Peinliches
Schweigen.)
Hähnchen: „Aber dann hatten ja
Exzellenz von Hindenburg selber - - äh,
äh, das muß doch ein Irrtum sein."
Galle (lebr blaß): „Tatsächlich, ich habe
mich versehen. Die Rede von Loebe war schon
zu Ende. Was ich zuletzt vorlas, war die Er-
widerung des Herrn Reichspräsidenten von
Hindenburg."
Karwunke: „Immer die verdammte
Besoffenheit. Wir ha'm wohl nicht richtig zu-
gehört."
Galle: „M. H., ich schlage vor, daß wir
die bedauerlichen Vorgänge, die auf einem
Mißverständnis beruhen, für streng ver-
traulich erklären."
(Allgemeine Zustimmung.)
Karwunke: „Ja, ja, (vor sich hin-
stierend): Aber wie ER so was hat sagen
können . . . Man findet als deutscher Mann
nicht mehr aus und ein."
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Karl Holh
Die Frage öes Sicherheilspaktes
Er hat's gesagt!
Stammtisch Hindenburg. Oberlehrer
Galle, Major a. D. Hähnchen, Metz-
germeifter Karwunke und andere Echt-
deutsche.
Oberlehrer Galle (lieft aus der Zeitung
vor): „Reichstag und Reichspräsident ge-
hören zusammen, denn sie sind beide unmittel-
bar aus den Wahlen des deutschen Volkes
hervorgegangen."
Major a. D. Hähnchen: „Hahaha,
unser Hindenburch und die Quaffelbrüder ge-
hören zusammen, hahaha!"
Metzgermeister Karwunke: „Wer von
die Mostrichbande hat denn den Quatsch ver-
zapft?"
Galle: Der Reichstagspräsident Loebe,
glaube ich."
Hähnchen: Nicht Loebe - Loeb! Itzig
Loeb!" (Lachen, ,,Heil"rufe.)
Galle (liest weiter vor): „Aus dieser ge-
meinsamen Grundlage allein leiten sie ihre
Machtvollkommenheit her."
(Brüllendes Gelächter am ganzen Stamm-
tisch.)
Karwunke: Reichstag — Machtvoll-
kommenheit — zum Piepen!
Hähnchen: Jetzt haben wir die Macht-
vollkommenheit.
Galle (weiterlesend): „Beide erst bilden
di« Verkörperung der Volkesouveränität .
(Das weitere geht in Hohngelächter unter.)
Hähnchen (kreischt): „Volkssouveränität
— das war einmal — jetzt ist Adel und Mi-
litär wieder Souverän!" (Kommandierend)
Knochen zusammen!
(Alle stehen stramm.)
Galle (der infolgedeffen weiterlesen
kann): „Das ist der tiefe Sinn (Rülpser) der
Verfaffung, auf die ich . . ." (er stockt betre-
ten) . . . ja, meine Herren, hier steht tat-
sächlich: „auf die ich mich soeben durch mein
Manneswort verpflichtet habe." (Peinliches
Schweigen.)
Hähnchen: „Aber dann hatten ja
Exzellenz von Hindenburg selber - - äh,
äh, das muß doch ein Irrtum sein."
Galle (lebr blaß): „Tatsächlich, ich habe
mich versehen. Die Rede von Loebe war schon
zu Ende. Was ich zuletzt vorlas, war die Er-
widerung des Herrn Reichspräsidenten von
Hindenburg."
Karwunke: „Immer die verdammte
Besoffenheit. Wir ha'm wohl nicht richtig zu-
gehört."
Galle: „M. H., ich schlage vor, daß wir
die bedauerlichen Vorgänge, die auf einem
Mißverständnis beruhen, für streng ver-
traulich erklären."
(Allgemeine Zustimmung.)
Karwunke: „Ja, ja, (vor sich hin-
stierend): Aber wie ER so was hat sagen
können . . . Man findet als deutscher Mann
nicht mehr aus und ein."
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