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Lachen links: das republikanische Witzblatt — 3.1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.8805#0163
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sich, der Parleitner - „nix Hatz ich gegen die Leni, gar nix.
Ist net übel, das Madel, weißt, wie ihre Mutter, die Buch,
hoferin, die war auch net übel, akkurat wie die Leni, ja, und
gestellt ... und die Leni ... ist dein Gefchwiftert!"

Der Sepp reißt die Mistgabel hoch: „Kreuz Kruzifix!"
und fchmeißt sie über den Misthaufen, daß sie sich dreimal
kugelt, und rennt in die Stube.

Fragt die Mutter: „Bist wild, Sepp?"

Sagt der Sepp: „Soll ich vielleicht net wild fein?" und
haut auf das Tischeck, daß alle Hafen und Deckel am Ofen
hinten scheppern.

„O, mein Bub!" schreit die Mutter erschreckt, „was ist
denn? Sepp, so red doch! Der gache Zorn taugt nicht. Der
stockt bloß 's Blut! Haft mit'n Vater einen Zorn?"

Der Sepp aber stöhnt bloß: „Der Lump!"

„Um GottSwilln!" entsetzt sich die Mutter, „Sepp, tu dich
Sündenfürchten! Er ist dein Vater!"

„Ja", sagt der Sepp. „Grad, weil er mein Vater ist!"

„Der Herr Pfarrer, wenn dich so reden hört! Grad

Karikatur des Auslands

schämen müßt man sich für dich!" zürnt die Mutter weiter.
Aber der Sepp haut nochmal auf den Tisch und sagt: „Weils
wahr ist! Grad e r ist mein Vater, wo ich doch die Leni hei.
raten will!"

„Ah!" sagt die Mutter. „Will er ebba net, der Vater? Da
Hab ich schon auch ein Wörtel zu sagen."

„Nix hast zum sagen", brummt der Sepp mürrisch, „gar
nix Haft zum sagen", und schaut die Mutter höhnisch an.

meint diese, „wolln wir sehn, ob ich nix zum sagen

£inN:

Ein wahres Wort Mussolinis:


„So'

Hab."

„Gar nix Haft zum sagen", sagt der Sepp und lacht dreckig,
„weil die Leni von i h m ist."

„Von ihm, die Leni? Ein Kind von ihm?" Die Mutter
setzt sich auf den Zuber, in dem das Saufutter zusammenge-
schüttet wird. „So ein Lump!"

„Gell, jetzt siehst, daß du nix zum sagen hast", frohlockt der
Sepp und schaut zufrieden die Mutter an. Die erhebt sich
langsam und lacht auf einmal und kommt auf den Sepp zu

und winkt ihm mit dem Finger.

„Sepp", sagt sie, „Heirat nur
die Leni."

Der schaut seine Mutter an:
„Ich soll die Leni heiraten, wo sie
doch von ihm ist?"

Da wird die Mutter ein wenig
wehleidig. „Siehst, Sepp, allweil
hats mich druckt. So recht hats
mich druckt die lange Zeit her. Aber
Gott hats halt doch zum Guten
gewendet. Allweil hats mich druckt.
Aber jetzt gefreuts mich. Für dich
gefreuts mich, Sepp! Du bist net
von ihm!" W. R.

Mussolinis Faschis-
mus und die
Opposition.

Mitte links:
Dante: „Ich Hobe
die Hölle gesuchi —
ich wußte nicht, daß
sie einmal in mei-
nem eigenenDater-
land zu finden sein
würde!"

(„Notenkraker",

Amsterdam)

Rechts:

Mussolinis
Berater!

(,, Noten k raker",
Amsterdam)

0,11 Travaso",Wien)

Der neue Name

Wandelhalle des Reichstags am
17. März. Abgeordnete in erreg,
ten Gruppen. Genf ist gescheitert!
Von Mund zu Mund schwirrt der
Name des Brasilianers, der —
vorgestern noch der weitesten
Öffentlichkeit unbekannt — beute
das weltgeschichtliche Porzellan
entzweischlägt.

Mello Franco . . . Mello
Franco . . .

Nur einer kann den melodischen
Namen nickt bebakten.

„Wie heißt er doch?" entfährt eS
immer wieder seinem Munde.

Bis ein Kollege ihn tröstet:
„Mello Franco - nicht zu ver-
wechseln mit Müller-Franken!"

Mussolini:

„Mit der Reichswichse kriege
ich ihn vielleicht noch blanf!'
— »Reichs-Wichse^ („Em-
pire Polish") ist eine In Eng-
land beliebte Marke,- die
Karikatur soll Mussolinis ver-
gebliche Hoffnung auf engli«
sche Finanzunterstühung glos-
sieren. („Times", New York)

Kapitalistenlogik

Konferenz der Inhaber eines
Stahlwerks.

„Und was ich da noch sagen wollte.
Also, da lese ich heute früh aus
einer Statistik, daß der Arbeiter
10% seines Einkommens für
Lebensmittel verbraucht. Eine
Völlerei sondergleichen ist das! Ich
frage Sie, meine Herren, wer von
Ihnen gibt 10% seines Einkom-
mens für Lebensmittel aus? Ich für
meine Person verbrauche noch keine
5% dafür."

Europas wilder Mann!
(„Star", London)

Unten: Jur Unterdrückung
der Pressefreiheit in
Italien. '„Pas-

quino", Italien)

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