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Lanckoroński, Leo
Das römische Bildnis in Meisterwerken der Münzkunst — Amsterdam [u.a.], 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.41954#0011
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„Wenn wir uns dem Altertum gegenüberstellen und es ernstlich in
der Absicht anschauen, uns daran zu bilden, so gewinnen wir die
Empfindung, als ob wir erst eigentlich zum Menschen würden.” Dies
Goethewort verdeutlicht in schlichtester Form die tiefe Wirkung, die
von der schönen Menschlichkeit des klassischen Altertums in jeder
seiner Äußerungen ausstrahlt. Sprache und Dichtung, Philosophie und
Staatskunst, Lebensführung und Religion, Baukunst und Bildnerei,
sie alle sind erfüllt von jener feierlichen Größe und edlen Würde,
die ihnen auf ewig den Primat in der europäischen Kulturwelt ein-
räumt. Während aber das Zeitalter Goethes noch das Altertum als
einen Gesamtbegriff erfassen konnte, sieht unser Jahrhundert, dem
eine vertieftere Schau in das Griechentum erlaubt ist, den Wesens-
unterschied, sogar die Wesensgegensätzlichkeit der römischen und der
griechischen Geisteswelt.
Sie bekundet sich in jeder ihrer Lebensäußerungen. Die griechische
Sprache ist aesthetisch fundiert und schöpferisch-bewegt, das Lateini-
sche aber logisch-konstruktiv, die Dichtkunst der Hellenen ist eng
dem Mythos verbunden, die der Römer dem Bios, die Philosophie
richtet sich dort auf das Begriffliche, die Seinslehre und den Ideen-
gehalt, hier auf das praktische Verhalten des Menschen zur Umwelt,

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