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Feininger, Lyonel [Ill.]; Langner, Johannes [Bearb.]
Lyonel Feininger - Segelschiffe — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 76: Stuttgart: Reclam, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.65783#0036
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Dies bedeutete auch für seine materielle Existenz einen
völligen Neuanfang. Im folgenden Jahr heiratete Fei-
ninger Julia Berg, die ihm eine aufopfernde und verständ-
nisvolle Gefährtin geworden ist und ihm drei Söhne
geschenkt hat, die alle gleichfalls künstlerische Berufe
ergriffen. 1911 erfolgte in Paris die erste Berührung mit
dem Kubismus^ der im „Salon des Independants“ dieses
Jahres zum erstenmal in großem, offiziellem Rahmen
hervortrat. Von Berlin aus besuchte der Künstler jetzt
in den Sommermonaten die thüringischen Städte und
Dörfer, deren Motive zu einem Hauptthema seiner
Kunst werden. Nach langen Jahren künstlerischen Rin-
gens gelang 1917 mit der ersten Einzelausstellung in der
von Herwarth Walden geleiteten Galerie „Der Sturm“
in Berlin der Durchbruch zu einer breiteren öffentlichen
Beachtung. Ihr folgte dann nach dem ersten Weltkrieg,
1919, die Berufung an das von Walter Gropius gegrün-
dete und geleitete Bauhaus in Weimar. Feininger war
der erste, der aufgefordert wurde, als „Meister“ an dieser
Schule zu wirken, die sich eine umfassende Erneuerung
der Form unter sozialem Aspekt zum Ziel gesetzt hatte
und bald zum Zentrum der künstlerischen Avantgarde
im Deutschland der zwanziger Jahre wurde. Seite an
Seite mit Klee, Kandinsky und Schlemmer arbeitete
Feininger hier über ein Jahrzehnt lang. Neben der Be-
treuung der Schüler war ihm die Aufsicht über die
graphischen Werkstätten anvertraut. Georg Muche, ein
Gefährte dieser Zeit, hat die Rolle geschildert, die
Feiningers vornehme und ausgleichende Persönlichkeit
im Kreis des Bauhauses spielte (vgl. S. 28 f.). 1925
übersiedelte das Bauhaus nach Dessau, von wo aus
Feininger den Sommer regelmäßig an der Ostsee ver-
brachte. 1929 bis 1931 hielt er sich jährlich einige Mo-
nate in Halle auf, um im Auftrag von Alois Schardt,
dem dortigen Museumsleiter, eine Serie von Gemäl-
den mit Motiven der Stadt zu schaffen, die thematisch
und stilistisch eine Zusammenfassung seiner Beschäftigung
mit dem Bild mittelalterlicher Architektur wurde. 1931,
zum sechzigsten Geburtstag des Künstlers, veranstaltete
die Nationalgalerie in Berlin eine große Gesamtausstel-

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