Segelbootmodelle, die er in den Sommerferien in Deep
an der Ostsee gebaut und in Regatten geprüft hatte. Er
nahm einen von drei Hänflingen, die ihm an jenem Tage
im Schneesturm durchs Fenster zugeflogen waren und die,
von ihm mit Hanf überfüttert, berauscht und benommen,
im Atelier saßen, und sagte zu dem jungen Maler:
„Glauben Sie nicht, daß dieser Hänfling auch nach dem
Goldenen Schnitt gegliedert ist? Er sieht so aus und weiß
nichts davon. Ich auch nicht!“
Georg Muche, Lyonei Leininger. In: Werk und Zeit,'V. Jahr-
gang, Heft 2, Düsseldorf 1956
DIE SCHIFFSTYPEN
IN LYONEL FEININGERS BILDERN
Die Eindrücke, die Feininger in seiner New Yorker
Jugend an den Gestaden von Manhattan, an den
Kaianlagen des Hudson und des East River, im reiferen
Alter an der Ostseeküste empfing, haben seine Vorstel-
lungswelt von Schiffen für die ganze Zeit seines Schaffens
bestimmt.
Vier Schiffsgattungen wiederholen sich in seinen Wer-
ken in immer neuen Formen und Deutungen. Da finden
wir die aus der Jugendzeit vertrauten Rahsegler, die
Vollschiffe, Barken und Brigantinen, die damals, in den
80er Jahren des letzten Jahrhunderts noch mit ihrem
Mastenwald und den für Schönheit und Schnelligkeit ge-
formten Holz- und Eisenrümpfen die Häfen beherrsch-
ten. Ferner die Jachten, von den mächtigen, rennsegeln-
den Kuttern und Schonern, die in der zweiten Hälfte
des letzten Jahrhunderts die Phantasie der rekordfreudi-
gen Bevölkerung New Yorks und der Neuenglandstaaten
beschäftigten, bis zu den schlanken Schärenkreuzern mit
29
an der Ostsee gebaut und in Regatten geprüft hatte. Er
nahm einen von drei Hänflingen, die ihm an jenem Tage
im Schneesturm durchs Fenster zugeflogen waren und die,
von ihm mit Hanf überfüttert, berauscht und benommen,
im Atelier saßen, und sagte zu dem jungen Maler:
„Glauben Sie nicht, daß dieser Hänfling auch nach dem
Goldenen Schnitt gegliedert ist? Er sieht so aus und weiß
nichts davon. Ich auch nicht!“
Georg Muche, Lyonei Leininger. In: Werk und Zeit,'V. Jahr-
gang, Heft 2, Düsseldorf 1956
DIE SCHIFFSTYPEN
IN LYONEL FEININGERS BILDERN
Die Eindrücke, die Feininger in seiner New Yorker
Jugend an den Gestaden von Manhattan, an den
Kaianlagen des Hudson und des East River, im reiferen
Alter an der Ostseeküste empfing, haben seine Vorstel-
lungswelt von Schiffen für die ganze Zeit seines Schaffens
bestimmt.
Vier Schiffsgattungen wiederholen sich in seinen Wer-
ken in immer neuen Formen und Deutungen. Da finden
wir die aus der Jugendzeit vertrauten Rahsegler, die
Vollschiffe, Barken und Brigantinen, die damals, in den
80er Jahren des letzten Jahrhunderts noch mit ihrem
Mastenwald und den für Schönheit und Schnelligkeit ge-
formten Holz- und Eisenrümpfen die Häfen beherrsch-
ten. Ferner die Jachten, von den mächtigen, rennsegeln-
den Kuttern und Schonern, die in der zweiten Hälfte
des letzten Jahrhunderts die Phantasie der rekordfreudi-
gen Bevölkerung New Yorks und der Neuenglandstaaten
beschäftigten, bis zu den schlanken Schärenkreuzern mit
29