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OBERDEUTSCHE STECHER

DER MEISTER DER SPIELKARTEN

Passavant1 hat diesen Meister zuerst in die Kunstgeschichte einge-
führt und ihn nach seinem Hauptwerk, dem Kartenspiel, den „Meister
der Spielkarten“ genannt. Er hält ihn für einen Schüler des Meisters
°undscheintgeneigt,ihn ebenfalls der oberdeutschen Schule bei-
zuzählen, da er nach einer kurzen Charakteristik bemerkt, das Kostüm
der Figuren im Kartenspiel sei jenes des Hofes von Burgund, das aber
auch in Deutschland und namentlich in Bayern getragen wurde, sein
Stil erinnere ganz und gar nicht an die Schule der van Eyck. Dem-
gegenüber glaubte ich schon in meinen Spielkarten (p. 2-3) darauf
hinweisen zu müssen, daß der Stecher aller Wahrscheinlichkeit nach
älter sei als der Meister °(B'0/Jä20 und daß er, nach dem Kostüm zu
urteilen, gegen das Ende der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts am
Mittel- oder Niederrhein tätig gewesen sei.

Eine Bestätigung dieser Datierung bot sich bald, und zwar in einem
Papierkodex des Germanischen Museums (Nr. 998), der eine Hand-
schrift von Konrads von Würzburg Trojanischem Krieg enthält. Das
Manuskript ist 1441 von dem Osnabrücker Geistlichen, Heinrich von
Steinfurt, geschrieben und mit flüchtigen Federzeichnungen illustriert.
Die Kostüme der dargestellten Figuren entsprechen bis in alle Einzel-
heiten genau denen des Meisters der Spielkarten2. Auch bei ihm finden
wir das üppig entwickelte Zaddelwerk, die charakteristische Tracht

1 Kunstblatt 1850. p. 221 und Peintre-Graveur II. p. 70.

2 Vergl. Kunstfreund 1885. Sp. 148—149.
 
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