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DER MEISTER DES HEILIGEN WOLFGANG

MONDSEE

Von den aufTaf. 31 abgebildeten Blättern dieses Stechers haben
sich im Gegensatz zu den Arbeiten anderer primitiver Meister
ungewöhnlich viele Abdrücke erhalten. Die Wiener Hofbibliothek,
die sie alle drei besitzt, bewahrt von Nr. 1 fünf und von Nr. 2 sechs
Exemplare. Sie stammen sämtlich aus Handschriften der zweiten
Hälfte des XV. Jahrhunderts aus der ehemaligen Benediktiner-
abtei Mondsee im Salzkammergut. Fr. v. Bartsch1 führt sie daher schon
als eine gesonderte Gruppe bei den Anonymen an und schließt aus
ihrer gemeinsamen Herkunft, daß sie von einem Mönch der Abtei
Mondsee herrühren, der den Bilderbedarf der Klosterbrüder nach
Art eines kunstübenden Dilettanten mit seinen primitiven Heiligen-
bildchen deckte. Auch der mangelhafte Abzug aller Exemplare spricht
dafür, daß sie mit unzureichenden Preßmitteln gedruckt wurden.
Diese Annahme findet ihre Bestätigung durch eine gegenseitige Holz-
schnittkopie des heiligen Benedikt (Nr. 2), von der die Wiener Hof-
bibliothek wieder gleich drei Exemplare besitzt, und die außer dem
Datum 1520 die Ortsbezeichnung MANSEE trägt. Sie gibt den Stil des
XV. Jahrhunderts sehr genau wieder und beweist, wie starr man in den
Klöstern an der Tradition festhielt. Außer dem Holzschnitt von 1520,
der den Klosterheiligen in der Grotte von Subiaco nach dem Stich
des Meisters des heiligen Wolfgang darstellt, existiert noch ein anderer
Holzschnitt mit der Ortsangabe MANSEE im Berliner Kabinett. Er
zeigt den heiligen Benedikt mit dem Kelch, dessen Gift sich unter
seiner segnenden Hand in Gestalt von Schlangen verflüchtigt. Passavant
macht auf den ungenügenden Druck des Exemplars aufmerksam, das
1 Die Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek in Wien Nr. 1507—1509.

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