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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (Band 3, Textbd.): [Die Anonymen, 1] — Wien, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34186#0154
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DER MEISTER MIT DEN BLUMENRAHMEN

Der Meister mit den Blumenrahmen gehört zu jener Gruppe von
Stechern, deren emsige, auf einen beinahe fabrikmäßigen Massen-
betrieb eingestellte Tätigkeit ich ehedem einer einzelnen Persönlichkeit
zuzuschreiben geneigt war und in meiner Monographie über den
Meister mit den Bandrollen^ unter dem Namen: „Meister des heiligen
Erasmus" bekannt machte. Seitdem sind bald drei Dezennien ins Land
gegangen, und ich muß eingestehen, daß meine dort geäußerten An-
sichten sehr viel Irriges und Falsches enthalten. Daß der Stecher kein
Nürnberger sei, erwies sich bald, aber auch die Überzeugung, daß
die vielen hundert Stiche kleinen Formates doch wohl nicht alle von
einer Fland herrühren könnten, brach sich allmählich Bahn, und ich
schied zuerst eine Gruppe von Blättchen mit Blumen- und anderen
Zierrahmen aus, in denen ich eine besondere Individualität zu erkennen
glaubte und die ich, zunächst nur in meinen Notizen, unter dem Namen
des Meisters mit den Blumenrahmen vereinigte.
Geisberg ging dann 1909 ^ dem Gattungsbegriff des Erasmus-Meisters
energisch zu Leibe und gelangte dabei zu einer Aufteilung des Be-
standes von mehr als400Blättern an vier verschiedene Stecher.Treffend
sagt er von ihnen a. a. O.: „Allen diesen Stichen ist mit wenigen Aus-
nahmen das kleine Format, eine keine künstlerischen Anforderungen
kennende Handwerksmäßigkeit der Mache und die Bestimmung ge-
meinsam, den Bedarf jener Zeit an anspruchslosen, leicht zu kolorieren-
den kleinen Bildchen für die handschriftlichen Gebetbücher zu decken."
Und weiter: „Man muß diese Fabrikware schlimmster Sorte, die
noch dazu in der Erßndung durchaus unselbständig zu sein scheint,
zu den unerfreulichsten und langweiligsten Erscheinungen in der
Geschichte des frühen Kupferstichs rechnen."

i p. 16-17.
3 Anfänge p. 119 u. ff.
 
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