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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (Band 3, Textbd.): [Die Anonymen, 1] — Wien, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34186#0296
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DER MEISTER DES DUTUITSCHEN ÖLBERGS

Bei der Teiiung der zur Gruppe des Erasmus-Meisters gehörigen
Stiche ergab sich eine Schwierigkeit für die Benennung des Stechers
der nachfolgend verzeichneten 112 Blätter. Ihr Stoffkreis umspannte
dieselben Vorwürfe, die auch der Meister mit den Blumenrahmen,
der Meister des heiligen Erasmus und der Meister der Marter der
Zehntausend behandelt haben, das heißt Szenen aus dem Leben
und Leiden Christi, Madonnenbilder, Apostel und Heilige, die Ars
moriendi und verschiedene Ornamentblätter, also nichts, was nur ihm
eigentümlich gewesen wäre. Einen Augenblick dachte ich daran, ihn
den „Meister der großen Passion" zu nennen nach jener für die Ge-
pßogenheiten derErasmus-Meister-Gruppe ungewöhnlich großen Pas-
sionsfolge (Nr. 40—43), die unser Stecher nach dem Meister mit den
Bandrollen kopiert hat. Das würde aber zu Mißverständnissen geführt
haben, denn es wäre vielleicht nicht auf das Format der Blätter,
sondern auf deren Anzahl bezogen worden und hätte dann auch auf
den Meister mit den Blumenrahmen oder den Meister des heiligen
Erasmus gepaßt. So schlug ich Geisberg vor, ihn nach dem ersten
Blatt dieser Folge, dem Christus am Ölberg (Nr. 40) in der Sammlung
Dutuit zu benennen und auf diese Weise zugleich dem verdienten
Sammler und Forscher von Rouen, Eugene Dutuit, ein kleines Denk-
mal zu errichten, wie es ja bei naturwissenschaftlichen Taufen allge-
mein üblich ist.
Der Meister des Dutuitschen Ölbergs hat mit Ausnahme der eben
erwähnten Passionsfolge wie seine Genossen fast nur Blätter kleinen
Formates gestochen, die zum Ersatz von Miniaturen in den hand-
schriftlichen Brevieren bestimmt waren und als solche Verwendung
fanden. Seine Formengebung ist, soweit das überhaupt möglich, noch
etwas schwächer und nachlässiger als beim Meister mit den Blumen-
 
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