Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (Band 4, Textbd.): [Die Anonymen, 2] — Wien, 1921

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34185#0119
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER MEISTER MIT DEN BANDROLLEN

105

Der Stich wurde 1912 von G. Gugenbauer auf der leeren Seite einer Inkunabel ent-
deckt. Geisberg erkannte darin zuerst eine Arbeit des Meisters mit den BandroIIen, an
dessen Lebensalter (Nr. 88) einige der Gestalten stark erinnern. Man vergleiche außer
der technischen Behandlung auch die charakteristischen Häkchen am Ende der Locken
des nach rechts zeigenden Jünglings. Es spricht für die frühe Entstehungszeit desVor-
bildes, daß der BandroIIen-Meister den Stich noch kopieren konnte. Andere Kopien
von ihm nach Meckenem sind nicht bekannt.

WEIBLICHE HEILIGE
72 S. BARBARA
Die Heilige steht etwas gegen rechts gewendet und neigt das von Taf. H5Nr. 337
einem Strahiennimbus umschiossene Haupt auf die Ünke Schuiter. Ihr
langes Haar fiießt offen über den Mantei herab, sie legt die Linke auf
das spitze Dach des rechts neben ihr stehenden Turmes, während sie
in der Rechten die Märtyrerpalme hält. Der Vordergrund ist dicht mit
Gras und Blattpßanzen bedeckt. Links im Hintergrunde einige Blumen.
71:50 mm. BI.
Duchesne, Voyage p. 329. — P. II. 63. 182. — Geisberg, Meckenem 562. — L. III.
402. bei 80.
Photographien, originalgroß und verkleinert (Brüssel, S. Arenberg.)
Aukt. Brisart (Gent 1849) 13 fr. an den Herzog von Arenberg.
BRÜSSEL, S. Arenberg (Schöner Abdruck, ringsum verschnitten, besonders oben
und unten. 1849. S. Brisart.)
Duchesne undPassavantschreiben denStichdemMeister°G °,d^°zu. Esistjedoch
nur eine Kopie des BandroIIen-Meisters nach einem verschollenen sehr frühen Original
des Meisters °G °^^°. Abgesehen von der für unseren Stecher charakteristischen
Technik und dem Typus der Heiligen bezeugt dies die weichliche Zeichnungi und die
unsichere, kraftlose Bildung der Blattpßanzen, die bei °(R °^)° immer viel straffer und
organischer emporwachsen. Ich hielt das Blättchen früher für eine Kopie Israhels van
Meckenem, und Geisberg nahm es daraufhin auch in seinen Katalog auf. Er machte
mich aber 1909 darauf aufmerksam, daß es doch wohl eine Arbeit des BandroIIen-
Meisters sei, und ich bin vollkommen von der Richtigkeit dieser Zuweisung überzeugt.
Daß die gegenseitige Kopie des Meisters der Marter der Zehntausend L. 80 nicht
nach demUrbild desMeisters °G sondern nach der Kopie desBandroIlen-
Meisters gestochen sei, habe ich schon im III. Band a. a. O. nachgewiesen. Da die
Afterkopie in dem Pariser Brevier von 1463 klebt, ergibt sich ein terminus ante quem
i Man vergleiche das unter der Hand der Heiligen verbogene Turmdach.

IV

14
 
Annotationen