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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (Band 4, Textbd.): [Die Anonymen, 2] — Wien, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.34185#0151
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DER MEISTER MIT DEN BANDROLLEN

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232:318 mm. Pl.*
v. Murr, Journal II. (1776) 195. 2. - H., N. N. I. 342. 262. - B. X. 41. 5. - Kunst-
blatt 1850. p. 101. (Sotzmann.) — Naum. Arch. III. (1857) p. 348. (Mommsen.) — P. II. 24.
44. — Dehio, Kupferstiche des Meisters von 1464 p. 3. — L., M. m. d. B. p. 5. — Rep.
XIV. (1891) 14. 17. (L.)
Lichtdruck, verkleinert bei Dehio a. a. O. (München, H. u. St.) — Lichtdruck bei L.,
M. m. d. B. Taf. III. Fig. 6. (ebenso.) — Photographiert im Dresdner Kabinett November
1899 (ebenso.)
MÜNCHEN, H. u. St. (Etwas unklarer Abdruck, auf der rechten Seite dubliert und
mit breitem Rand. W. gekreuzte Schiüssel. 2 Aus demselben Schedel-Codex wie Nr. 89.3)
— WIEN, H. (Mittelmäßig und etwas verschnitten, aus den SS. Paul Behaim und Silberrad.) *
Diese späte Arbeit scheint mir nicht ganz frei von Reminiszenzen an das vorher-
gehende Blatt. Schon die Gegenseitigkeit der Anordnung läßt vermuten, daß der Band-
roIIen-Meister die ältere Arbeit vor sich hatte. Wenn auch von einer Abhängigkeit nicht
die Rede sein kann, so ist es doch auffällig, daß hier wie dort die zwischen den mit
langen Haaren dargestellten anderen Göttinnen stehende Juno halb vom Rücken
gesehen ist und Zöpfe trägt. Auch der gotische Brunnenaufsatz erinnert an die erste
Fassung (Nr. 90). Während dort aber die italienische Vorlage überall unverkennbar ist,
zeigt der größere und spätere Stich neben den typisch ausgestochenen Kuchenfelsen mit
ihren geschummerten Grasbüscheln, wie wir sie von anderen Blättern des BandroIIen-
Meisters her kennen, auch dessen Neigung, sich mit fremden Federn zu schmücken.
Dem Meister des Johannes Baptista, und zwar dessen Hauptblatt mit dem Täufer in
der Wüste L. 11 ist das Bergschloß oben rechts entlehnt. Ebendort ßnden sich die vier
dicht nebeneinandergestellten Türme an der Stadtmauer von Troja ganz links und sieben
von den elf Blumen und Blattpflanzen, die den Vordergrund von der Pallas bis zum
Mercur bedecken. AII das ist gegenseitig kopiert. Die Felspartie mit dem Bäumchen
links neben Pallas und die vier darunter beßndlichen Pflanzen sind ebenfalls im Gegen-
sinne derlinken unteren Ecke der MariaMagdalena vomMeister°(^ ° L. 169 entlehnt.
Sehrwahrscheinlich erinnertederStechersich bei derBestreuung desBurgberges rechts
mit winzigen Bäumchen des Stiches mit Augustus und der Sibylle L. 192, den er nach-
weislich auch für drei andereBIätter benutzthat.° Voneinem direktenKopieren kann hier
1 Die Platte ist oben ein wenig geschweift.
2 Vergl. Briquet 3883 und 3884. Von mir im Repertorium a. a. O. irrig als Schere
bezeichnet. Tycho Mommsen gibt in Naumanns Archiv III. p. 348 irrtümlich als Wasser-
zeichen das y mit dem Kreuz an.
3 Clm. 215. Der Stich war zwischen Blatt 91 und 93 als IHustration zu der Historia
Trojana des Guido Colonna eingeklebt. Hartmann Schedel hat die Inschriften der
Spruchbänder wie bei der Apostelfolge (Nr. 49—54) mitTinte nachgezogen. Vergl. über
den Sammelband Tycho Mommsen a. a. O. p. 346, abgedruckt im Repertorium XIV.
(1891) p. 14. Das Blatt wird jetzt unter der Signatur Cim. 211 getrennt aufbewahrt.
4 Paul Behaim führt den Stich im handschriftlichen Verzeichnis seiner Kupferstich-
sammlung von 1618 auf. Er gelangte dann in das Kabinett Silberrad in Nürnberg, wo
ihn v. Murr und wahrscheinlich auch Heinecken sahen.
& Vergl. Nr. 7, 70 und 85.

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