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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (Band 4, Textbd.): [Die Anonymen, 2] — Wien, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.34185#0201
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DER MEISTER DER BOCCACCIO-BILDER

187

dem weißen Blatt, auf dem sich der Stich vor fol. 7 befand, herausgeschnitten. Der
Raum vor Buch VI (fol. 161) ist wie in der Variante C in New Battle leerA Die Kupfer-
stiche in guten, teilweise sogar ausgezeichneten Abdrücken sind nicht koloriert. Außer
Nr. 2 zeigt auch Nr. 4 einen frühen Plattenzustand.
Laing vermutet, daß die fehlende IHustration zum VI. Buch, die auch sonst nirgends
gefunden wurde, denselben Gegenstand wie der entsprechende Holzschnitt in der
Lydgate-Ausgabe von 1527, nämlich die neben ihrem Rad stehende, hunderthändige
Fortuna dargestellt habe.2 Dagegen spricht aber der Umstand, daß der Kupferstich
Nr. 8, der sich in New Battle und Göttingen am Kopf des VII. Buches beßndet, eigent-
lich zum VI. Buch gehört und wohl nur versehentlich vor das VII. geklebt wurde,
während eine Darstellung zu diesem bisher nicht bekannt ist, wahrscheinlich auch gar-
nicht gestochen wurde, da sie in beiden Exemplaren fehlt.
Daß der Stich vom Meister des Hausbuches: Boccaccio schreibt die Geschichte der
ersten Menschen, der dem Kupferstich des Boccaccio-Meisters Nr. 3 als Vorlage
diente, mutmaßlich in der Variante B vor dem Prolog auf ein besonderes Blatt einge-
klebt worden sei, habe ich nach L. Baer bei der Beschreibung des Stiches betont. Es
ist auch sehr wohl möglich, daß der größere, den gleichen Vorgang illustrierende
anonyme Kupferstich der Albertina denselben Zweck in der Variante A zu erfüllen
bestimmt war.
An eine prinzipielle Ausmalung der IHustrationen, wie sie der New Battle-Band zeigt,
scheint Colard Mansion nicht gedacht zu haben, denn die Stiche im Göttinger Exem-
plar sind wie die über zahlreiche Sammlungen verstreuten, jedenfalls doch auch aus
dem Buch geschnittenen Einzelblätter nicht koloriert.
Die sechs Blätter der Sammlung v. Rothschild, die von Clement und anderen Kunst-
händlern erworben wurden, stammen wahrscheinlich größtenteils aus dem Diebstahl
in Bologna.3
1 Das Göttinger Exemplar ist in späterer Zeit beim Binden stark beschnitten, so daß
die Blätter nur 340:215 mm. (gegen 368:267 mm. in New Battle) messen. Die mitunter
von dieser Beschneidung mitbetroffenen Stiche kleben auf fol. 1, 42, 73, 103, 134, 194,
221 und 252
2 Laing hat den Holzschnitt der Ausgabe von 1527 in sein Werk aufgenommen und
dadurch Dutuit, dessen Beschreibungen auf den Faksimiles fußen, zu dem Irrtum ver-
anlaßt, daß sich in New Battle vor dem V. Band ein Holzschnitt mit der Fortuna ßnde.
Vergl. hierüber meine Berichtigung im Jahrbuch a. a. O. p. 129. Anm. 1.
3 Ausgenommen Nr. 3.
 
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