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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (Band 4, Textbd.): [Die Anonymen, 2] — Wien, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.34185#0203
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DER MEISTER DES HEILIGEN SEBASTIAN

189

ja die Andeutung, und es stieß sich auch nicht an den hohen Uferfeisen,
die der Rhein gerade Köln gegenüber nicht aufzuweisen hat. Aber
dies Argument, auf das an sich weniger Wert gelegt zu werden braucht,
gewinnt Bedeutung durch die beiden bekannten Schiidhalter des Stadt-
wappens von Köin, Greif und Löwe, die unser Stecher auf dem Biatt
Nr. 10 als Träger eines Bechers offenbar gegenseitig nach irgend einem
ihm vorliegenden Kölner Wappen kopierte. Ausschiaggebend scheint
mir endiich, so geringen Wert man auch sonst dem oft sehr trüge-
rischen Argument der Wasserzeichen beilegen mag, die Tatsache, daß
das gotische p in dieser Form, das heißt mit einer Biume, deren vier
Biätter nicht wie gewöhniich gerundet, sondern zugespitzt sind,* und
das sich mindestens viermai in seinen Stichen Hndet,^ nur noch bei
dem Monogrammisten l^, und zwar mit ziemiicher Regeimäßigkeit,
angetroffen wird.^ Dieser Stecher ist aber zuveriässig ein Köiner, da
er auf zwei Blättern^ das Wappen mit den drei Kronen seinem Mono-
gramm beigefügt hat.
Der Hennin, der sich auf der Anna seibdritt (Nr. 1) und dem Becher
von Nr. 10 Hndet, bestätigt nicht gerade die köinische, aber doch die
niederrheinische Heimat des Meisters, der durch seine Entwürfe zu
einem Becher und einer Pax auch äußeriich ais Goidschmied begiaubigt
ist. Die sauber ornamentierte Schrift im Nimbus des Aposteis Simon
(Nr. 2) spricht ebenfaüs dafür. Die Löwen und Drachen (Nr. 5—9), die
die Häifte seines bisher bekannten Werkes ausmachen, sind wohi auch
als Voriagen für Goidschmiede und Miniatoren aufzufassen. Beispieie
ihrer tatsächiichen Benutzung haben sich erhaiten in dem nach 1472
zu datierenden Caslauer Antiphonar der Wiener Hofbibliothekp in
einer schon dem Anfang des XVI. Jahrhunderts angehörenden Feder-
zeichnung von Martin Caidenbach und in den Iiiustrationen eines
Züricher Druckes von 1548.^
t Briquet führt unter seinen 466 Varianten des gotischen p (Nr. 844—68.912) keine
ähnliche auf.
^ Nr. 3, 4 und 8.
^ Ich beobachtete es wiederholt bei B. I, 3, 4, 5, 7, 12 und P. 16.
4 B. 1 und 13.
5 Vergl. Nr. 5.
s Vergl. Nr. 6.
 
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