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DIE DEUTSCHE INDUSTRIE PHOTOGRAPHISCHER BEDARFSARTIKEL

nämlich die Anpassung an die Wünsche und Bedürfnisse der speziellen Kund=-
schäft, Während in Frankreich, Amerika und England sich ganz bestimmte
Typen photographischer Apparate vorzugsweise behaupten, hat die deutsche
Kameraindustrie es sich angelegen sein lassen, Apparate der allerversdhiedensten
Konstruktion und Bauart und natürlich auch in den verschiedensten Preislagen
auf den Markt zu bringen, um so allen Wünschen gerecht zu werden. Die
einfachen Stativ- und Handkameras früherer Zeiten haben immer ingeniöser
erdachten modernen Handapparaten Platz gemacht und dem Verlangen nach
kleinen, möglichst kompendiös gebauten Handapparaten hat die deutsche
Kameraindustrie eifrig Rechnung getragen. In der Schaffung einzelner Kon-
struktionen, die in der ganzen Welt viel begehrt und benutzt werden, war
unsere deutsche Kameraindustrie außerordentlich glücklich, und es ist zu kon-
statieren, daß keineswegs die billige Massenware, sondern gerade die kompli-
zierten feineren Handapparate in Deutschland am meisten für den Bedarf des
Auslandes hergestellt werden.
Die deutsche Kameraindustrie ist besonders deshalb wertvoll, weil sie eine
Veredelungsindustrie im wahrsten Sinne des Wortes darstellt. Der MateriaL
wert photographischer Kameras ist verhältnismäßig gering. Ein Stüde Glas,
einige Stücke Holz und Metall, sowie etwas Leder repräsentieren eine Kamera
im Werte von mehreren hundert Mark. Der größere Teil des Preises, den
dann die Ware in ihrer Gebrauchsfertigkeit erzielt, stellt den darin niederge-
legten Arbeitswert dar, ist die Bezahlung für die zu ihrer Herstellung auE
gewandte Intelligenz und manuelle Geschicklichkeit,
Alle in Deutschland hergestellten photographischen Apparate, wie verschie-
denartig auch ihre Konstruktion dem Spezialzweck, dem sie dienen sollen,
angepaßt ist, kann man in zwei Gruppen teilen, in Stativkameras und in
Handkameras. Die letzteren dienen hauptsächlich zur Aufnahme beweglicher
Gegenstände, um diese während ihrer Fortbewegung verfolgen zu können.
Die Stativapparate finden namentlich für alle Arbeiten, bei denen der Apparat
auf einem festen Stativ aufgestellt werden kann, Verwendung. Die Atelier^
kameras wiederum sind Apparate nach Art der Stativkameras, jedoch in
wesentlich kompakterer Bauart.
Bei einer Betrachtung der hauptsächlichsten, in der ganzen Welt bekannten
deutschen Kameratypen treten die Namen einiger Großbetriebe hervor, in
deren Werkstätten das geistige Schaffen der Erfinder und Entdecker erst zur Tat
ward und die die Photographen durch die Schaffung neuer Hilfsmittel erst in
den Stand setzen, ihre universelle Tätigkeit auszuüben. Charakteristisch für
die meisten dieser Großbetriebe ist, daß sie aus allerkleinsten Anfängen ent-
standen sind und sich in verhältnismäßig kurzer Zeit entwickelt haben.
Nicht mit Unrecht wird das Objektiv die Seele des photographischen
Apparates genannt und besonders die Erzeugnisse der deutschen optischen
Anstalten sind in der ganzen Welt beliebt. Die früheren Fabrikationsstellen
für optische Gläser, nämlich Birmingham und Paris, kommen jetzt für die
deutsche optische Feinindustrie nur mehr hilfsweise in Betracht. Das Jenenser
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