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Kunsthaus Lempertz <Köln> [Editor]; Kunsthaus Lempertz [Editor]; M. Lempertz' Antiquariat (P. Hanstein) [Contr.]
Math. Lempertz'sche Kunstversteigerung: Kunst-Sammlung Landgerichtsrat Carl Merlo Köln: japanische und europäische Elfenbein-Skulpturen ; hervorragende Lackarbeiten ; Figuren, Gefäße und Kleinarbeiten in Edelsteinen und Halbedelsteinen ; ... ; Gemälde älterer und neuzeitlicher Meister u.s.w. ; Versteigerung: 6., 7., 9., 10., 11., 12. Mai 1921 — Köln, Nr. 198.[1921]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.17958#0009
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Zur Einführung in die Sammlung Merlo.

ie im vorliegenden Katalog beschriebene Sammlung ist das Lebenswerk eines von
tiefstem Schönheitsgefühl erfüllten Kunstliebhabers. Herr Landgerichtsrat Carl Merlo,
der am 1. März 1920 zu Köln im hohen Alter von 75 Jahren gestorben ist, entstammt
einer alten Kölner Familie, in welcher Sammeleifer und feines, künstlerisches
Verständnis erblich waren. Bekannt ist das kunsthistorische Standard-Work seines Vaters
Joh. Jacob Merlo „Kölnische Künstler".

Günstige Vermögensverhältnisse setzten den die stille Beschaulichkeit über alles lieben-
den Junggesellen in die glückliche Lage, schon in noch rüstigem Lebensalter procul negotiis ein
otium cum dignitate zu genießen und seine ganze Muße auf den Ausbau seiner Sammlung zu
verwenden, die in den letzten Jahren seines Lebens zu geradezu musealem Umfange ange-
wachsen war und sein ganzes Haus am Karolingerring in Köln anfüllte.

Die Liebe Carl Merlos galt weniger der alten Kunst, richtete sich vielmehr mit klar
bewußter Ausschließlichkeit auf die Erzeugnisse des neuzeitlichen Kunstgewerbes und hier wieder
vorzugsweise auf das Land reicher künstlericher Zukunftshoffnungen, auf Ostasien. Lange bevor
das Verständnis für ostasiatische Kunst in weitere Kreise gedrungen war, sammelte Merlo
schon japanische Kleinkunst, immer bestrebt, vom Guten das Beste zu erwerben, und alles ab-
lehnend, was seinem kritischen Blick nicht in jeder Beziehung standhalten konnte.

Trotz der ausgesprochenen Vorliebe Merlos für die japanische Kunst ist seine Sammlung
doch keine einseitige „Japan-Sammlung" geworden. Sein Blick reichte weiter und tiefer und
erkannte die Wirkungen, die das Land der aufgehenden Sonne auf das neuzeitliche kunst-
gewerbliche Schaffen im Abendlande immer mehr ausübte. Er verfolgte mit reifem Verständnis
die Tätigkeit der besten kunstgewerblichen Werkstätten Europas und war bemüht, das Mar-
kanteste ihier Erzeugnisse in seiner Sammlung festzuhalten.

Seine Vorliebe galt hier besonders den kostbaren Stücken aus edelen Steinen, deren
sich die Sammlung einer ungemeinen Reichhaltigkeit rühmen kann, und dann, und nicht in
letzter Linie, den Werken der Emailkunst, von denen die Sammlung nur Beispiele wirklich
hohen Ranges aufweist.

Die fast erdrückende Reichhaltigkeit der Sammlung Merlo mag es rechtfertigen, wenn
wir im Nachstehenden versuchen, die bedeutendsten Abteilungen etwas mehr in's Licht der
Betrachtung zu rücken und so dem Sammler eine Handhabe zu bieten, um sich durch das
Labyrinth der angehäuften Schätze hindurchzufinden.

Beim Durchblättern des Kataloges fallen zuerst die japanischen Elfenbeinarbeiten auf,
die eine Folge von fast 300 Nummern ausmachen. Zahlreiche Gruppen und Einzelfiguren zeigen
uns Gestalten und Darstellungen aus japanischer Göttermythe und Volkskultur, durchsonnt von
dem feinen Humor, der der hervorstehendste Wesenszug dieses alten Volkes ist. Merlo hat
nicht nur stofflich ansprechende Darstellungen gesammelt, sondern auch vor allem den Haupt-
wert auf die technisch vollendete Durchführung gelegt. Werke reifsten Könnens sind: Der
Bogenschütze (Nr. 51), die Gruppe : „Der Maler und die sieben Glücksgötter" (Nr. 44), Samurai
und Dame (Nr. 56), Mäusegruppe (Nr. 62), Alte Frau mit Reisigbündel (Nr. 68), Mann, gegen
den Wind ankämpfend (Nr. 69), Holzfäller, auf Bündel sitzend (Nr. 70), Mann und zwei Kinder
neben Korb (Nr. 74), Das Selbstbildnis des Bildhauers Okawa (Nr. 75), Mann mit Vogelkorb
(Nr. 78), Drachengruppe (Nr. 79), Biobu (Nr. 80), Kleines Kabinet (Nr. 98) u. s. w.

Der Raum verbietet, weitere Stücke anzuführen. Wir machen den Liebhaber besonders
aufmerksam auf die einzigartige Kollektion der Netsukes in Holz und Elfenbein sowie auf die
netsukeartigen Kleinskulpturen, eine Serie von 200 Katalognummern.

Die japanischen Elfenbein-Arbeiten mögen Merlo veranlaßt haben, Werke aus diesem
kostbaren, prächtigen Material auch europäischen Ursprungs zu goutieren. So verzeichnet der
Katalog fast 70 Elfenbeinskulpturen neuerer europäischer Meister, unter denen Arbeiten von
Otto Glenz an erster Stelle stehen.

Die Aufmerksamkeit lenkt sich dann auf die Abteilung der Lackarbeiten. Auch hier
finden wir nur das Feinste vom Feinen; solche Qualitäten werden wohl heute überhaupt kaum
noch zum Angebot gebracht. Besonders beachtenswert sind die Schreibkästen in Gold- und
 
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