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Kunsthaus Lempertz <Köln> [Hrsg.]
Meissener Porzellan der Frühzeit sowie Arbeiten anderer deutscher Manufakturen, altes Kunstgewerbe in Kupfer, Bronze, Zinn, geschnittene Gläser, Bildnisminiaturen, Gemälde alter Meister, antikes Mobiliar des 16. - 19. Jahrhunderts, flandrische Tapisserien, Orientteppiche - aus rheinischen und mitteldeutschen Sammlungen: mit 24 Lichtdrucktafeln ; [6., 7. und 8. Dezember 1932] (Katalog Nr. 346) — Köln, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.7508#0007
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befand sich früher in der bekannten Pariser Sammlung Mor. Kann. Eine Reihe
charakteristischer Werke der holländischen Schule des 17. Jahrhunderts schließen
sich an, unter denen wir den kleinen Adr. Ostade, die Winterlandschaft von
A. v. d. Neer, die Marinen von W. v. d. Velde und H. Dubbels nennen. Aus dem
18. Jahrhundert sind die Bildnisse der Königin Luise als Prinzessin, von der Hand
Fr. Aug. Tischbeins, und das in die Nähe von John Hoppner gehörende reizvolle
Bildnis der Miß Margaret Dundas zu erwähnen. Die schöne Landschaft von
George Michel, eine Mühle bei Paris darstellend, ist interessant, weil sie von
einem außerordentlich begabten Künstler herrührt, der den Stil der Holländer des
17. Jahrhunderts mit modernem Empfinden erfüllt, und der in Deutschland noch
viel zu wenig gewürdigt wird. Seine Werke bilden stilgeschichtlich die Verbindung
zu den Landschaften der Barbizonschule, die mit reizvollen Arbeiten von Diaz und
Troyon vertreten ist. Eine Reihe wertvoller Gemälde aus anderen Beiträgen ver-
vollständigt diesen Teil der Auktion, bei dem wir auf die kunsthistorische interes-
sante Tafel des Amsterdamer Malers Cl. Moeyart hinweisen dürfen. Das Bild
dieses seltenen Meisters stammt aus seiner Frühzeit und ist bezeichnet und 1624
datiert. Das Bild hing früher in der bekannten Düsseldorfer Sammlung Werner
Dahl. Bemerkenswert ist auch die Darstellung des heiligen Hieronymus in einer
Landschaft, aus dem Kreis des Brügger Meisters Adrian Isenbrant.

Selten dürfte auf einer Auktion eine gleich wertvolle Sammlung von Porzellanen
des 18. Jahrhunderts zu finden sein. Diesem Gebiet galt auch die Vorliebe des
rheinischen Sammlers. Das Material der Versteigerung erfuhr durch eine Kollek-
tion aus anderem Besitz eine vorzügliche Bereicherung, so daß die Entwicklung
gerade der Meißner Manufaktur von den früheren Erzeugnissen Böttcherschen
Steinzeugs und Porzellans bis in die Spätzeit in Geschirren und Gruppen, sich gut
verfolgen läßt. Wir weisen auf die schönen Gefäße mit Goldchinoiserien, besonders
den Walzenkrug, auf die Stücke aus der Höroldtzeit hin, deren Dekor mit Recht
als das Geschmackvollste und Eleganteste der Porzellanmalerei geschätzt wird.
Diese Geschirre stehen nicht zurück hinter den Gruppen und Einzelfiguren Meißens,
wo uns der beste Modelleur der Fabrik, Joh. Joach. Kandier, in seinen anmutig
bewegten Arbeiten entgegentritt, welche den Stil des Rokoko in seiner ganzen
Grazie widerspiegeln. Auch die spätere Phase Meißens und andere Manufakturen
sind gut vertreten. Dazu gehört eine etwa 80 Stück umfassende Sammlung Meißner
Teller, die sich über die Zeit von 1720 bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts
erstreckt. Darunter sind Beispiele der gesuchten Wappenteller aus bekannten
Servicen. Interessante Arbeiten von den Hausmalern wie Breßler und Botten-
gruber weisen auf die Besonderheiten dieses Zweiges der Porzellanmalerei hin.

Die antiken Möbel, meist große Stücke, stammen zu einem Teil aus der Samm-
lung Seligmann und zum anderen aus dem eingehender behandelten Privatbesitz.
Es sind darunter mehrere gute Sitzmöbel des 17. und 18. Jahrhunderts, ferner
Kölner Arbeiten mit reichem Intarsienschmuck, ein niederrheinischer Renaissance-
Stollenschrank aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, ein Ballentisch aus derselben
Gegend vom Ende des 17. Jahrhunderts. Ein bemerkenswertes Einzelstück italie-
nischen Ursprungs ist die in klaren Maßverhältnissen aufgebaute Kredenz aus dem
Ende des 16. Jahrhunderts. Die beiden holländischen Barockschränke mit ver-
glastem Oberteil eignen sich gut zur Aufstellung kunstgewerblicher Gegenstände.
In Aachen, vermutlich in den Werkstätten von Couven, dürfte die Standuhr um
1750 entstanden sein, die in ihrer reichen Schnitzerei den Stempel deutschen

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