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Kunsthaus Lempertz <Köln> [Editor]
Meissener Porzellan der Frühzeit sowie Arbeiten anderer deutscher Manufakturen, altes Kunstgewerbe in Kupfer, Bronze, Zinn, geschnittene Gläser, Bildnisminiaturen, Gemälde alter Meister, antikes Mobiliar des 16. - 19. Jahrhunderts, flandrische Tapisserien, Orientteppiche - aus rheinischen und mitteldeutschen Sammlungen: mit 24 Lichtdrucktafeln ; [6., 7. und 8. Dezember 1932] (Katalog Nr. 346) — Köln, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.7508#0006
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Vorwort

Vorworte von Auktionskatalogen pflegen das Schicksal der meisten Einleitungen
zu teilen, nämlich vom ungeduldigen Leser übersprungen zu werden. Dennoch sind
sie in vielen Fällen nützlich und bieten dem Besucher der Vorbesichtigung einer
Auktion eine Handhabe, sich über den Charakter der zum Ausgebot kommenden
Kunstwerke zu orientieren.

Es hat sich in letzter Zeit eine deutliche Belebung auf dem Auktionsmarkt an
verschiedenen Orten bemerkbar gemacht, die den Kunstfreund mit der Hoffnung
erfüllt, daß auch auf dem Gebiet des Kunstsammelns die Zeit völliger Stagnation
langsam überwunden zu sein scheint. Die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse
haben auf der anderen Seite das bedauernswerte Ergebnis gezeitigt, daß, wie kaum
jemals zuvor, eine Fülle hochwertiger Kunstwerke angeboten wird. Für den
Sammler, auch kleineren Formats, bieten sich gerade heute besonders günstige
Möglichkeiten, da heute Angebot und Nachfrage in einem anderen Verhältnis
stehen als es bei Auktionen alter Kunst vor dem Kriege der Fall zu sein pflegte.

Das in diesem Katalog verzeichnete Material der Auktion vom 2. Dezember um-
faßt Gemälde alter und neuerer Meister, kunstgewerbliche Gegenstände, wie Por-
zellan, Fayencen, Gläser, Teppiche, Gobelins sowie Möbel u. a. Zur Auflösung
kommen Teile verschiedener, z. T. wohlbekannter Privatsammlungen, wie die aus
dem Besitz des verstorbenen Herrn Heinrich Seligmann, Köln, und aus einer
mitteldeutschen Sammlung. Ein Hauptbeitrag der Versteigerung wird gebildet von
den kunstgewerblichen Gegenständen, Möbeln und Teppichen, welche den Schmuck
eines rheinischen Privathauses darstellten. Der Besitzer hat sie im Laufe der
Jahre bei verschiedenen Gelegenheiten und auf Reisen mit Liebe und Verständnis
gesammelt. Er ließ sich bei der Wahl der Kunstwerke, deren Studium und Be-
trachtung seine liebste Erholung nach des Tages Last war, stets von dem Gefühl
für hohe Qualität leiten. Dieser künstlerische Gesichtspunkt ist das geistige Band,
das die Gegenstände verschiedener Stilepochen und Techniken verbindet. Der
innere Wert solcher Privatsammlungen ist für die künstlerische Atmosphäre einer
Stadt von ausschlaggebender Bedeutung. Sie tragen zur Bildung einer Sammel-
tradition in dem betreffenden Ort bei. Aus dem privaten Sammlungsbesitz empfängt
auch bei Ausstellungen in den Museen die Öffentlichkeit vielfache Anregung, zumal
wenn, wie in diesem Fall, die örtliche Museumsleitung bei der Erwerbung gelegent-
lich beratend zur Seite stand. Um so schmerzlicher ist es für einen Museums-
leiter, wenn eine solche kostbare Einheit nun in alle Winde zerstreut wird.

Unter den Gemälden heben wir zwei Tafeln eines Ulmer Meisters aus dem Ende
des 15. Jahrhunderts hervor, mit der Darstellung Christi vor Pilatus und der
Kreuztragung, welche auf der Rückseite Bilder zweier weiblicher Heiligen tragen.
Von besonderer Bedeutung ist die schöne Rötelstudie von Rubens, drei Göttinnen
bei einer Apotheose darstellend. Van Dyck ist mit der prächtigen Skizze einer
Beweinung vertreten, die von dem großen Pathos des Barock getragen ist. Sie

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