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Clemm, Fritz [Sammler] [Editor]; Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Editor]
Katalog / Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Sammlung Dr. Fritz Clemm, Berlin: Ausstellung: Sonnabend, den 31. November bis Montag, den 2. Dezember 1907 ; Versteigerung: Dienstag, den 3. Dezember bis Donnerstag, den 5. Dezember 1907 — Berlin, Nr. 1496.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15223#0015
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artigen Fonds sind vorzüglich vertreten, die frühen Arbeiten zeigen noch
den wolkigen Grund, der später glatt und gleichmäßig wird. Vermöge der
reicheren Palette gegenüber den Meißener Arbeiten gelangte speziell die
Malerei in Blumenstilleben und Vögeln, von denen die exotischen wohl
ihrer Farbenpracht wegen bevorzugt sind, zu einer Höhe, die in den Namen
Cornaille, Taillandier, Barre, Le Bel, Castel u. a. ihren Höhepunkt fand.
Auch das nur von Sevres geübte Verfahren, das Porzellan mit Gold und Email
prunkvoll zu verzieren, das „porcelain ä emaux“ ist durch drei prächtige
Tassen und zwei Eierbecher gut vertreten, desgleichen das für Sevres so
charakteristische oeuil de perdrix-Motiv: den Fond durch Punktkreise auf
leicht getöntem Grund zu beleben.

Diesen so bedeutenden Arbeiten der wichtigsten europäischen Manu-
fakturengegenüberhaben die andern— Berlin, Wien, Gotha—(die süddeutschen
fehlen fast ganz) einen schweren Stand. Und doch haben auch sie allen
Anspruch, an erster Stelle genannt zu werden. Über das Berliner Kaffee-
service liegt ein, man möchte sagen, geschichtliches Urteil vor: es ist das
Service, das Friedrich der Große seinem vertrauten Freunde, dem Dichter-
General De la Motte-Fouque schenkte, und von dem er selbst
schreibt! . . „je vous envoye un dejeune aussi beau que le ne
jamais on a travaille ä Meißen“. (22. April 1764). Und mit Recht
konnte der große König das behaupten, hat doch keine Manufaktur, selbst
Meißen nicht, mit der Malerei in Eisenrot solch künstlerische Erfolge erzielt,
wie Berlin.

Das Service der Thüringer Manufaktur Gotha ist so erstaunlich gut,
daß kein Kenner es dieser Fabrik, die doch noch 1766 „an der Masse
laborierte“, (ohne die Marke gesehen zu haben), zuschreiben möchte. Daß
es aber etwas besonderes sei, vielleicht als Geschenk nach England bestimmt,
dürfte man aus dem zum Service gehörigen Kasten schließen, der das
englische Wappen in Goldpressung zeigt. Auch Wien ist durch zwei
Service, die der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. angehören, vorzüglich
repräsentiert. Von dem Kaffeeservice sagt Brüning, daß es „in vollendeter
Malerei Blumen und kleine, zierlich ausgeführte Bilder mit Liebespaaren,
spielenden Kindern u. a. zeigt“.

Aus mehr als einem Grunde erwähnenswert ist noch der Becher
(No. 183) der Manufaktur Venedig: einmal zeigt er in der reichen Be-
malung interessante Anlehnung an die Barockornamente der Meißener
 
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