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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Katalog / Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Sammlung Stroganoff, Leningrad: [Ausstellung: Mittwoch 6. Mai - Sonnabend 9. Mai, Montag 1931. Versteigerung: Dienstag 12. Mai u. Mittwoch 13. Mai 1931] — Berlin, Nr. 2043.1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.5111#0013
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ie plastischen und kunstgewerblichen Arbeiten der Stroganoff-
Auktion erweisen sich der nicht leichten Aufgabe gewachsen, sich
neben Gemälden so hohen Ranges, wie sie hier von van Dyck,
Romney, Boucher, Poussin, Hubert Robert vereinigt sind, auf
gleichem Niveau zu behaupten. Sie bilden keine eigentliche Samm-
lung, hängen übrigens auch in keiner Weise mit der ehemaligen
Sammlung des zur Kriegszeit inRom verstorbenenGrafenGregor Stroganoff zusammen.
Es handelt sich vielmehr in der Hauptsache um die plastischen und dekorativen
Kunstwerke, die der Zeitgenosse der Kaiserin Katharina II., Graf Alexander Stroga-
noff (17 33-1811), der Präsident der Kunstakademie und der kaiserlichen Bibliotheken,
zur künstlerischen Ausstattung seines Palais am Newski-Prospekt erworben hat. Daß
dieser Kunstbedarf im 18. Jahrhundert fast ganz aus Paris gedeckt wurde, war bei der
damals herrschenden Stellung Frankreichs auf allen Gebieten der luxuriösen Innen-
dekoration, insbesondere des Mobiliars und der Bildteppiche, selbstverständlich. Wir
finden an französischen Marmorskulpturen die Büsten Diderots und Voltaires in
vollendeter Ausführung von Houdon, aus den Jahren 1773 und 1775, einen Frauen-
kopf von Foucou 1771, und von Falconet die fast meterhohe sitzende Figur Amors.
Falconet ist auch bei den Bronzearbeiten mit den Figuren Amors und Psyches ver-
treten, die an zwei Kandelaberpaaren angebracht sind (Nr. 156/157J. Von Clodion
sind zwei bezeichnete Terrakottastatuetten aus Rom 1765 vorhanden (Nr. 229/30); viel
bedeutender aber ist seine große Bronzegruppe der drei Grazien, die als tragendes
Mittelstück an vier mächtigen Kandelabern wiederholt ist (Nr.171/72). Diese über
drei Meter hohen Leuchter, bei denen dunkel patinierte und vergoldete Bronze sich
mit den blau glasierten Sevresvasen zu festlicher Wirkung verbindet, sind auch durch
die vortreffliche Ziselierung der Bronzeteile ausgezeichnet. Von gleicher Arbeit, die an
Thomire denken läßt, ist die Goldbronzefassung der beiden großen Porphyrvasen mit
den Bocksköpfen (Nr. 143). Daran reihen sich sehr mannigfaltig gestaltete Stein-
vasen und Schalen in ornamentaler oder figürlicher Bronzemontierung, die zumeist
für französische Herkunft spricht. Während die Kandelaber, Vasen, Standuhren und
Karteluhren schon wegen der Verbindung mit figürlichen Motiven der dekorativen
Plastik zuzurechnen sind, fallen die beiden deutschen Renaissanceuhren und nament-
lich die zwei kleinen, aber kostbaren Standuhren mit der Bezeichnung des Londoner
Uhrmachers J. Cox mehr in das Gebiet der Goldschmiedekunst. Das goldene Gehäuse
der kleineren ist ganz in der subtilen Art englischer Golddosen und Taschenuhr-
gehäuse aus der Mitte des 18.Jahrhunderts ausgeführt (Nr. 169).

Für Deutschland haben die vier Elfenbeinreliefs mit mythologischen Szenen —
Apollo und Daphne, Venus und Adonis — besonderes Interesse durch die volle
Bezeichnung des Schnitzers Dominik Stainhart aus Weilheim, der in Rom und
seit 1682 in München tätig war (Nr. 238).
 
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