zur Lcscübung.
fallen, und die Glückseligkeit nicht erlangen, wo-
nach wir trachten; wir mäßen die gesunde Ver-
nunft zur Führerinn nehmen.
Die Glückseligkeit, wovon hier die Rede ist,
bestehet freylich nicht nur in einem oder dem and-
ern Gute, aber auch nicht in allen möglichen Gü-
tern, sondern in so vielen, als womit sich vernünf-
tiger Weise ein jeder seinem Stande gemäß voll-
kommen begnügen kann. Wenn dem nicht so wäre,
>neine Kinder, so würde man keinen Menschen
auf der Welt glückselig heißen können, weil ihn
seine nach immer mehreren Dingen trachtende Be-
gierlichkeit allezeit misveranügt erhalten würde. So
tuüßet ihr dann allererst lernen, euere Begierlich-
keiten ernzuschranken. Verlanget, und suchet
nicht mehr, als zu eurer Erhaltung nochwendig,
Nnd zu dem Stande, in welchen euch Gott gefttz-
tt hat, dienlich ist; so könner ihr alle, ein jeder in
seinem Stande, glückselig werden. Wer wenig
verlanget, hat bald genug; und wer kann dann
glückseliger seyn, als der genüget.
Es steckt ftcylich eine Glückseligkeit in zeit-
lichen Gütern, aber nicht eben in denen, worinn
die verkehrten Leidenschaften der Menschen es sich
rinbilden. So mäßet ihr euch dann befleißen,
die Leidenschaften zu bezähmen. Nicht alles,
rvas glänzet, ist Gold; fraget die Vernunft,
v)as wahrhaft gut ist, was euch in der Wahrheit
glücklich machen kann.
Gott locket euch freylich zu dieser Glückselig-
keit an: aber Er will, daß ihr dieselbe durch anstän-
dige Mittel suchen, alle dawider laufenden Un-
ordnungen vermeiden, und seine obgesagten Ab-
sichten immer vor Augen haben sollet. Machet es
lö - glücklich machen.
Ls. Lect-