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Die Lesestunde: wöchentliche Beilage des Pfälzer Boten — 1934

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Nr. 94
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Freitag, den 7. Dezember 1W4

drucksvollen Zügen lag «der neben aller mäd-
chenhaften Zartheit etwas männlich Kühnes,
Energisches.
Nach kurzem Schweigen sprach- der Richter
in feiner kühlen, mechanischen Art:
„Wenn der Jungfer Unbill widerfahren ist,
soll eine Klage emg-ebracht werden. Ohne
Klage hat das Gericht mit kemer Sache etwas
zu 'schaffen."
„Ich hab immer gemeint, das Gericht müsse
herwärts auf Zucht und Sitte schauen", versetzte
der Mesner.
Diesen Vorhalt gar nicht achtend, sagte der
Richter trocken:
„Es handelt sich um den Kirch-endiebsta-HI
Der Hugo Zephyris möge sich wider die An-
Aage der Jungfer Petronilla verteidigen, wenn
er kann."
„Die Anklage der Jungfer hat keinen Grund,
sondern-ist eine blöde Verdächtigung", antwor-
tete der Richtersfochn zornig. „Daß ich der
Jungfer im Friedhof begegnet bin, leugne ich
nicht; aber ich war aus der Heimkehr von
einem Besuch und habe den kürzesten Weg
durch den Friedhof genommen."
„Was war das für ein Besuch? Bei wem?
Ort, Name nennen!"
„Das werde ich dem Herrn Vater, wenn er
neugierig ist, unter vier Augen mitteilen; aber
diesen mir feindlichen Personen hier brauche
ich nicht alles auf die Nase zu binden."
„Den Besuch kennen wir, da braucht Er uns
gar nichts zu verraten", wurde der Mesner
laut; „Er war natürlich drinnen beim Schmelz-
hütt-enwirt, wo alles Gesindel zusammenkommt.
Ich meine, da drinnen wär auch das Raubnest
zu finden, wenn der Herr Richter nachforschen
wollt'."
„Im Schmelzhüttenwirtshaus war ich nicht.
Des übrigen, Mesner, wird Er seine Rede zu
verantworten haben. Es sind noch andere -
Leute da, die sich den Schimpf und die arge
Verdächtigung nicht gefallen lassen. Die
Schmelzhütte ist ein ehrsames Gasthaus wie
jedes andere."
„Haha, verteidige Er nur die Schmölzh'ütte.
Das weiß doch ganz Warberg und Alten-
thuvn, daß es da drinnen zugeht wie in der
Hölle. Der Gemsenhirt, der llnchvist, zieht
olles leichtfertige junge Volk da hinein, wo der
Trunksucht, dem verbotenen Spiel und allen
Leidenschaften gefrönt wird . . . Wenn der
Herr Richter dem Unwesen nicht bald ein Ende
macht, wird die ganze Jugend verdorben."
„Ich weiß davon nichts. Bei mir ist nie eine
Anzeige eingebracht worden", tat der Richter
gleichgültig.
„Herr Richter, ich war dreimal bei Ihm
uick hab Ihn aus das Verderben aufmerksam
gemacht", sagte der Kurat mit traurig ernster
Stimme; „des öfteren hab ich als Seelsorger
Ihn gebeten, Er möge dem wüsten Treiben ein
Ende setzen. Im Herbst sollen die Bußprediger
nach Mavberg kommen, eine Volksmission ab-
zuhalten. Aber solange da innen das Aergernis
fortdauert und der Gemsenhirt die Leute
ungehindert berücken darf, ist ein Gedeihen der
Mission nicht zu erwarten."
„Mission — Mission — das ist eine Neue- -
ru-ng — taugt Nicht für das Landvolk — -
bringt nur Auflauf und Unruhe", äußerte sich
der Richter.
Da ging aber Nilla, das Mädchen, in die
Höhe. Glühend vor Entrüstung rief es:
„So, so — die Mission bringt Auflauf und
Unruhe? Wenn aber das liederliche Volk in
später Nachtzeit oder am Morgen von der
Schmelzhütte h-erauszieht und mit seinem G-e-
jauchze und Gebrüll das ganzd Tal anfüllt,
daß selbst die Kinder aus dem Schlaf auffah-
ren, dann sagt der Herr Richter nichts. Er
darf aber nicht glauben, daß Er der Höchste im
Land ist. Es gibt höhere Stellen, wo man für
Beschwerden ein -offenes Ohr hat. Vielleicht
bläst -einmal von Innsbruck herein ein scharfer
Wind, der auch den Herrn Richter in Alten-
thurn aufweckt."
Die Männer staunten über -die Kühnheit des
Mädchens. Im Gesicht des Richters zeigte sich
das erstemal eine Bewegung. Mit stechend
grimmem Blick musterte er das Mädchen, tat
den Mund auf, schloß ihn wieder und sagte
dann im -gewohnten kühlen Ton:
„Die Jungfer möge Ihre Zunge hüten. Jun-
gen Weibsbildern steht es schlecht an, vor Ge-
richt das große Wort zu führen. Durch das
leere Geschwätz sind wir von der Sache ganz
abgekvmmen. Es handelt sich um den Kirchen-
diebstahl und um nichts anderes."
Da trat ein Knecht herein mit der Meldung,
es stünden zwei Männer draußen, die in der
fraglichen Angelegenheit eine wichtige Aufklä-
rung g-dben möchten.
„Sie sollen erscheinen", verfügte der Richter.
Und da kamen sie schon, Meister Wunibald
Oß, der Sch-irmmacher, und sein Wander-
gefährte, der Gemsenhirt. Ws dieser den gefes-
selten Richterssohn im Winkel erblickte, tat er
einen grellen Lacher.
„Du — du -hast keinen Grund zu lachen",
schrie ihm der Gefesselte zu, „dich -bezichtigt
man auch des Kirchendi-ebstahls, der heute
Nacht in Marb-erg vorgekommen sein soll."
Das Gesicht des Gemsenhirtes -wurde dunkel-
rot, auf seiner Stirne schwoll drohend d-ie
Zornader.
„Wer bezichtigt mich? Ich bin seit vorgestern
nicht mehr im Tal gewesen", rief er grimmig
Der Richter gebot Ruhe und fragte dann
mechanisch:
„Wer ist man?"
„Haha, wir find doch -keine fr -em d -e n Götzen-
bilder", lachte das Schirmmännlein, das seinen

<s. w
Eine KriminalgMiM
Eine Person, die sich freiwillig meldet, wenn
sie ein Verkehrsvergehen begangen hat, und die
ohne ihren Namen zu nennen, die Strafe be-
zahlt? Was soll ich mit solch einer Person an-
fangen? Einen Zeitungsartikel darüber schrei-
ben oder gar eine Geschichte daraus machen?"
fragte ich den Kriminalkommissar V.
„Das weiß ich doch auch nicht, ich . . ." ver-
setzte er mit seiner hohen und leisen Stimme, er,
der ein Hüne war. „Ich habe nur so -das Gefühl,
verstehen Sie, als ob darin etwas stecke."
Ich verstand nur, -daß er nicht meinen konnte,
ich solle -daraus ein Beispiel braver Pflichterfül-
lung für Autofahrer und Radfahrer machen.
Aber weil ich nicht gleich begriff, wieso in dem
Fall des dummen oder übergewissenhaften oder
närrischen oder sogar krankhaften Selbstanklä-
gers etwas Tieferes stecken könnte als die Mah-
nung: Gehorchet den Gesetzen! ließ mich diese
Sache nicht in Ruhe.
Auch meinen Berufsfreund, den Kriminalisten
nicht. Von jetzt ab bekam ich nämlich die Origi-
nalanklagen zugesch-ickt. Anfangs waren sie in
Maschinenschrift gehalten, im üblichen kaufmän-
nischen Stil, doch auf einfachstem Papier. Unter-
zeichnet waren sie zuerst gar nicht, -dann mit dem
Buchstaben E; beim übernächsten Mal mit D. E
Darauf kam eine Anklage in Handschrift. Von
da an glaubte ich -den „Drang" des Falls zu er-
kennen. Nach meiner Ueberz-eugung hatte näm-
lich jede Eigenart von Tier und Mensch in sich
einen Drang, sich trotz aller Wind-ernisse oder ge-
rade deswegen nach und nach und immer mehr
zu entfalten. Als ich solch einen Drang, sich als
Selbstawkläger immer offener zu beweisen, sest-
zustellen meinte, wurde der Mann für mich so
etwa wie das Wild eines Standjägers.
Leidenschaftlich war es mir schon bei der Deu-
tung seiner Handschrift. Sie verwirrte mich an-
fangs, denn sie schien alles andere eher a-ndeuten
zu wollen, als das, was ich erwarten zu müssen
meinte. Die Schrift schien die einer einfachen
ehrlichen Person. Nichts Krankhaftes oder sonst
„Verborgenes" verriet sich in den Schriftzügen.
Höchstens fiel die Peinlichkeit auf, womit sie in
Höhe und Folge, Druck und Zug den ihr gesteck-
ten Raum genau,, stellenweise schülerhaft genau
ausfüllte, zu genau, gewiß, aber auch schön. Wei-
ter erschien als besonders eigenartig mir nur
ihr hauchzarter Fluß, worin die Senkrechten mit
leichtestem Druck wie schöne Mädchenbeine mit
tadellos gerichtetem Schritt fortmarschierten...
fort, ja, aber wohin? Boi solcher Zartheit? We-
gen -diese von links nach rechts wog vom Herzen
marschieren, hielt ich -die Schrift für die eines
jungen, weiblich fühlenden Mannes, obschon ich
wußte, daß man so etwas keineswegs aus einer
Handschrift fordern kann und darf. Auffällig
war für mich -an der Selbstanklag-e dann noch die
Nachschrift. Sie hieß: „Ich nahm bisher das
Papier und die Maschine von einer Stenoty-
pistin meiner Firma. Nicht bin ich D. E., son-
dern -höchstens ein D. V. Ehrlich währt am läng-
sten."
So sollte. also die Entfaltung des Dranges
zur Selbstankla-ge verlausen? Ehrlich währt -am
längsten? Wirklich? Und immer? Mit einem
Mal wurde mir klar, was in diesem Falle stecken
könnte. Aber konnte das der Kriminalkommissar
i-m voraus gedacht haben? Ich bekam ein eifer-
süchtiges Gefühl -auf sein Erratungsvermögen.
Aber mit der Frage, die ich mir wegen -des
Selbstanklägers stellen mutzte: Währt wirklich
ehrlich am längsten? war auch ein gewisser
Schrcken über mich gekommen, so daß ich
wünschte, der Drang, den ich im Selbstankläger
vermutete, möchte falsch sein.
Rn der nächsten Mitteilung sprach er nicht von
einer eigentlich polizeilichen Uebertretun-g. Er

. a. l.
von Werner LtppWf
klagte sich an, einen jungen Hund überfahren zu
haben. Seine Mutter sei aber fast -gleichzeitig
krank geworden. Dadurch seien seine Ausgaben
gewachsen, weshalb -er die Unkosten für den
Hund-Ersatz vorläufig schuldig bleiben müsse.
Was ihn aufrecht erhalte, sei nun nichts mehr
wie: E. w. a. l. Die Feinheit der Schrift war
ein wenig zittrig geworden; auch schien mir der
Ausdruck nicht mehr so ganz nur geschäftlich.
Metz er im Drang sich weiter zu entfalten, etwas
von -der Maske fallen? Er schien mir plötzlich wie
einer, der sorglose Tage gesehen hat. In einer
unbewußten Gebärde führte ich das Papier an
die Nase. Was kam mir da an? Natürlich war
keine Spur von Parfüm zu entdecken.
Die nächste Anklage lautete: „Nun habe ich
auch noch meine Stellung verloren. Auf meinem
Motorrad hatte ich vorn eine Schachtel -mit einer
Auswahl schöner, echt seidener Blusen. (Ich
dachte? wieder das Weibliche.) Ich fuhr auf der
belebten H.-str-atze und dachte an diese seidenen
Blusen. Da hörte ich ein Kind schreien. Gott
verzeihe mir, es fiel mir kein weiterer Gedanke
an das Kind ein, es konnte ja meine Hilfe nötig
haben, nein, ich fuhr hastig vorwärts, denn ich
glaubte meine Mutter in Not. Die letzte Nacht
hatte sie ganz so wie das Kind geschrien. Aber
schon bog ich einem Auto nicht vorschriftsmäßig
aus, ich stürzte. Keines kriege etwas ab, nur
meine Schachtel mit den schönen, seidenen Blusen
wurde erfaßt, zum Teil zerrissen und alle Blusen
unverkäuflich gemacht. Wie soll ich -diesen Scha-
den nun ersetzen . . . Mit Recht verlor ich die
Stellung. Aehnlich so tappsig war ich schon
öfter. Aber wie soll ich jetzt mein« Mutter er-
nähren, die immer kränker wird ... Ich habe
nicht ehrlich genug gearbeitet. Nun werde ich so
sehr bestraft. Meine Mutter bringe ich durch
meine Fehlerhaftigkeit mit in mein Unglück hin-
ein." Darunter als Unterschrift wieder: E. w.
a. l.
Nun schwieg die Selbstanklägerin. Ich -schreibe
Selbstanklägerin, weil mir nach der letzten Mit-
teilung ihre Weiblichkeit außer Zweifel festzu-
stehn schien. Wirklich? Ging im Gegenteil nicht
aus derselben Mitteilung wieder hervor, daß sie
auf einem Motorrad Blusen zu Kunden bracht«?
Das war Geschäftsburschen Arbeit, demnach war
es also doch wohl ein junger Mann mit weib-
lichen Neigungen und deshalb auch weiblichem
Familiensinn. Und mit einem Unglück, das ge-
rade durch -dieses überzarte Weibliche in einem
männlichen Körper nach und nach hervorgerufem
waren war. Etwas Herzbeklemmendes kam von
diesem „Fall" mehr und mehr über mich. Nun
-schwieg auch noch dieser Mensch, der jene Gewis-
senhaftigkeit besaß, -die für mich zwar krankhaft
fein war, die aber dennoch zu dem gehörte, was
di« Menschen als das Wertvollste bezeichnen.
Jetzt schwieg er. Was für Leiden, auch für an-
dere spielten sich in diesem Schweigen ab?
Vom 8. Tage -des Schweigens -ab wurde ich un-
ruhig, so daß diese mir doch unbekannte Person
mit einem gequälten Gesicht im Traume er-
schien. Das Gesicht war aber weiblich jung, nicht
ohne jede Kraft, -doch von bleicher Schönheit mit
schwarzen Augen, erfüllt von einer unendlichen
Traurigkeit. Noch weitere 7 Tage litt ich unter
diesem „Fall", als handle -es sich um das Unglück
eines viel geliebten Menschen.
Dann erhielt ich einen Zettel. Darauf stand
in fast steilen, sehr hart mit Blei geschriebenen,
doch immer noch peinlich genauen Buchstaben:
„Die Welt hat keinen Platz mehr für mich. Ich
bin nicht vollkommen genug, um -einen praktischen
Beruf auszufüllen. Meine Schulden kann ich
nie abdecken; meine Mutter nicht ernähren.
Ohne mich erbarmt sich ihrer die Fürsorge. Dank,
tausend Dank. Ehrlich währt am längsten!

Leder-sack in eine Ecke -gestellt hatte; „uns wird
der Herr Richter doch kennen. Ich habe Ihm
ja schon -nmnch -gutes Regendach geliefert."
„Mag der Richter kennen, wen er will, das
Gericht kennt niemand. Jedermann 'hat Nam-en
und Stand anzugeben."
„So, so! Dann tu -ich dem hohen Gericht kund
und zu wissen, daß ich Wunibald Oß heiße und
in Nenraut das Handwerk -eines'Schivmmach-ers
betreibe, was zu den unentbehrlichsten Dingen
-gehört;
denn bekanntlich die allerno-tweNdigste Sach,
d-ie der Mensch braucht, ist -ein Regendach.
Mein Begleiter Nikolaus Schnalzer, vulgo
Gemsenhirt, ist Wildhüter des Grafen Hört-en-
stein in der Mavberger Alm."
„Woher kommt man zu dieser Zeit?"
„Wenn schon gebeichtet sein muß, komme ich
geradewegs von meiner Behausung in Neu-
raut, wo ich heute früh drei Uhr au'fgestanden
und von wo ich um 4 Uhr ausgerückt bin. Seit
-Oppruggen wandere ich in Gesellschaft des Ni-
kolaus Schnalzer allda."
„Und auf welchen Wegen ist Er?" wandte
sich der Richter an den Gemsenhirt.
„Ich -war in Lamds'kron draußen bei meinem
Herrn, dem Grafen Höllenstein, d-em ich etwas
-zu -überbringen hatte", erwiderte der junge
-Mann-; „seit gestern ab-eNd -bin ich auf -dem
Heimweg -von der Stadt her."
„Hat Er Zeugen für di-e Wahrheit seiner
Aussage?"
„Das -geht den T.... l was an!" brauste der
Gemsenhirt auf.
„Bei Gericht gilt -ohne Zeugen keine Aus-
sage."
„Ich hin aus eine AusW-e keineswegs erpicht.

Wenn der Herr Richter mich nicht braucht
brauch ich i h n um so weniger."
Er drehte sich um und wollte fortgehen.
Aber das GchirmmänUlein hielt -ihn fest, indem
es rief:
(Fortsetzung folgt.)

rrstteleBe
Kreuzworträtsel


Waagerecht: 1. Dmmen-einteilu-ng, 3.
Hauptstadt von Kuba, 5. Fürwort, 6. Klage-
laut, 8. Frauennam-e, 11. Wochentag, 12.
Rinn-tz, 1ü, Wasserbau, 16, Muß zum Neckar.

(Ganz ausgeschrieben)" —-Nebenbei .
die Abschrift eines Dienstprotokolls. Da
war der Zettel gefunden worden bei einem I
gen Burschen, den man des Morgens stutz
grauen Regen-dunst -aufge-grifsen Hatte, vls
sehr -ungeschickt, Leuten, -die ins Geschäft er
und keine Zeit hatten, einige wertvolle Nr v'
Armbänder, Halsketten feilbot. Er vreivte,
mehr -dafür zu bekommen, als beim Juw« '
Man hielt die Goldsachen für gestohlen. Es M
sich aber heraus, daß dieser Bursche der Sei >
ankläger war. Beim ersten Verhör brach
junge Mensch zusammen. „Ehrlich währt .
längsten", stammelte er und schrieb hinterher '
was er zu bekennen hatte. Aussprechen w
er es nicht. Sein Vater war der Kaufmann "
der Konkurs machte, weil er, wie er erklärte,
modernen Eeschästsstücken nicht gewachsen/-
Seine Chr-e ließ ihm keine Ruhe, von MU
Hände Arbeit auch -den Rest seiner Schuldens
bezahlen. Als -er einsah, daß er nie -dazu kaww
würde, tötete er sich in einem Anfall
Schwermut. Seine Frau vermietete von
Zimmern ihrer Wohnung einige. Sie wurde a
so oft betrogen, daß sie keinen Gewinn, dvv
hatte und vor Aerger und Sorgen anfing
kränkeln. Sie nahm sich sine ganz kleine W
nung und verkaufte die wertvollsten von iw
alten Möbeln. Aus dem Erlös kaufte sie rtzr
Tochter, die angefangen hatte, in kleinen Dpi
g-eschäften für eine Firma in der Stadt Waiw
artikel abzusetzen, der besseren Beförderung tz
der ein Motorrad. Sie hatte keinen Erfolg
mit. Mit nichts hatte sie richtigen Erfolg. "
sonst versuchte sie eine Stellung zu erhalten,
in etwa ihrem Herkommen angemessen w a -
Vergebens. Was hatte sie auch gelernt? D
Haushalt, gewiß, doch-damit konnte sie als Kow
nicht ihre Mutter ernähren und pflegen. Da t
sie schließlich auf -den Gedanken, sich als Bnrlw
zu verkleiden und sich mit dem Motorrad als o
schästsdiener anzubieten. Doch auch da habe i
versagt. Der Aufgabe, zugleich ehrlich und pro
tisch tätig zu sein, sei sie nicht gewachsen; "
wäre heutigentags zu schwer geworden.
Ich suchte sie auf, da ich hoffte, ihr eine Ske ?
als Kinderwärterin besorgen zu können, uev
gens da, wo sie selber, wie es sich herausstell
es vor Monaten vergeblich versucht hatte. '
blickte in ein vergrämtes, wenig schönes Gesiw-
Nur ihre Augen strahlten einen geheimnisvoll
Glanz aus, so daß ich an -den Zauber rn-erv
Tr-aumgesichtes erinnert wurde. Ich bemub
mich, ihr das Selbstvertrauen wiederzugeben,'
dem ich ihr von -der neuen Stellung sprach vv
ihr erzählte, von welcher guten, fröhlichen Sw-w
ster sie angelernt werden würde. Zu allen St«
lungen gebrauch« man Glück. Doch noch etw
Anderes. Im Leben genügt es nicht, nur eb
lich zu sein. Auf das Matz käme es an, wow
man die Ehrlichkeit anwende. Sonst könne rv-
sich und anderen Schaden und Unglück bringet?
Sie sagte dankbar, ihr Herz begriffe, daß tsv
Recht hätte. Doch ihr Lächeln verriet, da I
nichts begriffen hatte. .
Sie gestand es gewissermatzen, als ich sie v/sv
vielen Wochen wiedersah. Da war sie nicht vH
-die Geduld und Güte meiner Freunde in elve-
passenden Beruf zur Ruhe gekommen. Da leisste
sie nun etwas, da war sie beglückt mit den Kn
dein, die sie betreute. Beim Abschied hatte I
abermals das seltsame Lächeln von -damals a i
den nun wieder blühenden Lippen. Sie sagte.
„Gehen Sie mit ihren Ratschlägen, Sie Gvtf
Ehrlich währt -doch am längsten! Wenn ich tzt
nicht so ganz und gar ehrlich und ausriWS
wäre, könnten mich die Kinder nicht so,liebe '
wie sie es tun. Und dann hätte ich auch hier ve
sagt." -
Ich -sah sie betroffen, wahrscheinlich auch etwa
dumm an. Da scherzte sie: „Für die Kinder, a .
auf alle Weise so gern verstecken -spielen, w "
man in -der Liebe die Redlichkeit selber sein.' D
hatte ichs. Doch ich fühlte heiter, -daß sie nun gvv»
und wahrhaftig gesundet sei.

Senkrecht: 2. Eingeweide, 3. b-ib-li's^
König, 4. See in Tirol, 7. Himmelsrichtung?
8. Fluß zur Do-na-u, 9. Geistlicher, 10.
schiedsgruß, 13. Fürwort, 14. To-Nstu-fe. (ck>
1 Buchstabe.)
Streichholz-Aufgabe
Nus 8 Streichhölzern -sollen 2 Quadrate nv
4 Dreiecke gebildet werden. — Die Au-sg-av
scheint zunächst unlösbar, denn um -die,, ve
langten 6 Figuren einzeln h-erzust-ellen, -würd
2V Hölzer vonnöten sein. Die Aufgabe lau
aber natürlich nur so gelöst werden, daß v
einzelnen Hölzer zu gleicher Zeit zur Bilav u
der Seilen von mehreren der gewünschten »
guren verwendet werden.
Rätsellösungen aus der vorigen NuniM^
Spitzenrätsel: 1—3 Weib, 4—5 Lia, 1
Regent, 10—11 Baß, 14—13 er, 2-6/ 5
3—9 Beet, 4—12 Li-eba-u, 5—8 Ast,
Steg. Waagerechte Reihe: Wartburg-
Silbenrätsel: 1. Jerusalem, 2. Orchid^-
Hafer, 4. Av-ia-tik, 5. Naturgeschichte, 6. Bi-
österreich, 7. Anzengruber, 8. Gellert, 9. E" '
-pides, 10. Haiti, 11. Themse, 12. Uwarow, 1
Nelli, 14. Dohle, 15. Nordwind, 16.
17. Marmor. Johanna geht,
nimmer kehrt sie wieder. (Schw
„Jungfrau von Orleans".) ,.
Rätselhafte Inschrift: Was Fröhliche
gerät g-ut.
Suchbild: Bild aus -die rechte Seite
Die Kirchgängerin erscheint über -den Baun
in den Wolken.
 
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