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Licht, Hugo [Hrsg.]
Die Architectur Berlins: Sammlung hervorragender Bauten der letzten 10 Jahre — Berlin, [1877]

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https://doi.org/10.11588/diglit.19013#0019
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BLATT 21.

WOHNHAUS

in der Königsgrätzerstrasse No. 4,
ein älteres Gebäude, dessen Faeade in den Jahren 1872—73 von den Baumeistern Becker und Schlueter erneuert wurde.

Das obere Geschoss ist nach florentiner Manier durch Säulen zu einer Loggia geöffnet. Polirte
Granitsäulen tragen die Bogenstellungen der Fenster des ersten und zweiten Stockwerkes. Im Uebrigen
ist das Material Putzbau. Eine reiche Sgraffitodecoration deckt die Flächen. Die Portraitköpfe branden-
burgisch-preussischer Herrscher über den Fenstern heben sich von vergoldetem Grunde ab.

BLATT 23. 24.

VILLA

in der Königsgrätzerstrasse No. 2,
erbaut von den Baumeistern Orth und Knorlaucii in den Jahren 1872—73.

Die Zeichnung zu dieser zierlichen, in feinem italienischen Renaissancestil ausgeführten Villa rührt
von Cremer her. Das Material ist Putzbau.

BLATT 25.

VILLA AM WANNENSEE,

erbaut vom Baumeister Ende.

Zu den charakteristischen Merkmalen der neueren Bauperiode Berlins gehört auch die Verwendung
des heimischen Backsteinmaterials und die daraus resultirende Wiederbelebung des in der Mark seitdem
Mittelalter cultivirten Backsteinbaues. Die Villa Ende im Thiergarten vor Charlottenburg ist eines der
frühesten Beispiele für diese glückliche Bestrebung. Zahlreiche andere Beispiele bietet die umfangreiche
Villencolonie an den malerischen Ufern des Wannensees. Die dort von Ende erbaute Villa zeichnet
sich durch eine geschickte Nebeneinanderstellung einiger Wohnräume in Verbindung mit Loggien und
Baikonen auf geringer Grundfläche aus. Das decorative Element beschränkt sich auf einfache band-
artige Ornamente, die durch den Contrast zwischen hellen und dunklen Ziegeln hergestellt sind. Das
Material für den Kniestock und die zierlich durchbrochenen Giebel ist Holz.

BLATT 20. 27.

WOHNHAUS

am Lützowplatz No. 10,
erbaut von Prof. Gropius und Baumeister Schmieden in den Jahren 1874—75.

Obwohl Gropius und Schmieden im strengen Griechenthum der Schinkel'schen Richtung schaffen,
verzichten sie doch nicht ganz auf die Decorationsmittel, deren sich die jüngere Richtung der Berliner
Architekten bedient. So zeigen die Flächen des oberen Geschosses dieses Wohnhauses eine feine
Sgraffitodecoration im Geschmack der Renaissance. Die sinnige Inschrift, welche an den Fenster-
brüstungen dieses Geschosses entlang läuft, ist durch die Photographie, beziehungsweise durch den Licht-
druck so scharf wiedergegeben, dass sie mit Hülfe eines Vergrössenmgsglases auch für das schwächste
Auge lesbar ist. Sie lautet: Der Eine machts — der andre betraclits — der Dritte verlachts — was
niachts? — Die an und für sicli geringe Grundfläche des Gebäudes ist auf das geschickteste ausgenützt
und möglichst allen untergeordneten Räumen Luft und Licht zugeführt. Die Fagade ist in Putzbau aus-
geführt, das Dachgeschoss ist für ein Atelier hergerichtet.

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