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Leo Liepmannssohn, Antiquariat
Katalog (Nr. 174): Musiker-Autographen: darunter viele eigenhändige Musik-Manuscripte ; Bach, Beethoven, Berlioz ... (Katalog-Nr. 174) — Berlin: Leo Liepmannssohn, Antiquariat, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.57182#0143
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135

b) Leipzig: August Apel, bekannter Schriftsteller u. Jurist (?) (1771—1816); Georg Carl
Claudius, Redacteur des leipz. Tageblattes (1815); Schmiedel; Louis Smith; F. R. Wilgen-
roth, Jur., Pr. u. Cauonicus ; Wilhelmi (5).
c) Frankfurt a. M.: Gebhardt (3); eine Cora G. hat sich mit einer reizenden symbolischen
Zeichnung ihrer Gefühle beim Klange des Harmonichords verewigt; Höflich (2) u. A.
d) In Paris haben sich zahlreiche Deutsche z. T. aus Dresden eingetragen und unter
anderen Franzosen: Charles Charpentier (mit einem Kupferstichportrait) u. 4 Glieder
derselben Familie.
Ein handschriftliches Register erleichtert die Uebersicht des sehr inhaltreichen Stamm-
buches, dessen Einträge z. T. auf das Harmonichord Bezug nehmen.
2334 Meyerbeer (Giacomo), der berühmte Komponist (1791—1864). Sein
Stammbuch ein Band von etwa 150 Seiten quer-8° in altem Leder-
band, auf dem Vorderdeckel mit goldnen Lettern: Meyer Beer 1810.
Mit Goldschnitt und schönen alten Vorsatzpapieren. 550. —
Das ausserordentlich interessante Stammbuch enthält 26 eigenh. Eintragungen seiner Freunde mit
Unterschrift auf 27 Seiten, welche alle vom März u April 1810 datiert sind. — Meyerbeer ver-
einigte [nach Mendel, Meyerbeer’s Leben, Berlin, R. Lesser, S. 19] „dem Gebrauch der
damaligen empfindsameren Zeit gemäß .... alle seine Lieben in ein Stamm-
buch [das hier vorliegende], um dasselbe als einen Talisman mit in die Ferne zu
nehmen.“
Er trat damals (i. J. 1810) aus dem häuslichen Kreise in die Welt, um von Berlin nach
Darmstadt überzusiedeln, wo er seinen Studien unter dem berühmten Abt Vogler obliegen sollte.
Trotz seiner 19 Jahre stand er als Klaviervirtuose und auch als Komponist schon in größtem An-
sehen, und welche Hoffnungen man auf ihn setzte, geht am klarsten aus den Einträgen seiner
Lehrer (siehe unten) in unser Stammbuch hervor.
Dieses enthält eine Anzahl der Hauptrepräsentanten des damaligen geisti-
gen und musikalischen Berlins.
An erster Stelle sei erwähnt der Eintrag des grossen Schauspielers Iffland. (Ein Spruch
Goethes (?) mit herzlichen Abschiedsworten darunter: „mit Achtung und herzvoller An-
erkennung.“) — Dieselbe Anerkennung drücken aus die Einträge seiner musikalischen Lehrer
Bernhard Anselm Weber, sein Theorielehrer (1766 —1821) und Franz Lauska, sein
Klavierlehrer (1764—1825), sowie des letzteren Gattin Caroline Henriette Lauska.
Weber schreibt u. a.: „Erringe den Lorbeer mit dem Dein Genius Dir schon
winkt“ . . . und Lauska: . . . . „Vertrauen Sie sich, und denen Menschen. Das
aechte wird immer von ihnen geachtet“ u. s. w. . . . Joh. Friedr. Reichardt, der
berühmte Komponist u. Schriftsteller (1752—1814) spendet einen schönen Vierzeiler u. unterschreibt
sich „Ihr treuer Freund“. Es folgt ein 2 Seiten füllender Eintrag von D. Fr i e dl a e n d e r,
der berühmte Philosoph u. Schüler Moses’ M end el s s o hn’ s, David Friedländer
(1750 —1834). Er steuert einen Spruch seines „unsterblichen Lehrers“ (Moses Mendelssohns?) bei,
mit herzlicher Nachschrift.
Ferner folgen Einträge des berühmten Dichters Ludwig Robert (1778—1832), der Aerzte und
Naturforscher Joh. Benj. Erhard (1766—1827), Joh. Georg Tralles (der Erfinder des Volum-
Alkoholometers) (1763—1822) & L. Rintel, des Rechtsgelehrten Joh. Heinr. Schmucker
(1753—1822). Aus dem Verwandtschaftskreise sei zuerst erwähnt ein Eintrag seines damals
10 Jahre alten Bruders M[ichael] Beer, der einen 4zeiligen Vers von üz in kindlichen
Zügen auf liniierten Bleistiftsstrichen einträgt.
Es folgen die Tanten Seraphine m Henriette Ephraim, der Onkel M. F. A. Ephraim, die
Vettern u. Cousinen Paul, Meyer u. Minette Ephraim und Babet Moses, sowie „Benda
Erzieher der Ephraimsehen Kinder“ (wohl ein Mitglied der berühmten Musikerfamilie). Es seien
ferner noch erwähnt die Einträge von: „Wolff senior“ (Regisseur der Königl. Schauspiele?),
Liebermann u. Adelaide Schlesinger, Charlotte Bischoffwerder, P. J. A. (?) Fillion und
F. Wimmel.
Prachtstück allerersten Ranges.
2335 Sammlung von 147 musikalischen Albumblättern berühmter zeitgenössischer
Künstler aus den Jahren 1893—1907. Jedes der 74 doppelseitigen, aus
starkem Garton bestehenden Blätter wird zur einen Hälfte von der Photo-
graphie des Künstlers (in Kabinetformat), zur andern von einem daneben
stehenden eigenhändigen musikalischen Stammbuchblatt mit Widmung und
Unterschrift ausgefüllt. Jedes Blatt misst 22 : 30 cm. 600. —
Eine in solcher Vollständigkeit wohl kaum nochmals existierende Sammlung von Portraits und
Autographen fast aller zeitgenössischer Grössen der Musik- und Theaterwelt um
die Wende des 19. Jahrhunderts.
Von Komponisten seien u. a. erwähnt:
Edvard Grieg mit einem Eintrag von 8 Takten eines Allegro alla Minuetto seiner f-dur-
Sonate;
Richard Strauss mit 16 Takten aus seinem Heldenleben;
Sarasate mit 4 Takten eines Alegretto in G;
Hans Pfitzner mit musik. Citaten aus dem Fest auf Solhaug, dem Armen Heinrich und
einem Scherzo (zusammen 20 Takte);
ferner G. V. Stanford, Elgar, Sousa, Cowen etc.
Unter den ausübenden Künstlern befinden sich fast sämtliche Namen von Klang, wie
Joachim, Ysaye, D’Albert, Lamond, Paderewski, Busoni, v. Vecsey, Godowski,
Auer, Rosenthal, Säuret, J. Kubelik, E. v. Dohnänyi, M. Elman, T. Carreno,
Siloti, Popper etc.
Die bedeutenden Mu s i k diri gent e n sind nahezu vollzählig vertreten. Es finden sich
Weingartner, Schuch, Nikisch, Mottl, Volbach, Fr. Steinbach, H. Richter,
Muck, Ant. Seidl.

Leo Liepmannssolin. Antiquariat. Berlin SW. 11, Bernburgerstr. 14.
 
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